Hochzeitstag

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Ich schaute nochmal genauer hin. War das wirklich ich? Ein blassblaues Kleid, dass mir bis knapp über die Knie geht, hellgraue Heels, vor denen ich jetzt schon Angst hatte, weißblonde Haare, die mir in weichen Wellen über den Rücken fallen und ein strahlendes Gesicht, dass zögerlich den Spiegel anlächelt. Das war ich und ich gefiel mir sehr. Zufrieden wandte ich mich also vom Spiegel ab und machte mich auf den Weg nach unten. Also ich die Treppe runter ging, passierte zum Glück nicht das Gleiche, wie beim Herbstball. Ich segelte nicht die Treppe runter und ich wurde auch nicht angestarrt, weil alle mit Kate beschäftigt waren, der gerade die Haare geflochten wurden. Also ging ich langsam die Treppe runter und stellte mich neben Chloe, die glücklicherweise Nicks Begleitung war. Sie hatte das gleiche Kleid an wie ich, da Kate wollte, dass wir die Blumenmädchen spielten. Wir waren zwar keine kleinen Mädchen mehr, allerdings taten wir das gerne für sie.

"Du siehst wunderschön aus, Kate", sagte ich ganz ehrlich gemeint zu Kate und musste meine Tränen unterdrücken.

"Danke, Kylie. Du siehst auch wunderschön aus. Wenn nicht sogar noch viel schöner", antwortete sie, "Mason wird beeindruckt sein.", setzte sie mit einem Lächeln hinzu. Ich wollte nicht dagegen reden, da es ihr Tag war, also hielt ich meine Klappe.

Zusammen mit Kate, Chloe und Maggie fuhr ich zur Kirche, wo die Trauung stattfinden sollte. Die restlichen Gäste waren alle schon dort. Jedoch führte Maggie Kate zum Altar und Chloe und ich streuten weiße Blütenblätter hinter ihnen. Wir bekamen dafür einen weißen Korb mit rosanen Blüten verziert. Wir hielten den Wagen vor der Kirche und steuerten diese an. Ich merkte, wie aufgeregt Kate war und fand dies sehr süß. An ihrer Stelle würde ich Wasserfälle heulen und wegrennen.

Als wir die Tür öffneten verstummte jegliches Gemurmel und alle standen auf. Kate wurde angestarrt und lächelte trotzdem ununterbrochen. Sie gingen voran und ich versuchte einen Blick auf meinen Dad zu erhaschen, der vorne aufgeregt seine Hände knetete. Chloe und ich sahen uns an, griffen gleichzeitig in unseren Korb und setzten uns in Bewegung. Wir verstreuten einige Blütenblätter und ich musste grinsen, so glücklich war ich. Kurz ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen und entdeckte einen zufrieden lächelnden Mason in den mittleren Reihen, der mich gebannt anstarrte. Ich lächelte ihm zu und schaute dann wieder nach vorne, wo wir bereits am Ziel angekommen waren. Chloe und ich stellten uns an die Seite und beobachteten das Geschehen.

Alles ging ganz schnell für mich. Der Priester hielt eine Rede und erzählte von Gott. Dann stellte er die wichtige Frage und erklärte sie anschließend zu Mann und Frau. Ich bekam nicht sehr viel mit, da ich damit beschäftigt war, zu heulen wie ein kleines Kind. Die Fotos, die der bestellte Fotograf gemacht hatte, würden allesamt eine heulende Kylie zeigen, was mir so gar nicht gefiel. Auch Chloe ließ einige Tränen fließen und strahlte ununterbrochen. Als Kate und Dad sich küssten, klatschten alle Gäste und standen erneut auf. Dann liefen die beiden glücklich den Gang zurück nach Draußen. Chloe und ich warfen noch unserere letzten Blätten und gingen ihnen hinterher. Ich erblickte Mason und Nick, die auf uns zukamen. Nick begrüßte Chloe mit einem Kuss und wischte ihr die Tränen aus den Augen, während Mason starr vor mir stehen blieb.

"Luke verpasst echt was. Du siehst wundervoll aus, Kylie", sagte er dann ehrlich, weshalb ich leicht rot wurde und mich dann bedankte. Ich hakte mich bei ihm ein und ging mit ihm vor die Kirche, um den beiden frisch verheirateten zu gratulieren. Als ich an der Reihe war, küsste ich Dad auf die Wange und tat dasselbe bei Kate. Sie gehörte nun schließlich endgültig zur Familie.

Später fuhren wir dann alle zurück zu Maggies Haus, wo tatsächlich auch die Party stattfand. Wir verbrachten einen lustigen Nachmittag mit viel Kuchen. Ich trank sogar eine Tasse verhassten Kaffee und unterhielt mich mit Kates Verwandten, die ich noch nie getroffen hatte. Ein gut gebauter Junge mit honigblondem Haar hatte mir wirklich viel am Buffet zu erzählen. Allerdings wurde er schnell wieder von Mason vertrieben, der mit mir tanzen wollte.

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