"Was machst du denn hier?", fragte Luke und machte große Augen.
"Das Gleiche könnte ich dich fragen!", konterte ich, obwohl mir klar war, weshalb er vor der Tür stand.
"Ich helfe Nick sein neues Zuhause zu renauvieren", antwortete er.
"Tja, und ich werde wohl dasselbe tun, bloß dass ich nebenbei auch mein eigenes Zuhause renauviere", sagte ich ganz abschätzend und in einem gelangweilten Ton.
"Sag jetzt nicht, dass....", weiter kam er nicht, denn ich wusste was er nun sagen wollte, also unterbrach ich ihn.
"Doch, es stimmt. Ich bin die neue kleine Schwester von Nick Harper", ich schaute mir auf meine Fingernägel.
"Ach du Scheisse!", entfuhr es Luke und ich schaute hoch.
"So schlimm ist es nun auch wieder nicht!", meinte ich etwas wütend. Mir war klar, dass ich überreagierte, doch es störte mich, wie abwegig er diese Sache fand.
"Gut, dass du da bist!", Nick trat neben mich und begrüßte Luke mit einer typischen Jungsumarmung.
"Wolltest du ihn nicht rein lassen, Kylie?", fragte mich Nick.
"Doch doch", antwortete ich schnell und drehte mich um.
Ich ging zu Dad, der mir bereits einen Farbeimer reichte und hörte, wie Luke und Nick gemeinsam den Flur entlang kamen. Um ihm möglichst aus dem Weg zu gehen, sprintete ich schnell die Treppe hoch und zog Chloe hinter mir her. Wir schlüpften durch meine Zimmertür und nahmen uns Malerrollen, die im Zimmer lagen.
"Luke ist also da?", fragte Chloe nach einer Weile, in der wir beschäftigt waren, die erste Wand zu streichen.
"Jap", sagte ich knapp.
"Und er wusste nicht, dass du die neue Schwester von seinem besten Freund bist?", es war eher eine Feststellung, als eine Frage.
"Jap", gab ich erneut von mir.
"Dann haben wir beide ja was gemeinsam", murmelte sie leise.
Ich drehte mich schuldig zu ihr: "Es tut mir Leid, okay? Ich musste mich erstmal selbst an den Gedanken gewöhnen!", verdeidigte ich mich selbst.
"Ist schon gut! Ich weiß es ja jetzt und du kannst dir sicher sein, dass ich dich ganz oft besuchen komme!", sie zwinkerte mir zu und brach in Gelächter aus.
Ich stimmte in ihr Lachen mit ein, bis die Tür geöffnet wurde.
"He? Was gibts so Lustiges?", Luke streckte seinen Kopf in den Raum.
"Nichts für dich! Verzieh dich", wies ich ihn an.
"Sei mal nicht so kratzbürstig, Babe", erwiderte er grinsend.
"Bitte", ich schaute ihn flehend an.
"Der Blick zieht nicht!", meinte er.
So nicht mein Freund! Ich schlenderte gelassen auf ihn zu, ganz wild darauf, meine Mission weiterzuführen und blieb direkt vor ihm stehen. Ich sah ihm fest in die Augen und ließ nebenbei meine Hand auf seiner Brust wandern. Die langsame Bewegung ließ ihn lächeln, sodass er sich weiter zu mir beugte. Aber da hatte er nicht mit mir gerechnet. Ich legte meine Hand nun auf seine Wange und lehnte mich dichter an Luke. Unsere Gesichter kamen sich immer näher, doch kurz bevor sich seine einladenden Lippen auf meine pressen konnten, wich ich zur Seite an sein Ohr.
"Ich glaube, Nick braucht deine Hilfe", flüsterte ich mit meiner heißesten Stimme, während ich meine Hand in seinen Nacken legte.
Dann entfernte ich mich seinem Ohr, nahm meine Hand weg und drehte mich um. Stolz auf mich selber, ging ich auf Chloe zu, die ganz verdutzt dastand und Luke musterte. Ich stellte mich neben sie, lächelte einmal zuckersüß und genoss seinen überraschten Anblick, bevor ich ihm zuwinkte und er tatsächlich aus dem Zimmer ging.
"OMG. Was ist mit meiner kleinen, schüchternen Kylie passiert?", Chloe drehte sich zu mir.
"Die hat mal ordentlich nachgedacht", erwiderte ich stolz und machte mich wieder an das Streichen.
