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𝐿𝑒𝑎𝑛𝑑𝑟𝑜

Die Lippen so weiß wie Blut. Die Haut so weiß wie Schnee. Die Haare so schwarz wie Ebenholz. Das ist der Anfang einer weltbekannten Geschichte. Doch diese hier ist kein Märchen, sondern bitterer Ernst. Die raue, ungeschönte Wirklichkeit, in der sie mein Schneewittchen ist. Doch ich bin nicht ihr Prinz. Ich bin ihr Albtraum, der mit dem Gift getränkte Apfel, an dem sie sich verschluckt hat.

Dennoch werde ich es mir nicht nehmen lassen, sie wach zu küssen. Ich bin der König vom New Yorks Untergrund, und sie wird meine Königin sein. Sie wird mich erblicken! Sie wird mir verfallen! Sie wird mich lieben! Seitdem ich Katelyn entdeckt habe, fühlt es sich an, als würde mein Leben stillstehen. Ich stütze mich auf dem Metallgeländer der Empore ab und lasse sie keine Sekunde aus den Augen. Wie eine Schlange bewegt sie sich an mutig durch die Menge auf der Tanzfläche.

Katelyn blickt sich suchend um, streicht sich mehrmals durch ihr langes, pechschwarzes Haar. Verflucht, wie gern habe ich früher meine Hände in ihrer Lockenpracht vergraben. Ich balle die Hand zu einer Faust, beiße verstehen hinein und unterdrücke meine auf wollenden Gefühle.

Im Gegensatz zu allen anderen Menschen um sie herum tanzt sie nicht. Sie hätte den Rhythmus durchaus im Blut, doch sie passt sich dem Takt der Musik an. Wenn ich an ihren Hüftschwung zurückdenke, fällt es mir schwer, mich zusammenzureißen. Ich schließe für eine Millisekunde die Augen und stoße einen tiefen Seufzer aus.

Abwechselnd fallen blau und weiße lichter auf die Tanzfläche, beluchten das Objekt meiner Begierde. Ich kann den Blick nicht von ihr nehmen. Nie wider. Das wird mir in jedem Moment klar, als sie mitten auf der Tanzflächen stehenbleibt und zu mir hochsieht. Instinktiv oder so, als hätte sie bemerkt, dass sie beobachtet wird, blickt sie in meine Richtung . Ich habe dich einmal gehen lassen, doch das wird mir nie wieder passieren.

Es dauert eine Weile, bis sie realisiert, wen sie vor sich hat. Ihr Gesichtsausdruck wechselt von starr zu nachdenklich, über erschrocken zu verstehen und schließlich zu Verwunderung. Das blaue Licht bricht sich in ihren dunkelbraunen lindern. E sieht aus, als würden viele kleine Kristalle darin glitzern. Katelyns Mund öffnet sich leicht. Ich weiß, dass ihre rotangemalten Lippen jetzt vibrieren. So wie früher. Sie kann mir nichts vormachen. Das konnte sie noch nie. Ich kenne sie. Ihre Art, ihre Stärken, ihre Schwächen. Ich erkenne an jeder Ihrer noch so unscheinbaren Reaktionen ihre emotionale Verfassung.

Es hat Zeiten gegeben, da habe ich mir eingeredet, ich würde damit zurechtkommen wenn ich sie gehen lasse. Ich war jung. Ich war dumm und naiv. Und vor allem war ich ein anderer Mensch.

Unter dem rechten Arm trägt sie eine kleine, schwarze Clutch, die farblich zu ihren High Heels passt. Früher hat sie nie solche hohen Schuhe getragen. Auch ihr Kleidungsstil war ein anderer. Damals hat sie such ausschließlich in Jeans und Shirt wohlgefühlt. Heute trägt sie ein enganliegendes, rotes, knielanges Cocktailkleid, in dem die ihre zierliche Statur zur Schau trägt.

Äußerlich mag sie sich verändert haben, innerlich hat sie das nicht. Ihr Blick ruht immer noch auf mir. Genau wie früher. Wie paralysiert verharrt sie an Ort und Stelle, und ich weiß, dass sie sich erst wider bewegen wird, wenn ich es zulasse, wenn ich den Blick von ihr nehme und sie somit freigeben.

Doch das werde ich nicht tun. Nie mehr! Nicht in diesen Leben.

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567 Wörter ❤

| NYC King - Du wirst mich Lieben |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt