30. „Macht keinen Blödsinn, verstanden?"

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Sollte sie ihre Tränen in Apples Mähne verstecken? Oder sollte sie zurück zu ihm und ihm ins Gesicht schlagen? Das Kichern der Rekruten hörte nicht auf.

„Bist du sicher?", hörte sie einen der Jungen ungeniert fragen. In ihrer Ecke beim Hintereingang war sie für den Rest der Anwesenden unsichtbar.

„Ja. Er soll einen ziemlichen Verschleiß an Mädchen gehabt haben. Heißt es", antwortete ein anderer.

„Über wen spricht ihr?" Dieses junge Mädchen mit den rotblonden Haaren hatte sich zu den Jungen dazugesetzt. Sie trank einen Schluck und blickte erwartungsvoll in die Runde.

„Über deinen geliebten Levi Heichou."

Während sich die Wangen von Petra rot färbten, blickte Chagara auf ihre weißen Fingerknöchel herab.

„Er ist nicht mein geliebter Levi Heichou." Das Mädchen klang nicht überzeugend.

„Jaja. Vielleicht bist du es ja auch gewesen." Der dunkelhaarige Junge grinste sie breit an.

„Was?", wollte Petra wissen.

„Es heißt, Levi Heichou hat letzte Nacht Damenbesuch gehabt. Jedenfalls waren weit nach Mitternacht Stimmen aus seinem Zimmer zu hören. Und eine soll weiblich gewesen sein", erklärte der Dunkelhaarige. „Aber das ist ja noch nicht alles", fügte er hinzu.

Oder sollte sie zuerst dieser Nervensäge den Mund stopfen?

„Stimmt. Ein Frühstück ist nicht alles, was es in diesem Ausbildungscamp gibt." Erschrocken drehten sich die Rekruten um und blickten in Shadis' ausdrucksloses Gesicht. „Ich wundere mich nur, dass ihr alle noch vergnügt vor euren halbvollen Tellern sitzt, wenn in sieben Minuten die Trainings losgehen."

Hastig stopften die Rekruten das restliche Frühstück in sich hinein. Selbst die Nervensäge hatte nun den Mund voll mit dem Reisbrei und war endlich verstummt. „Petra, Jakob", Shadis sprach die Rothaarige und die Nervensäge an. „Von euch hätte ich mehr erwartet." Mit diesen Worten verschwand Shadis aus der Kantine. Die Rekruten rannten mit ihren Tabletts zur Tablettabgabe und stürmten schließlich aus dem Raum.

Chagara blieb allein zurück. Ihren Reisbrei hatte sie während des Gesprächs über Levis Frauengeschichten heruntergewürgt. Aber ihre Scheibe Brot? Schlecht gelaunt holte sie ihr sauberes Taschentuch hervor und wickelte das Brot darin ein. Vielleicht sollte sie einfach nur bei ihren Jungs bleiben. Bei ihrem Team. An der Seite von Peter. Das war eh schon weitaus mehr als sie sich im Kindesalter hätte erträumen können. „Peter." Chagara brachte ihr Tablett weg. „Wieso bist du eigentlich immer noch bei Pixis an der Mauer Maria?" Und wo waren Paul, Jimmy und Steve?

***

Peters Augen verengten sich, während er durch das Fernrohr sah. Nein, seine Augen spielten ihm keinen Streich. Da hinten am Horizont stieg leichter Rauch auf. Die Gänsehaut hatte er nicht nur dem kühlen Wind am frühen Morgen zu verdanken. Sondern auch folgendem Gedanken: „Wer hatte mitten im Wald ein Feuer gemacht?" Es war sicherlich ein Lagerfeuer. Waren es der Priester und sein Stallbursche? Aber hatten sie es tatsächlich bis dort geschafft? Und warum machten sie mit einem Lagerfeuer auf sich aufmerksam? „Oder", Peter schluckte. „Oder waren es die noch fehlenden drei Spaziergänger?" Drei weitere Titanen-Menschen? Peter hypnotisierte die dünne Rauchsäule. Er wollte sich die Stelle so gut es ging einprägen. Dann verließ er die Mauer und lief auf die Kantine zu, in der er Jimmy vermutete.

Er hatte Paul am Tag zuvor zu Shadis' Ausbildungscamp geschickt. Der ehemalige Vize-Kommandant sollte zusammen mit Steve, die geliehenen Pferde zurückbringen und mit den eigenen Pferden zurückreiten. Peter war das Gefühl nicht losgeworden, dass er seine treue Stute brauchte. Jetzt wusste er auch wieso. Er musste raus. Vor die Mauern. Nachsehen, wer im Wald ein Lagerfeuer gemacht hatte.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt