86. „Ist das wirklich Levi Heichou?"

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Natsuki hielt ihrer Mutter die Ladentür auf. Als Ayumi mit ihrem Brot unter dem Arm an ihrer Tochter vorbei ging, hörten sie die Kirchenglocken. „Zwei Uhr." Natsuki riss die Augen auf. „Wenn ich jetzt schon losgehe, könnte ich doch vorher zu ..." Sie hatte ihren Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, als sie bereits mit den zwei Körben die Treppe hochlief – ohne von den Personen im Teeladen auch nur Notiz zu nehmen.

„Was?" Ayumi sah ihrer Tochter hinterher. Zwar hatte sie zum ersten Mal seit Tagen wieder einen Funken Leben in den Augen ihrer Tochter gesehen. Aber einfach wortlos wegrennen, war nicht Natsukis Art. Kopfschüttelnd blickte sie zu den Tischen. An einem saß Naoki. Lesend. Und ihm gegenüber Josefine.

„Josy!", rief Ayumi fröhlich. Seit ein paar Wochen kam Josefine regelmäßig vorbei und lernte mit Naoki.

Niles Tochter blickte von ihrer Matheaufgabe lächelnd auf. „Hallo, Frau Ackerman."

„Stör sie nicht", grummelte Naoki und blätterte eine Buchseite um.

„Aber ..." Irritiert musterte Ayumi den Ausdruck ihres Sohnes. Es war Levis vorwurfsvoller Blick aus ihren Augen. „Lass sie nicht verdursten", murmelte Ayumi, deutete auf Josys leeres Wasserglas und ging leise die Treppe hoch, auf der ihr Natsuki schon wieder entgegenkam.

„Wo willst du hin?", fragte Ayumi verwirrt.

„Zur Apotheke! Ich muss Onkel Steves Bestellungen abholen." Natsuki vermied den Blickkontakt. Es war nur die halbe Wahrheit.

„Aber denk dran, dass du rechtzeitig wieder hier bist. Du musst helfen –"

„Ja", unterbrach Natsuki ihre Mutter hastig und rannte weiter.

„Okay." Kopfschüttelnd setzte Ayumi ihren Weg fort. „Soll ich in Zukunft selbst backen?", überlegte sie, als ihr Blick auf das Brot fiel. „Das könnte billiger sein, wenn wir belegte Brote im Laden anbieten."

Natsuki hatte beide Körbe auf den Tisch gestellt. Nach der Geburt der jüngsten Ackerman-Zwillinge hatte die Familie auf Ayumis Wunsch hin die Möbel in ihrem großen Küchen- und Wohnzimmerraum leicht umgestellt. Der große Esstisch stand nun nicht mehr in einer Ecke hinter dem Sofa, sondern mittig. Das Sofa war ein Stück nach hinten gerutscht und der Platz zwischen Wand und Sofarückseite sollte eine kleine Krabbel- und Spielecke für Nobuki und Nori sein. Doch der flauschige Teppich in der Spielecke – auf dem regelmäßig alle Ackermans mit den Babys lagen und mit ihnen kuschelten, ihnen Geschichten vorlasen oder mit ihnen die Teddybären oder Holzklötzchen befühlten – fehlte. Und auch die Wiege, die stets vor dem Teppich stand, war nicht da. Ayumi runzelte die Stirn. Eigentlich hatte sie ihre jüngsten Kinder dort hineingelegt, bevor sie mit Natsuki zum Markt gegangen war. Und auf dem Sofa fehlte jede Spur von ihrem Mann. Er hatte es sich dort mit einer Decke gemütlich gemacht. Nur die Decke – ordentlich und faltenfrei zusammengelegt – gab noch einen Hinweis auf das gemeinsame Mittagsschläfchen.

„Levi?" Ayumi bemerkte einen leichten Duft von Lavendelseife. „Hat er geputzt?" Als sie ihr Brot auf den Tisch legte, öffnete sich die Schlafzimmertür und Levi trat mit einem Staubwedel heraus. „Was machst du da?", fragte seine Frau, als sie die Tomaten und Gurken auspackte.

„Wir machen sauber", antwortete Levi und tätschelte mit seiner freien Hand das Köpfchen seiner Tochter. Da Ayumi nur eins ihrer Babys im Wickeltuch vor Levis Brust erkannte, fragte sie besorgt: „Und wo ist Nobuki?"

Als Antwort drehte Levi sich um. Nobuki hatte er sich auf den Rücken gebunden. Kaum hörte Nobuki jedoch die Stimme seiner Mutter, gab er erfreut ein paar Laute von sich.

„Hey, mein Schatz", rief Ayumi lächelnd und warf ihm mehrere Küsse zu, woraufhin sich Nobukis Ärmchen und Beinchen stärker bewegten.

„Oi", maulte Levi seine Frau an. „Lass das. Kaum bist du da, fängt er wieder das Zappeln an."

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt