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𝐾𝑎𝑡𝑒𝑙𝑦𝑛

Wie jeden Tag erkundige ich mich zuerst bei Ethan ob es etwas Neues gibt. Seitdem ich nicht mehr mit ihm schlafe, habe ich das Gefühl, dass er mich ab sichtlich im Unklaren lässt. Er geht mir aus dem Weg, schweigt sich aus und erhofft sich damit wohl einen Vorsprung. Dass Ethan eine Beförderung anstrebt, ist kein Geheimnis, und es ärgert mich, dass er auf diese unkolle giale, widerliche Art versucht, mich auszustechen. Wir sind beide hinter dem König her und werden auch gemeinsam die Lorbeeren dafür ernten können. Als Team. Dass er das nicht mehr will, zeigt er mir immer deutlicher.

Mein Kollege tippt gedankenverloren mit einem Stift auf seinem Schreibtisch herum. "Nicht wirklich viel, ansonsten hätte ich dir schon Bescheid gegeben."
"Was heißt das?", frage ich stirnrunzelnd. Ethan lehnt sich im Bürostuhl zurück und mustert mich. "Mit wem schläfst du?"
Ich werfe ihm einen entrüsteten Blick zu.
"Wie bitte?" "Ich habe dich gefragt, mit wem du schläfst", wiederholt er so laut, dass ich vor Scham im Boden versinken möchte, da mehrere Kollegen auf unser Gespräch aufmerk sam werden.

"Halt den Mund", zische ich. "Mein Privat leben geht dich nichts an. Wie kommst du überhaupt dazu, mich so etwas zu fragen? Vielleicht wäre es besser, wenn ich zu John son gehe und ihn darum bitte, uns zu tren nen."Ethan grinst überheblich. "Ja, mach das ruhig. Ich kann dir aber prognostizieren, dass du dann diejenige bist, die er von dem Fall ab zieht. Ich habe die Connections in die Szene." Er verschränkt die Arme vor der Brust. "Und da ich weiß, wie scharf du darauf bist, den König zu fassen, wirst du es nicht tun. Also komm wieder runter." Runterkommen? Ich fasse es nicht, was für ein mieses Schwein er ist. Wenn er glaubt, dass er mich damit in der Hand hat, dann hat er sich geschnitten. "Weißt du was? Behalte deine Infos für dich. Ich erfahre sie sowieso spätestens morgen in der Teambesprechung. Dann wirst du aber derjenige sein, der Johnson erklärt, warum du sie mir bis dahin vorenthalten hast." Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und wende mich zum Gehen. "Du kannst mich mal, Terry." Wie konnte ich mich nur jemals auf diesen Idioten einlassen? Genervt mache ich mich auf den Heimweg. Was für ein beschissener Tag!

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"!Kaity, was machst du denn hier?", frage ich irritiert, als ich meine Schwester vor meiner Wohnungstür vorfinde. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen." Sie hält mir eine Flasche Rotwein hin. Kaity besucht mich selten bis nie, und entschuldigen will sie sich schon gleich gar nicht. Aber sie ist meine Schwester, und ich liebe sie, also kommt es für mich nicht infrage, sie abzuweisen. Somit schließe ich die Tür auf und bitte Kaity herein. "Hast du Dad angerufen?", lautet ihre erste Frage. Ich bedeute ihr, auf dem kleinen, schwarzen Ledersofa Platz zu nehmen. "Ja, heute Morgen." "Gut", sagt sie. Als würde sie das nicht längst wissen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich bei unseren Eltern erkundigt hat. Kaity streicht mit der flachen Hand über den kleinen, dunklen Holztisch und lässt ih ren Blick durch den Raum schweifen. Gegen über dem Bett und dem Sofa habe ich den Flatscreen an der Wand angebracht. Für ein weiteres Regal wäre kein Platz mehr gewesen. Auf der anderen Seite des Raums, direkt neben dem Eingang, befindet sich die kleine Küchenzeile. "Und da hinten geht es ins Bad", kommen tiere ich ihren kritischen Blick. "Das weiß ich noch." Kaity lächelt. "Du hast es dir wirklich schön gemacht."
So kenne ich sie. Zuerst überhäuft sie mich
mit Komplimenten, um damit meine Laune zu verbessern, um mir nur wenig später irgendwelche Frechheiten an den Kopf zuknallen. Ich lasse ihr Lob unkommentiert, schenke uns ein und setze mich zu ihr. "Also, warum bist du hier?"
Kaity nimmt sich eines der Weingläser und genehmigt sich einen großen Schluck. Es wirkt, als müsse sie sich Mut antrinken. "Hast du Mom und Dad davon erzählt, dass du dich wieder mit Leandro triffst?"
Ich krause verdutzt die Nase. "Nein, wieso sollte ich?" Kaity zuckt die Schultern. "Ich finde, dass sie das wissen sollten." Ich nehme mein Glas und stoße es gegen ihres. "Dann sind wir wieder einmal anderer Meinung. Darauf sollten wir trinken."
Meine Schwester rollt die Augen, sagt aber
nichts. "Ich weiß nicht, was du dir davon erhoffst. Ich bin erwachsen, kann tun und lassen, was und mit wem ich will. Auch Mom und Dad können nichts dagegen tun", mache ich ihr meinen Standpunkt klar.
Seitdem ich gestern in das Taxi gestiegen bin, habe ich nichts mehr von Leandro gehört. Wie schwer es ist, seinen Bruder wieder in die Spur zu bekommen, weiß ich. Deshalb warte ich ab, bis er sich bei mir meldet, auch wenn es mir unheimlich schwerfällt. Er hatet was angefangen und es noch nicht zu Ende gebracht, Sehnsüchtig warte ich auf meine Belohnung, und je intensiver ich darüber
nachdenke, wie die wohl ausfallen könnte, desto unruhiger werde ich. "Er ist nicht gut für dich. Mom und Dad werden nicht erfreut sein, wenn sie hören, dass du dich wieder auf ihn eingelassen hast" Kaitys quakende Stimme holt mich schneller wieder in die Realität zurück als mir lieb ist. „Ich war gestern Abend mit ihm und einem Investor essen. Leandro macht jetzt Millionengeschäfte. Ehrliche. Ich weiß nicht, was du noch erwartest. Er hat sich zu einem gut situierten, geradlinigen Mann entwickelt." Ich verstehe nicht, weshalb sie noch immer auf ihm rumhacken muss. Wir sind alle er wachsen geworden, haben es geschafft, etwas aus uns zu machen. Mir kommt es beinahe so vor, als würde sie Kingston lieber weiterhin in der Gosse sehen. Kaity strafft die Schultern. "Wie du meinst. Mich kannst du damit trotzdem nicht überzeugen. Ich kenne Leandro und weiß, dass er etwas Böses in sich trägt."
Gott im Himmel. Dieser blöde Spruch geht mir sowas von auf die Nerven. Früher war Kaity Tarot verfallen. Irgendwann hat sie ein mal Karten für Leandro und mich gelegt. Wir hatten zwar beide keine Lust auf den Mist, haben es aber über uns ergehen lassen, weil wir dachten, dass sie dann Ruhe gibt. Als Kaity uns die Zukunft vorausgesagt hat, war eine Karte im Spiel, die angedeutet hat, dass Leandro in grausame Dinge verwickelt sein würde. Seither beharrt sie darauf, dass er ein böser Mensch ist. Ich lächele verschmitzt. "Oh, ja, Leandro ist böse, aber nicht auf die Art, die du meinst." Kaity reißt die Augen auf. "Katelyn!", ent rüstet sie sich. "Du wolltest es wissen, was ihn in deinen Tarotkarten so böse hat erscheinen lassen. Ich habe es dir gesagt." Meine Schwester, die in dieser Beziehung schon immer eher prüde war, hält sich die Ohren zu. "Das reicht!"

Gut so. Hoffentlich ist das Thema jetzt ein für alle Mal beendet. Ich habe keine Lust mehr, ständig mit ihr über meine Beziehung zu Leandro zu diskutieren. Sie und auch unsere Eltern werden akzeptieren müssen, dass wir wieder vereint sind. Genauso wie Jason. Allen um uns herum wird nichts anderes übrigbleiben, als uns als das zu sehen, was wir schon immer waren eine Seele in zwei Körpern.

| NYC King - Du wirst mich Lieben |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt