18. Wir werden zu Kirchgängern

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Es staubte als sich Chagara wie einen schweren Sack in die Heuballen fallen ließ. Sie konnte nicht mehr. Aber wenigstens hatte sie es noch zu den Heuballen geschafft. Ron war abgestiegen, hatte Jimmy die Zügel in die Hand gedrückt und war auf dem Boden zusammengebrochen. Chagara beobachtete, wie er vom Bauch auf den Rücken rollte und laut seufzte. Seine braunen Haare klebten vor Fett und Schweiß an seiner Stirn fest. Der Einzige von den Dreien, der weiterhin eine gute Figur machte, war Paul. Mit einem leichten Lächeln war er vor Peter getreten und hatte einen Sack vor ihm abgestellt. Dann ließ er sich gegen die Wand fallen. Der ehemalige Kommandant musterte stumm seine drei Soldaten. Ayumi lag schwer atmend über den Heuballen, Ron lag zitternd mit ausgestreckten Armen auf dem Boden und Pauls ruhige Erscheinung wurde von seinen Augen zerstört. Sie sprachen Bände. Es waren kräftezerrende Tage für die Drei gewesen. Kräftezerrend und enttäuschend, wie Peter aus Pauls Blick ablesen konnte. „Bin ich dieses Mal zu weit gegangen?", dachte Peter. Er ahnte, was in dem Sack vor ihm war. „Zum Glück seid ihr unversehrt zurückgekommen."

„Wo ist sie? Wo ist sie?", Steve stürmte aufgebracht in den Stall. Gestern war er noch im Hauptquartier gewesen. Doch dann hatte Peter ihn gepackt und er musste mit ihm und Jimmy zur alten Unterkunft aufbrechen. Sie hatten weiterhin bei Shadis und dessen Ausbildungscamp Ausrüstungen und Materialien liegen. Peter wollte Nachschub zum Hauptquartier bringen. Steve kannte den ehemaligen Kommandanten aber nur zu gut. Peter hoffte, dass Paul, Ron und Ayumi bereits bei Shadis Zwischenstopp machen würden. Das Ausbildungscamp war näher und Shadis würde nie Fragen stellen.

„Wo...", begann Steve erneut, als er die kleine Gruppe erreichte. „Wo ist meine Möwe?", fragte er kleinlaut und sah jeden Einzelnen der Reihe nach an. Peter starrte auf den braunen Sack vor ihm. Ayumi schien bereits zu schlafen. Jedenfalls hatte sie die Augen geschlossen und gab keinen Mucks von sich. Wenigstens atmete sie. Ron packte Steve am Stiefel, aber er war zu erschöpft und brachte keinen Laut über seine Lippen. Paul deutete mit einem Nicken auf den Sack. Langsam ging Steve auf den Sack zu, bückte sich und öffnete ihn vorsichtig.

„Aber... Ist sie etwa..." Steve schluckte als er kalte Federn ertastete. Vorsichtig zog er den leblosen Körper heraus. Es war tatsächlich eine Möwe. Sie sah so aus, wie der Vogel in seinen Büchern. „Aber wieso?", jammerte Steve und streichelte das tote Tier.

„Sie ist mitten in das Maul eines Titanen geflogen", brachte Ron mühsam hervor.

„Also habt ihr kein Meer gefunden?" Steve Stimme versagte, während er wütend auf den Holzboden schlug.

Paul schüttelte nur langsam den Kopf.

„Wenn das wieder passiert, tretet ihr sofort den Rückzug an. Keine unnötigen Operationen und kein unnötiger Kampf gegen Titanen. Verstanden?", sprach Peter bestimmt.

„Aber wir brauchten doch ein Geschenk für Stevie", meinte Ron.

Steve wickelte den toten Vogel behutsam in den Sack und stand auf.

„Wir dachten halt, es trägt zur Truppenmotivation bei. Wenn es diese Möwen gibt, muss es auch das Meer geben und somit vielleicht ein besseres Leben für uns", erklärte Paul ihre Entscheidung, die Möwe aus dem Titanen rauszuholen.

Peter nickte.


„Wie spät?"

„Nach 16 Uhr", antwortete Peter auf Rons Frage.

„Haaah, noch drei Stunden bis zum Abendessen", fluchte Ron.

„Du brauchst mehr als drei Stunden, um dich zu säubern", erklärte Steve im Vorbeigehen mit gerümpfter Nase. Die Drei stanken schlimmer als ein Schweinestall. „Nicht!", quietschte Steve, als Ron erneut nach seinem Stiefel griff. „Peter!" Hilfesuchend sah er zum ehemaligen Kommandanten.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt