14. Alte Zeiten - „Hast du keine Würmer gefunden?"

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Keith Shadis lehnte sich an den Baumstamm an. Die Mittagssonne brannte ungnädig auf die Soldaten auf dem Trainingsplatz nieder. Der Kommandant schüttelte den Kopf. „Wo ist nur eure Teamfähigkeit?", fragte er sich. Sicher, er konnte nicht alle Fehler auf die Mitglieder des Aufklärungstrupps schieben. Doch wenn sie während ihrer Ausbildung nicht einmal Teamwork lernten und lebten, waren die Überlebenschancen vor den Mauern gleich null. Hinzu kam, dass scheinbar keiner zum Aufklärungstrupp wollte. Sie alle träumten von einem sicheren Leben in der Militärpolizei. Doch nur die zehn besten pro Ausbildungsjahrgang durften zu dieser Einheit. Dies trieb den Ehrgeiz der einzelnen Rekruten an und sorgte für noch weniger Zusammenarbeit.

„Wieso hast du nicht um Hilfe gebeten?", hörte er einen der Ausbilder fragen. Ein junger Bursche von vielleicht 14 Jahren stand vor ihm und drückte einen Stofffetzen gegen seine blutende Hand. Kommandant Shadis schüttelte nur erneut den Kopf. Seit einem Tag befand er sich auf der Trainingsanlage. Er wollte den Nachwuchs kennenlernen und vielversprechende Talente für seinen Aufklärungstrupp gewinnen – ein scheinbar unmögliches Vorhaben, wie er feststellen musste. Hier wimmelte es nur von Einzelkämpfern, die alles taten, um in die Militärpolizei eintreten zu dürfen. Das Trostpflaster war die Mauergarnison. Und der Aufklärungstrupp? Durch die zunehmenden Expeditionen galt er als sicherer Tod.

„Ich brauche keine Hilfe", antwortete der junge Bursche arrogant.

„Wie ist das passiert?", wollte der Ausbilder namens Lukas wissen. Shadis kannte Lukas seit langem. Der einst Schwarzhaarige war nach fünf Jahren bei der Mauergarnison als Ausbilder zurück zur Trainingsanlage gekommen. „Wenn man die Ausbildung ändert, kann man vielleicht auch unsere Zukunft ändern", hatte er Shadis an einem Abend zugelallt. Es war ein schöner Gedanke – wie Shadis fand. Nur wenn das Herz der Jugend nicht für Veränderung und Verbesserung ihrer Situation brannte, würden sie alle weiterhin stillstehen und weiter gefangen hinter den Mauern auf ihren Tod warten.

„Als ich den Titanen umbringen wollte. Er bewegte sich plötzlich, ich musste ausweichen und stürzte ins Gebüsch", erklärte der Junge genervt und verzog den Mund. Er hatte festgestellt, dass der Ärmel seines Uniformhemds mittlerweile mit seinem Blut getränkt war.

„Junge, hättest du einen Titanen gesehen, hättest du dir vor lauter Angst in die Hose geschissen. Du hast gegen Holzkonstrukte verloren", dachte Shadis wütend.

„Geh zur Krankenstation", antwortete Lukas und sah dem Jungen hinterher, bevor er einen weiteren Namen auf seiner Liste mit Häkchen versah.

Von den Ankömmlingen waren 29 verletzt gewesen. 27 Verletzungen hätten definitiv vermieden werden können, wenn nicht jeder allein losgestürmt wäre. Shadis konnte einfach nur den Kopf schütteln.

„Komisch", murmelte Lukas und strich sich durch seinen Bart. Auch dieser wies mittlerweile graue Härchen auf. Ob es an dem Leben hinter den Mauern lag? An den egoistischen Jugendlichen, die er versuchte auszubilden? Oder einfach nur am Alter? Aber war 29 Jahre bereits ein Alter für graue Haare?

„Was?", fragte Shadis desinteressiert. Sollte er jetzt schon aufbrechen? Hier gab es niemanden, der sich für den Aufklärungstrupp interessierte, noch hatte Shadis an irgendeinem von diesen arroganten Blagen Interesse.

„Es fehlen noch vier", erhielt er als Antwort.

„Und?", fragte Shadis. Die Auszubildenden des 1. Jahres waren seit gestern in einer Übung. Sie sollten 24 Stunden allein im Wald klarkommen. Die ersten Ergebnisse und Berichte zeigten aber, dass die Auszubildenden das „allein" klarkommen, wieder sehr wörtlich genommen hatten. Die Ausbilder, die im Verborgenen die Jugendlichen beobachteten und teilweise in Fallen lockten oder angriffen, waren selbst nicht begeistert gewesen.

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt