"So, jetzt erzähl bitte nochmal ganz genau und lass keine schmutzigen Details aus!", forderte Chloe mich auf, während sie ihr Auto in die Parklücke des Smoothie-Shops stieß.
Ich hatte keine Zeit ihr in der Schule davon zu erzählen. Natürlich musste sie mich jetzt ausquetschen. Nich nur, dass ich überhaupt diese grauenvolle Wendung durchgemacht hatte, in einem Materialraum wild rumzuknutschen, ich hatte es auch noch mit Luke getan. Diese Sache war nicht nur ein Schock für Chloe, sondern auch für mich, außer dass es Chloe wohl nicht ganz so schockte, da sie plötzlich zu grinsen begann, als ich ihr die ganze Geschichte erzählt hatte, ohne auch nur ein Detail auszulassen. Das war eigentlich gar nicht meine Art. Ich war wie ausgewechselt und das alles hatte ich nur Luke zu verdanken. Warum musste er auch so unverschämt gut aussehen und mich durcheinander bringen? Er kämpfte mit unfairen Mitteln. Ich war sauer auf ihn und das, meiner Meinung nach, zu Recht! Er hatte mich mit meiner Unschuld belogen. Das war wirklich kein Kavaliersdelikt!
"Du stehst auf ihn!", meinte Chloe, als wir bereits am Shop angekommen waren und meine Geschichte endete.
"Das tue ich überhaupt nicht!", widersprach ich ihr, vielleicht etwas zu hysterisch, denn sie glaubte mir kein Wort.
"Du lügst. So etwas merke ich. Erst recht, weil du eine grauenvolle Lügnerin bist!", entgegnete sie streng und stieß mir gegen die Schulter.
Ich hielt sie mir kurz, denn obwohl Chloe äußerst klein war, hatte sie einen ziemlich kräftigen Schlag drauf.
Ich wusste, dass sie Recht hatte. Welches Mädchen konnte Luke Micheals denn bitte wiederstehen? Bei seinem Aussehen, war das geradezu unmöglich! Also erwiderte ich darauf nichts. Das war Antwort genug für sie. Ihr war klar, dass ich tatsächlich auf ihn stand. Obwohl ich glücklich war, endlich jemandem davon erzählt zu haben, konnte ich sie jetzt schon sehen, wie sie mich vor der nächsten Party aufstylte und mich dann in Lukes Richtung schupste, natürlich nicht ohne ein Augenzwinkern. Und auch Nick würde es spätestens heute Abend wissen. Denn auch Chloe hatte mir einiges von ihrem Liebesleben erzählt. Sie und Nick waren jetzt ein Paar, was mich sehr freute. Ich wusste gleich, dass er nicht wie die anderen Jungs war. Er war nett und liebenswürdig, aufrichtig und lustig.
Wir kamen am Shop an und ich hielt Chloe die Tür auf, damit sie zuerst reingehen konnte. Sie verschwand im Inneren und ich trat den ersten Schritt in den Laden hinein. Zuerst stieg mir der wundervolle fruchtige Geruch in die Nase, der für diesen Smoothie-Shop typisch war und weshalb ich ihn so liebte.Ich atmete ihn kräftig ein und ließ denn meine Augen kurz durch den ganzen Shop wandern. Die Theke, Dan, der fröhlich am Mixer stand und sein Liedchen pfiff, einige Tische, Stammgäste, die Newspaper-Box und.... nein, war das da in der Ecke etwa Mason?
Schnell verschwand ich hinter Chloes Körper und duckte mich ein wenig, während sie mir einen verwunderten Blick zuwarf, sich dann doch ihrer Bestellung des typischen Bananen-Smoothies hingab. Vorsichtig lugte ich an ihr vorbei. Ich wollte Mason jetzt nicht begegnen. Unsere letzte Begegnung war sehr seltsam verlaufen und ich hatte keine Lust, um erneut mit ihm zu sprechen.
Aber nein, genau in dem Moment, in dem ich mich aus meinem Versteck wagte, hob er seinen Blick von dem Magazin, das er ebend gerade noch gelesen hatte. Ich kam mir komisch vor, wie ich gebückt hinter Chloe stand und zu ihm starrte, also räusperte ich mich, stellte mich wieder aufrecht hin, strich kurz meine Kleider glatt und bestellte meinen Mango-Papaja-Smoothie, ohne ihn erneut zu betrachten. Ich hoffte, dass er mich auch ignorierte, doch ,zu meinem Leidwesen, krabbelte er von der roten Sitzbank und schlenderte zu uns hinüber. Chloe hatte ihn noch gar nicht entdeckt und drehte sich erschrocken um, als er "Hi" rief.
"Hi", antwortete sie nur verwundert und schaute mich fragend an. Doch ich ignorierte ihren Blick, zog meinen Kopf ein und nahm Dan meinen Smoothie ab. Ich packte einen Fünf-Dollar-Schein auf die Theke und sagte zu Dan: "Den Rest kannst du behalten." Er bedankte sich.
Ich packte Chloe am Arm und zog sie aus dem Shop, ohne dabei auf Mason zu achten, der immer noch da stand.
"Was war das denn? Sag nicht mit dem anderen Micheals hast du auch noch geknutscht, oder was ist bei dir los?", fragte sie vor der Tür, als ich ihren Arm losgelassen hatte.
"Nein, aber ich will einfach nicht mit ihm sprechen", antwortete ich leise, denn die Tür ging erneut auf und ein lächelnder Mason stand im Rahmen.
"Willst du nicht mal Hallo sagen, Beautiful? Ziemlich unhöflich von dir", meinte er in einem spöttischen Ton.
"Tschüss, Mason", sagte ich lediglich und zog Chloe weiter mit mir, doch war sie wohl nicht einer Meinung mit mir.
"Hey, Mason. Möchtest du vielleicht noch mit Kylie und mir runter an den Strand?", rief sie ihm zu, nachdem sie stehen geblieben war und grinste breit. Das war doch nicht ihr Ernst?!
"Aber klar doch", antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ich stand nur da, mit geweiteten Augen und enttäuscht, warum Chloe das tat. Sie hatte doch genau gesehen, dass ich absolut nicht mit ihm reden wollte. Ich könnte sie verfluchen!
"Super", freute sie sich, packte mich am Handgelenk und wies Mason darauf hin, uns zu folgen.
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...