Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)

49. „Es klang wie eine Bestie."

Mit geschlossenen Augen stolperte Ayumi in ihr Zimmer und fiel mit verschwitzter Uniform und Stiefeln auf ihr Bett. Unter knatschigen Lauten legte sie ihre Hand über die Augen. Ihr Zimmer war von der Mittagssonne hell erleuchtet und sie hatte keine Möglichkeit ihr Fenster abzudunkeln. „Ab Herbst wird es dann wieder reinregnen." Ayumi befühlte ihre Rippen. Sie waren stärker zu spüren. Seitdem sie wieder Nachttrainings hatte, schaffte sie es immer nur zum Abendessen und zum Frühstück. Das Mittagessen ließ sie meistens aus Erschöpfung und Müdigkeit ausfallen. Mit Erwin und Mike im Nacken trainierte sie mit den jungen Soldaten härter. Heimlich in die Küche zu schleichen und ihr Mittagessen später abzuholen, traute sie sich nicht. Sie hatte Angst, dass Erwin sie dabei sah und ihr Leben dadurch noch deprimierender werden würde.

Seufzend drehte sie sich zur Wand. „Sieben Tage." Seit einer Woche hatte sie Levi nicht mehr gesprochen und ihn höchstens aus der Ferne beim Training kurz gesehen. „Ob er gerade Pause hat? Ob er jetzt in der Kantine ist?" Ob sie doch zum Mittagessen gehen sollte? Und dann? Er würde sicherlich bei seinem Team sitzen. „Und mein Gesicht würde in den Teller fallen." Ayumi krabbelte mühsam unter ihr Kopfkissen. So war es etwas dunkler.

„Levi!"

Ayumi schreckte verschlafen hoch. War das ein Schatten? Gähnend rieb sie sich die Augen und fokussierte ihren Blick erneut auf die Tür. Tatsächlich. Jemand stand vor ihrer Tür und hatte ihre Klinke runtergedrückt.

„Levi, hast du einen Moment?", hörte sie erneut Erwins Stimme auf dem Flur.

Traurig sah Ayumi zu, wie der Schlüssel sich im Schloss wieder drehte, die Türklinke losgelassen wurde und der Schatten unter der Tür sich entfernte. Als die Schritte und Stimmen nicht mehr zu hören waren, zog sie fluchend ihre Stiefel aus und warf sie gegen die Wand. Wütend schmiss sie sich auf den Bauch und versteckte sich erneut unter ihrem Kopfkissen. Wieso musste der Kommandant ausgerechnet jetzt den Flur entlanggehen? Wollte Levi einfach nur so zu ihr oder hatte er einen Grund? Ayumi boxte in ihre Matratze. Sie würde es wohl erst in zwei Wochen erfahren. „Falls der Trainingsplan nicht wieder geändert wird", grummelte sie in ihr Laken. „Wobei ..." Mit einem Grinsen auf den Lippen schlief sie ein.

***

Mit zitternden Beinen stieg Konrad vom Pferd herab. Konnte es etwas Schöneres geben, als den Boden hinter den Mauern zu betreten? „Woher nehmen die beim Aufklärungstrupp nur immer wieder ihren Mut her?" Der Teamlead wischte sich den Schweiß von der Stirn und bemerkte, wie einer seiner Soldaten in Richtung der Toiletten raste. Lucas hingegen saß würgend auf dem Boden. „Ob wir jemals wieder unsere Normalität zurückhaben werden?", überlegte Konrad und hielt weiterhin die Zügel seines Pferdes fest. Er wusste nicht, ob seine Beine nachgeben würden.

Nach dem Fall der Mauer Maria war sein Team zur Mauer Rose gekommen. Die Soldaten um die Tore waren aufgestockt worden. Hatte der Verlust der Mauer Maria doch gezeigt, dass die Tore die tödliche Schwachstelle waren. Im Vergleich zu früher waren nun dreimal so viele Soldaten der Mauergarnison an den einzelnen Toren stationiert. Und immer schwebte die Angst über ihnen: Wann würden der Kolossale Titan und der Gepanzerte Titan wieder auftauchen?

Konrad steckte sein Taschentuch wieder ein und strich durch seinen dunklen Bart. Sie hatten eine gute Tat begangen. „Oder?" Warum hatte er dann weiterhin eine Gänsehaut? „Liegt es am Adrenalin?" Normalerweise waren von der Mauer aus immer Titanen zu sehen. Hin und wieder standen sie auch vereinzelt oder in kleinen Grüppchen direkt an der Mauer. Doch seit den frühen Morgenstunden waren plötzlich alle Titanen verschwunden. „Ob das mit diesem furchtbaren Schrei zusammenhing?" Bei dem Gedanken an den angsteinflößenden Schrei zuckte Konrad zusammen. „Es klang wie eine Bestie. Ob es dieser Kolossale Titan war? Oder der Gepanzerte Titan? Oder gibt es da draußen noch etwas Schlimmeres?" Erneut zuckte Konrad zusammen. Schließlich war er gerade da draußen gewesen. Zum ersten Mal in seinem Leben.