Levi sah in den Spiegel. Wasser tropfte aus seinen Haaren. Pferdescheiße. Es hatte wie früher gerochen. Levi lachte bitter auf. In der Unterwelt hatte es genauso gestunken. Immer. Obwohl es keine Pferde gab. Es war genauso dunkel gewesen wie in der Unterwelt. Und sein Magen hatte geknurrt. Wie damals. Er drehte den Wasserhahn auf und wusch sich erneut die Hände. Und noch etwas war ähnlich gewesen. Ein bisschen. Ein kleines Licht. Ein bisschen Wärme. Levi verrieb den Seifenschaum auf seinen Händen. Damals hatte seine Mutter alles versucht, um sein Leben ein bisschen lebenswerter zu machen. Sie hatte alles getan, damit er weder frieren noch Hunger leiden musste.
Hatte sie Nadel, Faden und Stoff, hatte zuerst Levi eine neue Hose oder ein neues Hemd erhalten. Hatten sie etwas zu essen auf dem Tisch, hatte Levi stets die größere Portion bekommen. Gab es Brotsuppe, löffelte seine Mutter nur warmes Wasser mit ein paar Gewürzen. Konnten sie sich mal einen Apfel leisten, aß seine Mutter nur das Kerngehäuse.
Levi drehte das Wasser aus und trocknete sich die Hände ab. Hatte ihn Chagaras Verhalten an seine Mutter erinnert? Wieso hatte er sie machen lassen? Wieso hatte er sich von ihr die Jacke anziehen lassen?
Normalerweise hatten junge Frauen Angst vor ihm. Oder sie träumten von ihm. Ihm, der Hoffnung der Menschheit. Aber dann versuchten sie ihn mit ihren Reizen rumzukriegen.
Nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, verließ er das Badezimmer. Aber in keine der beiden Kategorien konnte er Chagara einordnen. Sie passte aber auch nicht in die Kategorie, in die er Hanji gepackt hatte. Hanji, die Nervensäge, die öfters an ihm klebte und ohne Unterbrechung redete. Levi schüttelte den Kopf und blickte aus dem Fenster.
Er hatte Chagara zweimal durch Zufall gesehen. Beim letzten Mal waren sie zusammengestoßen. Und ihre Nettigkeiten waren sicherlich nur ihre Art gewesen, sich zu entschuldigen. So einfach. Levi zog den Vorhang zu.
Doch im nächsten Moment fiel ihm wieder ihre erste Begegnung ein. Was hatte sie schon durchmachen müssen, um solche Narben zu haben? Sicherlich waren sie nicht von der Ausbildung. Levi sog die Luft ein. Und wieso roch sein Zimmer nach Hühnersuppe?
Er drehte sich zum Schreibtisch um. Wie kam das Tablett dahin? Neugierig trat er näher. War es Erwin gewesen? Weil er Geburtstag hatte? Nein, Erwin würde so etwas nicht tun. Eine Schale mit Hühnersuppe. Sogar drei kleine Stücke Fleisch schwammen in der Brühe. Eine Scheibe Brot und ein Apfel lagen auf einem Teller daneben. Und eine Tasse Tee. Levi griff nach der Tasse. Sie war noch warm. Kamillentee. War es Chagara gewesen? Sein sanfter Blick fiel auf die geschlossene Zimmertür.
Hatte er nicht abgeschlossen? Doch. Erst als er den Schlüssel umdrehte, sprang die Tür auf. Auf dem dunklen Gang war niemand zu sehen. Levi ging zurück ins Zimmer und sperrte wieder ab. Er war also nicht der Einzige, der Türen problemlos öffnen konnte.
Erst jetzt fiel sein Blick auf die sauber zusammengelegte Decke, die auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch lag. Er roch den Duft von Lavendel, als er sich die weiche Decke um die Schultern legte und sich vor das Tablett setzte. Levi tunkte ein Stück Brot in die Suppe und aß es.
Chagara konnte also Türen aufbrechen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Ob sie auf der Straße groß geworden war?
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Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)
FanfictionLevis größte Herausforderung? - Ayumi Chagara, Soldatin einer Spezialeinheit. Chagara nervt. Aber irgendwie anders. Und plötzlich hat Levi lauter neue Gedanken: Beziehung, Familie, Kinder, Haus, Teeladen. Aber darf ein Soldat des Aufklärungstrupps u...