Chloe stand immer noch da und rührte sich nicht von der Stelle.
Nach einer guten Stunde drehte ich mich um mich selber, um unser Werk zu betrachten. Die Wände strahlten in einem entspannten blassblau und würden somit perfekt zu Ellie's und meiner Collage passen. Zufrieden sah ich zu Chloe, die auch sehr begeistert durch mein Zimmer schaute.
"Das haben wir super hinbekommen!", meinte sie schließlich.
"Ja, das habt ihr", meldete sich eine andere Stimme, "Allerdings hätte ich die eine Wand weiß gelassen"
"Ich mag es so", entgegnete ich und lächelte Nick an.
Sein Shirt war über und über mit dunkelgrauer Farbe bekleckert, die sogar in seinem blonden Haar klebte.
"Du hättest mal lieber deine Farbe an die Wand bringen sollen, anstatt auf dein Shirt! War das nicht mal weiß?", ich lachte bei seinem Anblick.
"Meine Wände haben noch genug Farbe abbekommen! Keine Sorge", lachte er zurück.
Die nächsten zwei Stunden verbrachten Chloe und ich damit, das Badezimmer zu gestalten. Da wir dort nicht malern mussten, dekorierten wir mit allem, was wir finden konnten. Wir brachten einen rosa Duschvorhang an und ich freute mich bereits auf Nick's Gesicht, wenn er den sah, schließlich war dies unser gemeinsames Badezimmer. Außerdem hingen wir Bilder vom Meer auf und bauten ein neues Regal auf, in das wir Handtücher legten. Als wir fertig waren, gingen wir nach Unten.
"Kylie, Nick! Wir haben unsere Möbel geholt. Die neuen Möbel lagern hier im Keller. Ich denke die Farbe ist jetzt getrocknet. Ihr könnt also einrichten", verkündete Kate, die zusammen mit Dad ein neues Sofa zusammenstellte, welches verdammt riesig war. Es nahm beinahe das ganze Wohnzimmer ein. Ich schaute durch die Fensterfront in den Garten und sah, dass es schon stockdunkel war.
"Müssen wir das denn alles heute noch fertig kriegen?", fragte ich sie.
"Morgen holen wir das ganze Kleinzeug und dann hast du das ganze Wochenende zeit, alles zu dekorieren. Also wäre es wirklich gut, wenn wir heute noch die großen Möbel aufgebaut bekommen", antwortete sie mir und ich nickte.
Die Jungs trugen die großen Pakete mit den neuen Möbeln nach Oben, während wir Mädchen die kleineren nahmen.
"Chloe, das schaffen wir nie!", wir saßen in meinem Zimmer und starrten die vielen Einzelteile meines neuen Bettes an. In Nick's Raum konnte man hören, wie die Jungs fleißig schraubten.
"Du musst Nick fragen, ob er uns hilft", meinte Chloe und ich wusste, dass sie Recht hatte.
"Der hat doch bei sich zu tun", argumentierte ich.
"Es geht aber nicht anders. Fragen kostet nichts", sagte sie.
"In Ordnung", ich erhob mich, ging aus meinem Zimmer und klopfte an Nick's Tür.
"Ich habe mich schon gefragt, wann du hier stehen wirst", lachte Nick, als er die Tür öffnete.
Ich verzog mein Gesicht. Ich kam mir vor, wie ein kleines Dummchen, aber es half ja nichts.
"Könntest du uns vielleicht bei meinem Bett helfen?", fragte ich ihn kleinlaut.
"Ich muss hier selber weitermachen, aber Luke kann dir helfen. Schick mir Chloe rüber. Sie muss nur festhalten", meinte Nick.
Na toll. Hätte ich bloß nicht gefragt. Nein sagen, konnte ich jetzt schlecht, also nickte ich nur und sah, wie Luke aufstand und mir hinterher ging. Ich öffnete meine Tür und winkte Chloe zu mir.
"Hilfst du Nick beim Festhalten? Luke und ich bauen mein Bett zusammen", erkärte ich ihr eingeschüchtert. Doch sie grinste nur, nickte und verschwand aus dem Zimmer.
"Also Babe, nichts täte ich lieber, als mit dir zusammen dein Bett aufzubauen. Wollen wir anfangen?", Luke schaute mich belustigt an und trat in den Raum.
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...