Schweißperlen liefen über Levis Stirn, als er versuchte, seinen Jungen einzuholen. Als er ihn endlich sah, blieb sein Herz stehen. „NAOKI! NICHT!", schrie Levi kreidebleich.
Verwundert drehte sich sein Sohn um. Er stand am Rande einer Klippe.
„Dieses Gör will doch jetzt nicht allen Ernstes springen?", dachte Levi schwer atmend und näherte sich seinem Sohn.
Vorsichtig blickte Levi über den Rand. Unter ihnen schlugen die Wellen gegen die Felsen. Vor lauter Angst hätte er ihm gerne eine Ohrfeige verpasst. Aber sein Sohn könnte das Gleichgewicht verlieren und runterfallen.
„Geh vom Rand weg", meinte Levi leise und hielt Naoki seine Klamotten hin.
Stumm schlüpfte Naoki in seine Hose und zog die Hosenträger hoch, während sein Vater sich langsam auf den Boden setzte und die zitternden Hände in seinen Schoß legte. Mit offenem Hemd setzte sich Naoki neben seinen Vater.
„Du wärst doch jetzt nicht ernsthaft gesprungen?", fragte Levi, während Beide auf das Meer hinausstarrten.
„Doch", war Naokis knappe Antwort. „Wir springen oft von hier oben", erklärte er, als er die Panik in den Augen seines Vaters sah. „Ist nicht gefährlich für uns."
„Bist du gern am Wasser?", fragte Levi, als er bemerkte, dass sein Atem ruhiger wurde.
Naoki zuckte mit den Schultern. „Hier bin ich halt aufgewachsen." Er sah zu, wie sein Vater sein rechtes Bein massierte. „Warst du nie im Wasser?"
Levi mochte den neugierigen Klang in Naokis Stimme. Auch wenn er ihn nicht ansah, wusste er, dass sein Sohn sein Gesicht studierte und in Gedanken mit seinem eigenen verglich. So wie bei ihrem gemeinsamen Frühstück. „Nein. Und du tauchst auch?"
„Mh. Ist wahrscheinlich so wie das Fliegen früher für dich war", meinte Naoki.
Levi runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?"
„Wenn du mit deiner Ausrüstung durch die Luft geflogen bist, hast du dich doch sicherlich frei gefühlt", antwortete Naoki. „So ist es auch beim Tauchen. Du kannst alles um dich herum vergessen."
Levis Hände drückten seinen Stock. „Wir waren nicht frei", begann er traurig. „Beim Fliegen. Wir mussten fliegen, um zu töten. Und wenn man Pech hatte, wurde man getötet. Viele hatten Pech."
„Hattest du Angst? Dass du stirbst?", fragte Naoki und schnippte ein Steinchen von der Klippe.
„Erst als ich mit eurer Mutter zusammen war. Dann kamen die Gedanken. Was, wenn sie schwanger wird und ich doch eines Tages in einem Kampf sterbe. Was wird dann aus ihr und dem Kind?"
„Warum seid ihr dann nicht einfach weggegangen?"
„Das hat was mit Verantwortung und Respekt zu tun", sagte Levi und zog sein Taschentuch heraus. „Wenn du Menschen um dich herumhast, die dir etwas bedeuten, dann willst du, dass es ihnen gut geht. Und einfach so aufgeben, ist unfair allen anderen gegenüber, die bereits ihr Leben verloren hatten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Sie wären sonst umsonst gestorben." Er wischte den Sand von seinen Händen. „Dass wir jetzt frei sind, haben wir vielen Menschen zu verdanken. Nur leben die meisten von ihnen nicht mehr."
Naoki sah das traurige Lächeln seines Vaters. „Hast du viele verloren?"
„Fast alle", antwortete Levi kaum hörbar und wuschelte seinem Sohn durch die Haare. Sie fühlten sich an wie Ayumis.
„Papa?"
„Mh?"
Naoki zeigte auf die langsam untergehende Sonne. „Können wir heute am Strand schlafen?"
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Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)
FanfictionLevis größte Herausforderung? - Ayumi Chagara, Soldatin einer Spezialeinheit. Chagara nervt. Aber irgendwie anders. Und plötzlich hat Levi lauter neue Gedanken: Beziehung, Familie, Kinder, Haus, Teeladen. Aber darf ein Soldat des Aufklärungstrupps u...