Mein neues Zimmer war fertig, genau wie der ganze Rest des Hauses. Nun war es leider an der Zeit Dads Versprechen zu halten. Nick durfte eine Party schmeißen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das ablaufen sollte. Nach meiner letzten Party hatte ich die Schnauze wirklich voll. Ich hatte nicht vor mich erneut zu betrinken und da zu landen, wo ich letztes Mal war, nämlich in Lukes Bett. Und ich werde den Spieß garantiert auch nicht umdrehen und mit ihm in meinem Bett aufwachen. Wir hatten es zwar am Samstag doch noch zusammen aufgebaut, aber ich hatte nicht vor, ihn jemals da drin schlafen zu lassen. Ja nicht mal darin liegen zu lassen. Diese Party werde ich ganz entspannt von Außen beobachten. Obwohl ich glaubte, dass ich mir eher die Haare raufen werde, da ich Angst um unser tolles Haus hatte. Ich kenne Nicks Freunde und ich wusste, dass Luke ebenfalls da sein wird. Das Wochenende war zwar noch gut verlaufen, aber die Stimmung zwischen uns war äußerst angespannt. Wir hatten nicht miteinander gesprochen, sondern nur mein Bett aufgebaut und dabei geschwiegen. Nick bekam alles mit und hat versucht die Stimmung aufzulockern. Seine Späße haben allerdings nichts gebracht. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit Luke umgehen sollte und ich glaubte, dass er es selber genauso wenig wusste. Ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Diese Sache zwischen uns schien ihm doch näher zu gehen, wie ich dachte. Zwar ließ er es sich nicht besonders anmerken, aber mir entging das nicht. Er lachte bei den schlechtesten Witzen und kratzte sich immer öfter am Hinterkopf.
"Kylie, kommst du mit zum Einkaufen?", fragte Nick und riss mich so aus meinen Gedanken.
"Du willst jetzt einkaufen? Jetzt, wo die ersten Leute in zwei Stunden kommen?", ich sprang vom Sofa auf und schlenderte zu ihm hinüber.
"Ich mach halt alles gerne auf den letzten Drücker", er zuckte mit den Schultern und wartete auf meine Antwort.
"Okay, bin dabei", lachte ich.
Er stimmte in mein Lachen ein und griff nach meiner Jacke, um sie mir gleich danach hinzuhalten. Ich nahm sie ihm dankend ab und schlüpfte in meine Converse. Beim zweiten Schuh hüpfte ich Nick hinterher, weil er bereits los rannte und versuchte ihn dabei über meinen Hacken zu streifen.
"Aufgepasst", ich wurde an meinen Schultern gepackt und ließ den Schuh fallen.
"Was willst du hier, Luke?", fragte ich überrascht.
"Steigt heute nicht eine Party?", während er das sagte, bückte ich mich, um meinen Schuh aufzuheben und schlüpfte hinein. Danach schaute ich ihn belustigt an.
"Du kannst aber schon die Uhr, oder?"
"Ja sicher, warum?", er zog eine Grimasse.
"Dann wüsstest du aber, dass es erst 18 Uhr ist und die Party in zwei Stunden steigt", entgegnete ich.
"Hey Kylie, Luke! Kommt ihr jetzt mit oder nicht?", rief Nick, der an seinem Wagen wartete.
"Ich komme!", rief ich ihm zu und setzte mich in Bewegung. Luke holte mich ein und ging nun neben mir.
"Ist noch was?", fragte ich ihn.
"Na, wir gehen doch einkaufen!", sagte er überzeugt und grinste.
"Also kommst du mit?", ich schaute auf den Boden.
"Du kannst dich glücklich schätzen mit dem berüchtigten Luke Michaels einen Supermarkt betreten zu dürfen", er reckte seinen Hals und formulierte es eher, wie einen Scherz. Das war der Luke, den ich so mochte.
"Eure Majestät, ich fühle mich geehrt!", der Sarkasmus war nicht zu überhören, während ich gespielt vor ihm knickste und lächelte.
" Madame, die Ehre ist ganz meinerseits", entgegnete er belustigt, nahm vorsichtig meine Hand und gab mir einen förmlichen Handkuss.
Wir brachen in Gelächter aus und ließen uns in die Autositze fallen. Nick schaute uns an und fing ebenfalls an zu lächeln.
"So gefallt ihr mir!", meinte er, als wir uns alle ein wenig eingekriegt hatten.
Er startete den Motor und sauste durch die Straßen zum nächsten Supermarkt. Alkohol brauchten wir nicht kaufen. Damit waren wir bereits versorgt, was mich aber nicht umstimmte mein Versprechen an mich selber zu halten und heute nichts zu trinken, außer Coca Cola und Orangensaft. Alles, was wir noch brauchten, waren Knabberzeugs und meine Säfte, die in den Augen der Jungs eher dazu da waren, alkoholische Getränke zu mixen. Ich trinke sie einfach so. Was spricht schon dagegen?
"Wollen wir noch Kondome kaufen?", fragte Nick plötzlich. Ich riss meine Augen weit auf und starrte ihn an.
"Wer weiß, was dir und Luke heute noch einfällt", verteidigte er sich.
"Spinnst du?!", sagte ich entgeistert und schaute von Nick zu Luke, der einfach nur auf den Boden schaute.
"Wäre doch nicht das erste Mal..", meinte Nick abwesend.
"Nick!", ermahnte ich ihn und machte ein böses Gesicht.
Er schwieg. Luke schwieg. Und ich schwieg ebenfalls.
So standen wir dort im Supermarkt, mitten in einem Gang, zwischen Chips und Tütensuppen, bis ich mich fing und Schritt ansetzte, um an die Kasse zu gehen. Ich griff nach dem Einkaufswagen im selben Moment, in dem Luke nach ihm griff. Unsere Hände berührten sich. Mein Bauch meldete sich wieder und fing an zu rebellieren. Ich werde mich wohl nie an dieses Gefühl gewöhnen. Die Zeit schien still zu stehen und es gab nur uns. Ich schaute auf unsere Hände, dann zu Luke, um zu bemerken, dass er mich ebenfalls erschrocken musterte.
"Ich hole dann mal ein Pack Kondome", meldete sich Nick zu Wort und steuerte in eine andere Richtung. Schnell zog ich meine Hand weg und schaute auf den Boden. Was machte dieser Junge nur mit mir? Eine Seite von mir wollte, dass es aufhörte, während die andere riskieren wollte, es voll auszukosten. Peinlich berührt standen wir nun nebeneinander und warteten, dass Nick endlich wieder kam. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er wieder in unseren Gang einbog und ich vermutete, dass er sich extra viel Zeit gelassen hatte. Er ahnte etwas. Er spürte es, genau wie ich es spürte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis niemand uns plötzlich unterbrechen würde und dann könnte ich es nicht aufhalten. Ich könnte ihn nicht aus eigener Kraft wegstoßen. Dazu war diese Anziehungskraft viel zu stark. Wir waren zwei Magneten, sehr starke Magneten. Alles, was noch zwischen uns geraten könnte, war Lukes schlechte Seite, die Seite, die ihn unertragbar machte. Die Seite, die Sprüche reißt und wild flirtet. Er müsste diese Seite endgültig unter den Teppich kehren, sonst gab es keine Hoffnung. Aber die Hoffnung stirbt, wohlbekannt, zu letzt!
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...