Neue Familie

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Langsam und ohne ihn aus den Augen zu lassen, setzte ich mich auch meinen Stuhl. Das musste ich erstmal verkraften. Dad hatte eine neue Freundin und diese hatte einen Sohn.

"Schön dich endlich mal kennenzulernen, Kylie. Dein Vater hat schon so viel von dir erzählt", Kate hatte wohl ein Dauerlächeln aufgesetzt und das nervte mich.

"Komisch, aber von Ihnen hat er noch nie etwas erzählt", gab ich patzig zurück.

Sie schluckte einmal kräftig und schaute meinen Dad hilfesuchend an.

"Schatz, sei doch nicht so unhöflich!", befahl er mir in einem netten Ton.

"Ich sage nur die Wahrheit", erklärte ich wahrheitsgemäß.

Kate stupste ihren Sohn an, worauf er aufschaute.

"Nick! Leg dein Handy weg", forderte sie ihn auf und er gehorchte ihr genervt. Wahrscheinlich hatte der beste Kumpel von Luke genauso viel Lust hier drauf, wie ich. Ich fragte mich nur, wie das weitergehen sollte.

"Stell dich doch bitte Kylie vor!", sagte sie nun an ihren Sohn gerichtet.

"Kennt mich eh, Mom", wies er ab.

"Nick!", ermahnte sie ihn und starrte ihn wütend an. Ich beschloss ihm zu helfen.

"Ist schon gut. Ich kenne ihn. Wer tut das auch nicht?", griff ich mit einem aufgesetzten Lächeln ein, woraufhin er mich anschaute. Über seine Lippen huschte ebenfalls ein leichtes Lächeln.

"Also gut", gab sich Kate schließlich geschlagen.

Der Kellner kam an unseren Tisch und wir bestellten unser Essen. Als er wieder ging, wurde es ernst.

"So Kinder", fing mein Dad an, "Dieses Treffen hat natürlich auch einen Grund. Nicht nur, dass wir uns alle besser kennenlernen, sondern Kate und ich wollten euch gerne etwas verkünden. Es ist ein sehr wichtiger Schritt für unsere Beziehung."

OMG, bitte sagt jetzt nicht, dass ihr heiraten wollt!

Kate fuhr fort: "Da wir unsere Beziehung festigen wollen, haben Daniel und ich beschlossen, dass wir vier zusammenziehen werden!"

Der Schluck Wasser, den ich gerade aus meinem Glas genommen hatte, blieb mir in der Kehle stecken. Ich hustete kräftig.

"Das ist jetzt nicht euer Ernst!", Nick sagte das, was in meinem Kopf schwebte.

"Doch Schatz", sagte seine Mutter ganz ruhig.

Mein Hustenanfall neigte sich langsam dem Ende und es war schön zu wissen, dass es hier niemanden interessierte, dass ich an einem Schluck Wasser starb.

"Wann?", fragte Nick knapp und starrte seiner Mutter eindringlich in die Augen.

"Diesen Freitag werden wir in unser gemeinsames neues Haus ziehen!", verkündete Dad stolz.

"Was? Wir verlassen unser Haus? Das kannst du mir nicht antun, Dad! Das kannst du Mom nicht antun!", ich hatte mich vollkommen erholt und brüllte nun hysterisch. Tränen quollen aus meinen Augen hervor.

"Beruhig dich, Schatz! Das Haus ist viel größer. Wir haben dort so viel Platz. Dein neues Zimmer, werden wir genauso gestalten, wie dein jetziges", versuchte er mich zu beruhigen.

Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen:" Das wird nicht dasselbe sein..."

Ich stand auf und rannte zu den Toiletten. Das konnte nicht wahr sein. Wie konnte er auch nur daran denken, aus Moms Traumhaus auszuziehen? Sie hatte es geliebt. Ich war sehr enttäuscht von ihm. Ich stand gebeugt über den Waschbecken und schaute mein Spiegelbild an. Plötzlich hörte ich die Tür aufgehen. Kate trat in den Raum und kam auf mich zu.

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