Es klingelte an der Tür, doch ich war noch nicht fertig. Ich konnte nur hoffen, dass Dad oder Kate öffneten und ihm nicht die Ohren vollredeten oder besser noch: mit ihm das Gespräch führten, auch wenn das völlig unnötig wäre. Er war schließlich nicht mein Freund. Eigentlich war er nur ein Mittel zum Zweck und ich wusste selber ganz genau, wie falsch das war. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals einen Menschen so benutzen würde, um einem anderen weh zu tun. Allerdings konnte ich mir nicht mal sicher sein, ob der Anblick von mir mit seinem Bruder Luke verletzten würde. Je mehr vom Abend verstrich, desto unsicherer wurde ich mir mit meinem Plan. Doch konnte ich jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Mein Kleid war gekauft, ich war fast fertig gestyled und Mason stand vor unserer Haustür und klingelte.
Mein erstes Problem wurde gelöst, als ich laute Schritte aus dem Untergeschoss hörte, gefolgt von dem Knarren der Tür. Ich lauschte gespannt, konnte aber nur die gedämpften Stimmen von Mason und meinem Dad hören, die leider nicht sehr deutlich redeten. Also sah ich zurück in den Spiegel vor mir und setzte den hautfarbenden Lippenstift an. Damit war mein Styling perfekt, nun musste ich nur noch in das rosane Kleid schlüpfen, welches sorgsam an einem Bügel hing. Vorsichtig nahm ich es vom Bügel und zog es mir an, wohlbedacht, meine frisch gelockten Haare nicht zu zerstören. Danach betrachtete ich mich im großen Spiegel, atmete einmal kräftig durch und setzte den ersten Schritt auf die Treppe. Ich wusste, wie sowas immer in Filmen ablief. Das wunderschöne Mädchen schreitet die Treppenstufen hinab und wird dabei von ihrem Angebeteten angestarrt, dem fast die Luft wegbleibt, da sie so wunderschön aussieht. Unten angekommen reicht sie ihm eine Hand, die er leicht küsst und steckt ihr danach einen tollen Blütenstrauß an das Handgelenk. Sie lächeln ununterbrochen und schauen so verliebt aus. Doch Mason war nicht mein Angebeteter. Er war nur ein Teil meines Plans und ich brauchte ihn.
Als die erste Stufe leise knarrte, verstummten die Stimmen und ich spürte Blicke. Leichtfüßig ging ich einige Stufen nach Unten, sodass ich in ihr Blickfeld geriet. Meine Augen schauten auf die Treppe, damit mir kein Missgeschick passierte und da ich es außerdem nicht wagte, den Jungen anzuschauen, den ich an diesem Abend nur benutzte. Doch ich wusste, dass ich irgendwann aufschauen musste, also hob ich langsam meinen Blick und sah Mason in einem schwarzen Anzug, einen Strauß in der linken Hand und obwohl er nur da war, um Luke eifersüchtig zu machen, musste ich ehrlich zugeben, dass Mason in diesem Augenblick großartig aussah. Seine dunklen Haare hatte er etwas nach Hinten gegelt und sein Lächeln verzauberte mich. Kurz war mein Vorhaben vergessen und ich wollte einfach nur den Abend genießen, doch dann war auch dies vergessen, da ich Kylie Evans war. Und Kylie Evans konnte nie etwas tun, ohne dass etwas Peinliches geschah. Also musste ich meinen Blick leider von dem lächelnden Mason abwenden, als ich auf den Saum meines Kleides trat. Ich stolperte und fiel vorwärts. Zu meinem Glück, reagierte Mason blitzschnell und fing mich auf, bevor ich den Boden küssen konnte. Ich spürte seine harte Brust und musste direkt an Luke denken, der sich genauso anfühlte. Seine Muskeln waren angespannt, während er mich festhielt. Auf dem Ball würde ich als Erstes Chloe suchen und ihr gewaltig in den Hintern treten, weil sie mir ein langes Kleid aufgeschwatzt hatte. Mit einem Kurzen, wie ich es eigentlich wollte, wäre mir das nicht passiert. Doch eine winzige Zelle in meinem Körper war ihr auch dankbar, da ich so in Masons Armen liegen konnte.
Schnell verwarf ich alle Gedanken, rief ein Bild von Luke in meinen Kopf und rappelte mich hastig auf. Ich hatte Gefühle für ihn und da konnte ich mir die Nähe zu Mason nicht leisten.
"Hi", sagte ich lediglich, als ich wieder fest stand und schaute zu Mason hoch.
"Du siehst wunderschön aus", meinte er plötzlich und ich lief rot an, ohne es zu wollen. Ich konnte nicht gut mit Komplimenten umgehen. Doch er lächelte nur und reichte mir seine Hand, damit ich sie ergreifen konnte. Ich sah zu ihr, zögerte kurz und legte dann doch meine Hand in seine. Er zog leicht und wir setzten uns in Bewegung.
"Kylie, meine Kleine. Lass mich noch ein Foto von euch beiden machen! Es ist doch dein erster Ball!", rief Dad noch rechtzeitig und mir fiel auf, dass ich ihn vollkommen vergessen hatte. Oh Gott, ich hatte Mason angestarrt und er stand die ganze Zeit daneben. Erneut stieg mir die Röte ins Gesicht. Mason nahm es cool, legte seine Hand um meine Taille, während ich nicht wusste wohin mit meinen Händen. Also legte ich sie beide auf seine Hand und lächelte zögernd. Allerdings gab Dad sich mit einem Foto nicht zufrieden und wir mussten anders posen. Ich wollte mich einfach lächelnd neben Mason stellen, doch Dad gab genaue Anweisungen.
"Kylie, schau doch mal Mason an, dreh dich leicht zu ihm und leg eine Hand auf seine Brust. Mason, du legst beide Hände an Kylies Hüften, aber ich warne dich, junger Mann. Ich bin genau neben euch", der letzte Teil klang etwas gewitzelt, aber ich fand es trotzdem peinlich.
"Das ist doch kein Fotoshooting! Wir gehen nur auf eine Party", versuchte ich diese Nähe zwischen Mason und mir zu vermeiden. Doch Dad ließ nicht davon ab:
"Du bist meine kleine Tochter und der erste Ball ist etwas Besonderes"
Er schaute so stolz und ich wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Ich liebte meinen Dad, also tat ich, was er angeordnet hatte. Ich drehte mich seitlich zu Mason und sah hoch, direkt in seine grünen Augen. Er sah mich ebenfalls an und ich spürte seine kräftigen Hände an meinen Hüften. Wir standen uns so nah und ich sah das Funkeln in seinen Augen. Ich hob meine linke Hand an seine Brust und spürte erneut seine angespannten Muskeln, die mich verunsicherten. Er versteifte sich und seine Augen schauten mich an, wie ich es nicht beschreiben konnte. Ich musste schnell etwas Abstand zwischen uns bringen und sprang aus seinem Griff, nachdem ich den Auslöser der Kamera hörte.
Ich wusste nicht, was das gerade war. Ich musste mich ordnen. Ich musste vergessen und mich zusammenreißen. Diese eigenartige Spannung brachte mich total durcheinander, doch ich wusste, dass es bald Geschichte sein würde, sobald Luke in mein Sichtfeld tritt. Luke, den ich endlich auf die Probe stellen wollte. Ich wollte endlich wissen, was er wirklich für mich empfand und ich war außerdem sehr gespannt, wie er gucken würde, wenn er mich mit seinem Bruder sah. Nach der Reaktion, die er bereits bei der Party gezeigt hatte, als ich etwas zu viel getrunken hatte, erhoffte ich mir viel aus diesem schlimmen Spiel, das eigentlich so gar nicht meine Art war.
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Hi, meine Lieben.♥
Ich weiß, von mir gab´s lange nichts mehr zu lesen und das tut mir sehr Leid. Ich hatte keine Inspiration und wollte auch nichts versauen, da mir die Geschichte schon echt wichtig ist und mir Kylie total ans Herz gewachsen ist. Also, sorry nochmal. Ich denke, das es jetzt wieder bergauf geht.
Geht Kylies Eifersuchts-Plan auf? Was glaubt ihr, wie Luke reagieren wird, wenn er sie mit seinem großen Bruder sieht?
Schreibt es doch mal in die Kommentare! Ich würde mich freuen, eure Vorstellungen zu lesen. :)
Bye, birded♥
PS: Ich hab Kylie mal gezeichnet. Ich hoffe es gefällt euch. :) Ich bitte um ein Feedback.
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One Wave
Novela JuvenilKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...