Ich schaffe das nicht!
Ich hockte auf dem Klo des Bestattungshauses. Mein schwarzes Seidenkleid hing schlaff an meinem mageren Körper. Ich hatte wenig gegessen.
Ellie's Tod war nun bereits zwei Wochen her. Die Schule hatte ich ausfallen lassen und war nicht einmal zu der Trauerfeier in der Turnhalle gegangen.
Ich wollte stark sein.
Chloe brach zusammen, als sie erfuhr, was passiert war. Ich habe bei ihr übernachtet und wir haben alte Videos geschaut, Bilder angesehen und zusammen geweint.
Unsere Erinnerung an Ellie sollte gut sein. Wir erzählten uns Geschichten, wie wir uns kennengelernt haben oder als Chloe so dollen Liebeskummer hatte, dass Ellie sie mit auf eine Party geschleift hatte, um sie abzulenken.
Und genau das war auch mein Plan. Mein Plan für uns Beide. Ich wollte Ablenkung, und das am Besten mit einer Menge Alkohol und Party.
"Kylie, bist du da drin?", es klopfte und ich hörte deutlich die Stimme von Chloe.
"Ich schaffe das nicht. Ich kann einfach nicht da sitzen und mir anhören, wie der Bestatter von Ellie erzählt. Ich kann nicht in die Augen ihrer Eltern schauen!", schluchzte ich durch die Tür hindurch.
"Du musst da nicht alleine durch. Wir tun es gemeinsam, für Ellie!", warum musste sie nur immer die richtigen Worte finden?
Ich schloss die Tür auf und griff nach ihrem Arm. Ihre Augen waren gerötet, genau wie meine.
Langsam gingen wir durch das Haus und ließen uns auf eine Bank sinken. Es waren viele Menschen da! Sogar Leute aus der Schule, die nie etwas mit Ellie zu tun hatten. Das machte mich wütend und unterdrückte meine Trauer für eine kleine Weile, bis ein Mann anfing zu sprechen.
"Der Grund für diese Zusammenkunft ist leider kein Guter, denn ein geliebter Mensch ist von uns gegangen. In diesen schweren Zeiten müssen wir alle zusammenhalten. Wir müssen stark sein und alles dafür tun, dass Ellie Hendriks uns in guter Erinnerung bleibt."
Er erzählte vieles. Ich wusste nicht, wie lange das alles dauerte, denn ich tat nichts. Ich saß auf der Bank und ließ alles an mir vorbeirauschen.
Es zerbrach mir das Herz, als Ellie's Mom vor die Menge trat und unter Tränen ihre Erinnerungen und Gefühle mit den Gästen teilte.
Aber immer noch saß ich regungslos da. Keine Träne, keine Bewegung.
Ich verfolgte das Geschehen nicht aufmerksam, ich hörte nicht hin. Meine Ohren waren dicht und ließen keine Geräusche an mich ran. Dafür war ich ihnen sehr dankbar.
Meine Gedanken kreisten um Ellie.
Ich vermisste sie jetzt schon so schrecklich und ich werde sie mein Leben lang vermissen.
Plötzlich vernahm ich Töne. Meine Ohren ließen mich lauschen. Ich musste schmulzeln, denn aus den Lautsprechern erklang Ellie's Lieblingssong.
"You're like perfection
Some kinda holiday
You got me thinking
That we could run away
You want I'll take you there
You tell me when and where
Oh, oh oh oh"
Ellie liebte Boybands. Einige lachten ein trauriges Lachen. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, sondern lauschte einfach der Musik von 5 Seconds of Summer.
Der Song war der Abschluss. Alle verließen langsam das Bestattungshaus, alle außer mir. Ich stand am Altar, auf dem ein Foto von Ellie trohnte. Ich betrachtete es.
Das Foto hatte ich geschossen, damals waren wir im Park. Wir wollten uns einen ruhigen Nachmittag machen. Ihre braunen Locken hatte sie locker zu einem Dutt gesteckt und ihr fielen einige Strähnen auf die Stirn.
Sie war wirklich wunderschön. Von Innen und von Außen. Und ich durfte sie meine beste Freundin nennen. Sie hätte mit jedem befreundet sein können, denn im Gegensatz zu mir, war sie sehr beliebt. Doch Ellie wies alle ab, und wollte nur mit mir und Chloe befreundet sein.
Ich drehte mich um und ging aus dem Gebäude.
Alle waren davor versammelt und drückten ihr herzlichstes Beileid aus.
Ich ging nicht zu ihnen, sondern schlüpfte schnell um die nächste Ecke.
Meine Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten. Sie brachen hervor und ich weinte heftig. Ich wusste, dass hier in der Nähe eine Bank hinter einem Busch war. Auf diese steuerte ich nun zu.
Ich ließ mich auf sie fallen, ohne mich auch nur umzuschauen und schluchzte vor mich hin.
Plötzlich sah ich durch meine nassen Augen eine Hand.
"Möchtest du vielleicht ein Taschentuch?"
Was machte der denn hier?
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...