16. Schrei der Hoffnung

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„Tch." Levi biss fest die Zähne aufeinander. Sie waren mitten in einen Schneesturm geraten. Wo waren alle? Durch die Schneewand erkannte er nur vier weitere Soldaten. Das konnte nicht alles sein. Oder? Levi kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Vergeblich. Mike, Hanji, Erwin – Er konnte sie nicht sehen. Sicherlich wollte Erwin so schnell wie möglich zur Mauer Maria zurück und keinen unnötigen Kampf eingehen. Sicherlich hatte der Kommandant den Befehl zum Rückzug gegeben.

Das Wetter und die Titanen hatten die Formation des Aufklärungstrupps massiv gestört. Levi griff blitzschnell nach einem Ast, als sein Fuß über die gefrorene Baumrinde hinweg schlitterte.

„Ein Kampf gegen Titanen im Schnee", dachte Levi und setzte zum nächsten Sprung an. Durch den Frost griffen die Haken schlechter in den Baumstämmen. Die Äste waren glatt und der Schnee erschwerte den Kampf am Boden. Wieso mussten Titanen auftauchen? „Wieso haltet ihr keinen Winterschlaf?", fragte sich Levi. „Erwin, Hanji, Mike und die anderen sind sicherlich schon näher an der Mauer. Oder?"

„Rückzug. Zurück zur Mauer Maria", schrie Levi der Handvoll Soldaten zu, während er sein Schwert aus dem Nacken eines Titanen zog und sich schon wieder in die Lüfte schwang, um den nächsten Riesen auszuschalten. Wo war sein Pferd? Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er erneut seine Umgebung zu erkennen. Erneut zog er sein Schwert aus dem Nacken eines Titanen. Doch seine Sicht war so eingeschränkt, dass er die zu Boden fallende Hand des Titanen zu spät bemerkte. Levi donnerte zu Boden und schaffte es gerade noch sich wegzurollen, bevor der Kopf des getöteten Titanen auf der Stelle aufschlug, wo er eine Sekunde zuvor gelegen hatte.

Benommen lag er auf dem Rücken. Schneeflocken fielen in sein Gesicht. Würde er so sterben? Im Schnee? Wann würde man ihn finden? Im Frühling? Wieso sollte man ihn überhaupt finden? „Tch." Levi öffnete die Augen, rappelte sich auf und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Er würde erst sterben, wenn er einen erfolgreichen Teeladen führen würde. Dann könnte er mit einem Lächeln auf den Lippen in Ruhe und Frieden für immer einschlafen. Und bis dahin war es noch ein langer Weg.

Als er stand, bewegte er seine Gliedmaßen vorsichtig. Es schien nichts gebrochen zu sein. Sein eigenes Blut konnte er auch nicht erkennen. Als er einen Schritt nach hinten machte, knallte er gegen einen Rücken. Levi atmete hörbar aus. Er war nicht allein. Irgendein Idiot hatte sich seinem Befehl widersetzt. Doch dadurch waren seine Chancen wieder gestiegen. Er ließ sich leicht gegen den Kameraden fallen. Wer war bei ihm? So viele Soldaten in seiner Größe gab es nicht.

„Ich mag's nicht, wenn man versucht, den Helden zuspielen. Deshalb ehrliche und kurze Antworten."

Levi zog die Augenbrauen hoch, als er die Stimme hörte. Spielten ihm seine Sinne einen Streich?

„Bist du verletzt?"

Er hatte diesen Klang vermisst. „Schmerzen spüre ich keine", antwortete Levi knapp.

Er spürte den tiefen Atemzug der anderen Person. Hatte sie Angst? „Schaffst du den Titanen zu deiner Linken?"

Levi drehte sich um und blickte über Chagaras Schulter. „Deiner", erklärte sie mit einer Handbewegung nach rechts. „Meiner", fügte sie hinzu und deutete nach links. „In der Mitte stehen die Pferde. Da hinten laufen noch mehr Titanen. Treffpunkt bei den Pferden in 15 Sekunden." Levi musterte ihr Seitenprofil. Sie sah müde aus.

„EINS", rief sie und rannte los. Levi startete ebenfalls. Bei fünf hatte er seinen Titanen erklommen. Bei sechs den Nacken getroffen. Bei acht schlug der Titan auf dem Boden auf. Levi rannte in die Richtung, in der er die Pferde vermutete. In Gedanken hatte er weitergezählt. Erst bei zwölf hörte er einen weiteren Titanen zu Boden gehen. Hatte sie es geschafft? Unbeschadet? Bei 13 hörte er ein Pferd wiehern. Seins stand daneben. Er schwang sich darauf, galoppierte aber nicht los. Er wartete. Ob er doch keinen Teeladen eröffnen würde?

Chagara - Chaos in der Dunkelheit (Levi x OC FanFic / AttackOnTitan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt