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𝐾𝑎𝑡𝑒𝑙𝑦𝑛

Mein Herz überschlägt sich förmlich in meiner Brust. Meine Hände zittern. Über meine Stirn rinnen Sturzbäche von Schweiß. Ich dachte, ich wäre mir sicher. Doch jetzt, da ich hier bin, weiß ich nicht mehr, ob ich richtig handele. Vielleicht sollte ich doch besser wieder gehen und noch einmal eine Nacht darüber schlafen.

Wenn ich jetzt bleibe, gibt es kein Zurück mehr. Ich kann nur auf einer Seite stehen. Ein Wechsel ist nicht mehr möglich, sobald ich mich einmal entschieden habe.

In mir tobt ein Gefühlsgewitter, das mich überfordert. Mir wird schwindelig und übel. Es ist wirklich besser, wenn ich gehe und noch einmal in Ruhe über alles nachdenke, ehe ich... Da wird die Tür hinter mir geöffnet, und Kingston betritt das Büro. Es ist zu spät.

Mein Schicksal wird in diesem Moment besle gelt. "Katelyn... was machst du denn hier?", fragt Leandro sichtlich verwirrt. ,"Allessandro hat mich reingelassen", murmele ich unsicher. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich dazu entschlossen habe, nichts zu sagen. Ich werde meinen Job kündigen und...

"New York wieder den Rücken kehren", vollendet er meinen vermeintlichen Satz. Ich schüttele den Kopf. "Nein, ich bleibe,
ich kann das weder meinen Eltern noch Kaity antun." "Aber mir schon?" Leandros Stimme klingt betrübt.

Eigentlich sollte er ob meiner Entscheidung erleichtert sein. Er muss geahnt, oder zumindest gehofft haben, dass ich ihn nicht ausliefere, sonst hätte er mich nicht gehen lassen. Er hat geblufft. Ich dachte, ich hätte die Sorge in ihm sehen können. Aber ich habe mich getäuscht. Leandro hat vor nichts Angst.

"Ich werde dich nicht verpfeifen, aber ich werde auch nicht bleiben. Nicht bei dir", kommt es mir so energisch über die Lippen, dass ich mich vor mir selbst erschrecke.

Und dann geschieht etwas, mit dem ich nie mals gerechnet hätte. In Leandros Miene zeichnet sich Schmerz ab. Sehnsucht. Trauer ob eines schrecklichen Verlusts. Von seiner eiskalten, berechnenden Art ist plötzlich nichts mehr übrig. Diesmal spielt er mir nichts vor. Er kann seine Gefühle nicht kontrollieren. Er würde es gern, aber er schafft es nicht. Er schließt die Tür hinter sich und bleibt nahe vor mir stehen. Er schluckt krampfhaft und presst die Lippen aufeinander. Das Grün seiner Augen scheint an Farbe zu verlieren, ehe er den Blick senkt.

Ich mustere ihn von Kopf bis Fuß. Sein schwarzer Nadelstreifenanzug, die seidene Krawatte, das weiße Hemd. Ich nehme seinen atemberaubenden Duft wahr. Das alles täuscht nicht darüber hinweg, wer er ist. Und doch habe ich soeben etwas Neues in ihm entdeckt. Nämlich den wunden Punkt. Den einzigen, den er zu haben scheint, und der bin tat sächlich ich. Er hat höllische Angst, mich zu verlieren.

"Wenn ich könnte, würde ich aussteigen. Für dich. Doch ich kann nicht. Ich musste Jason mein Wort geben, dass ich die Geschäfte vorerst weiterführe. Nur deshalb bist du noch am Leben." Er hebt den Kopf und fängt meinen Blick ein. "Ich würde alles für dich geben, aber ..."

Ich hebe abwehrend die Hand. "Nein, tu das nicht. Du hast dich entschieden, und ich habe mich auch entschieden. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen."

Leandro atmet tief durch, schließt dann die Lücke zwischen uns und sieht mir tief in die Augen. "Werde meine Königin. Bitte", fleht er und verschließt meinen Mund eilig mit seinen warmen Lippen, ehe ich antworten kann.

Das Gefühl, ihn zu schmecken, ihn zu berühren, seine Körperwärme zu spüren, lässt mich erschaudern. Leandro ist das, was ich immer wollte, und doch darf es nicht sein. Es wäre nicht richtig. Als er mich noch näher an sich zieht, mir gierig seine Zunge in den Mund schiebt, stoße ich ihn von mir.

"Nein, hör auf damit. Du kannst mich nicht überreden." Ich halte ihn eine Armlänge auf Abstand. Leandro tritt zurück und öffnet die Tür.

"Dann ist es besser, wenn du jetzt gehst." Perplex verharre ich. Das war es also. So schnell geht das. Er gibt auf. Obwohl ich ihm ansehen kann, wie sehr er leidet.

Leandro bemerkt meine Verwunderung "Was dachtest du denn? Ich werde dich nicht zwingen. Niemals. Das habe ich dir oft genug gesagt. Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass du bleibst. Aber ich werde es auch verkraften, wenn du gehst. Das habe ich schon einmal geschafft. Ich bin Profi darin, ohne dich zu leben." Was sich so eiskalt anhört, ist es keines Stürze.

"Du hast recht", flüstere ich traurig. Es ist an der Zeit, zu gehen. Ich setze mich langsam in Bewegung, bleibe neben ihm stehen und sehe ihm ein letztes Mal durchdringend in die Augen.

"Es gibt nur das Licht oder die Dunkelheit. Du hast gewählt, und ich muss mich deiner Entscheidung beugen", erklärt leandro, wo bei ich ihm den Schmerz deutlich ansehen kann.

Meinen Herzschlag fühle ich nicht mehr. Um meinen Hals legt sich eine Schlinge aus Verzweiflung und Frust. Ich befinde mich weder auf der guten Seite noch auf der bösen. Es ist eine Parallelwelt, in der ich wandele.

Das Licht habe ich längst hinter mir gelassen, doch für die Dunkelheit fehlt mir der Mut. Ich bin nicht geschaffen für das, was er von mir verlangt, und noch viel weniger weiß ich, ob ich mit seinen Taten leben kann. Er ist ein eiskalter Killer, der Drogenkönig, der mich mit Samthandschuhen anfasst. Das ist mir alles zu viel.

| NYC King - Du wirst mich Lieben |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt