Epilog

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𝐿𝑒𝑎𝑛𝑑𝑟𝑜

Erschöpft sinke ich zu Boden. Meine Füße tragen mich nicht mehr. Katelyns unverhoffter Besuch und ihr jäher Abgang rauben mir im wahrsten Sinne des Wortes den letzten Halt, den ich noch hatte. Ich habe das Gefühl, zu ersticken. Das Atmen fällt mir schwer. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich hatte recht. Sie hätte mich niemals verraten, und dennoch kann ich diesem Gespräch nichts Positives abgewinnen. Sie ist gegangen. Ich werde sie niemals wiedersehen. Das ist das endgültige Ende.

Als plötzlich die Bürotür aufgerissen wird, zucke ich erschrocken zusammen. Für eine Sekunde glaube ich, sie wäre zurückgekommen, doch als ich aufblicke und in Jasons er schrockenes Gesicht sehe, ist jegliche Hoff nung dahin.

Mein Bruder stürmt auf mich zu. "Was ist mit dir?" Er will mir aufhelfen, doch ich winke ab.

"Lass gut sein. Alles in Ordnung." Schwerfällig erhebe ich mich und wanke zu meinem Barostuhl. "Ich brauch einen Schnaps", murmele ich.

Jason eilt zur Bar, schenkt mir einen Whisky ein und reicht mir das Glas mit einem denklichem Blick. "Nun spuck schon aus. Was ist los? Du hockst doch nicht umsonst auf dem Boden und siehst aus, als wären die Bullen hier gewesen." Er setzt sich mir gegen über und mustert mich abwartend.

Ich kippe mir den Shot in die Kehle und verlange Nachschub. Jason steht auf, holt die ganze Flasche, gibt sie mir aber nicht. "Erst will ich wissen, was los ist." "Katelyn war hier", erwidere ich. Ich mache mich lang und entreiße ihm die Flasche. Jason wird umgehend nervös. "Und?"

Ich schenke mir nach. "Nichts und. Sie wird uns nicht verpfeifen. Ende der Geschichte."

Mein Bruder lässt sich mit einem erleich terten Seufzer auf den Stuhl sinken, nimmt die Whiskyflasche und gönnt sich einen großen Schluck. "Dann wäre doch alles geregelt. Was ist dein Problem?"

Erst jetzt fällt mir auf, dass er sich doch eigentlich um die neue Ware kümmern sollte. "Was machst du überhaupt hier?", frage ich genervt.

Jason hebt entwaffnet die Hände. "Komm runter. Die Ware verspätet sich etwas." Er wirft einen Blick auf das Display seines Handys. "Ich bin gleich wieder weg. Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben."

Ist das so? Kommt er jetzt wegen jeder Klei nigkeit angetanzt? Das kann ich nicht glauben.

Ich lehne mich im Stuhl zurück und fahre mir nachdenklich übers Kinn. "Sag mir, was wirklich los ist." "Ja, schon gut... es ist..."

Das Öffnen der Tür unterbricht ihn. Jason springt auf, als hätte er eine Feder im Hintern, und greift sofort nach seiner Waffe. Ich er kenne im ersten Moment nicht, wer es ist, da er mir im Weg steht, als er jedoch die Glock wieder runternimmt und beiseitetritt, traue ich meinen Augen kaum.

Katelyn. Sie ist zurückgekommen. "Ich kann das nicht", erklärt sie verzweifelt. Jason wird sofort wieder unruhig. "Was kannst du nicht?"

Ich erhebe mich und stelle mich ihm in den Weg. "Lass sie zufrieden", drohe ich ihm mit einem wütenden Blick. Als ich sehe, dass er kleinbeigibt, wende ich mich Katelyn zu. "Was kannst du nicht?"

"In dieser Parallelwelt leben", antwortet sie atemlos. Ich weiß sofort, was sie meint. Sie hat begriffen, dass es für sie kein Zurück mehr in ihr altes Leben gibt. Dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Und ihr ist klargeworden, dass sie nicht ohne mich leben will. "Ich werde morgen früh meine Kündigung einreichen und dann weitersehen. Vielleicht finde ich ja etwas anderes, das mir Spaß macht." "Heißt das, ihr seid wieder zusammen?", mischt Jason sich ein. Katelyn schmiegt sich an meine Seite, sagt nichts, grinst ihn nur schief an. Dass Jason das nicht passt, kann er nicht verbergen. Den noch bleibt er für seine Verhältnisse geradezu gelassen. Er hat nun begriffen, dass ich in Bezug auf Katelyn  immer recht hatte und er mir einfach nur hätte vertrauen müssen. "Dann bist du jetzt also seine Königin", spottet er. Katelyn winkt abwehrend. "So würde ich das nicht unbedingt nennen." Jason schmunzelt. Ihm scheint gerade ein Einfall gekommen zu sein. Das erkenne ich an seiner gerunzelten Stirn und seinem durch dringenden Blick. "Oh, doch, und ich habe da auch schon die Idee, wie du dein Königreich am besten unterstützen könntest."

"Ich kann dir nicht folgen. Was meinst du?", hake ich rein interessehalber nach, da ich wissen will, welchen Schwachsinn er sich jetzt schon wieder ausgedacht hat. "Du solltest nicht kündigen", sagt er an Katelyn gewandt. "Ich verstehe nicht." Sie sieht fragend zu mir auf.

"Das kommt überhaupt nicht infrage. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Clans, dass man nicht mit Bullen zusammenarbeitet", entgegne ich ruppig. Seine Idee ist für die Tonne. Das kann er vergessen.

"Das bezieht sich nur auf Verräter. Ihr beide solltet das ernsthaft in Erwägung ziehen. Immerhin würde es uns einen riesigen Vorteil verschaffen, wenn wir einen Maulwurf beim FBI hätten." Jason grinst schief. "Denkt darüber nach."

"Vergiss es", herrscht Katelyn ihn an. "Ich habe mehr als genug für euch getan." Jason zuckt die Schultern. "Überlegt es euch. Ich bin dann auch wieder weg." Er wendet sich zum Gehen.

"Wolltest du mir nicht noch sagen, was du überhaupt hier wolltest?", rufe ich ihm hinter Mein Bruder winkt ab. "Nichts, was der her Prinz nicht selbstständig klären könnte", sagt er und verlässt das Büro, zieht die Tür hinter sich zu. Am liebsten würde ich ihm hinterherlaufen, da ich ihm nicht traue und Angst habe, er könnte wieder Scheiße bauen, aber das muss warten. Zuerst muss ich mich um Katelyn kümmern. Ich schließe sie in die Arme und drücke sie fest an mich. Sie ist wieder da, und sie wird bleiben. Mein eingefrorenes Herz taut schlagartig wieder auf. "Ich kann nicht das tun, was Jason von mir verlangt", flüstert sie gegen meine Brust.

Ich streiche ihr übers Haar und hauche ihr einen Kuss auf den Haaransatz. Das, was ich eben noch so kategorisch ausgeschlossen habe, hört sich, je länger ich darüber nach denke, doch gar nicht so dumm an. Katelyn wäre dadurch sogar geschützt. Jetzt, da sie an meiner Seite ist, hat sie unweigerlich eine Ziel scheibe auf dem Rücken. Daran gibt es nichts
zu beschönigen. "Es wäre aber vielleicht dennoch eine Über legung wert", finde ich. Katelyn löst sich von mir und sieht mich erschrocken an. "Sobald jemand mitbekommt, dass du zu mir gehörst, und sie rausfinden, wer du bist, wird das lebensgefährlich. Wenn du aber dei nen Job behältst, wird dir keiner etwas tun können. Man schießt nicht auf Bullen, wenn du verstehst, was ich meine", erkläre ich ihr.

"Soll das heißen, dass du nicht in der Lage bist, mich zu beschützen?" Ihr wird wohl gerade erst klar, auf was sie sich eingelassen hat. Ich ziche sie wieder an mich. "Ich werde al les dafür tun, damit dir nichts zustoßt, aber es würde das Ganze erheblich erleichtern."

Sie seufzt leise. "Ich finde, es ist zu viel verlangt." Ich küsse ihre Stirn. "Du sollst das auch nicht ewig machen, nur so lange, bis ich das Imperium wirklich an Jason abtreten kann. Es war mein Ernst, als ich gesagt habe, dass ich das nicht mehr will. Aber noch ist er viel zu hitzköpfig. Er würde uns nur alle in Gefahr bringen. Auch dich."

Katelyn legt ihre Hand in meinen Nacken, zieht mich zu sich und haucht mir einen verheißungsvollen Kuss auf die Lippen. "Ich liebe dich, Kingston."

Sie umgeht damit gekonnt eine sofortige
Zustimmung. Doch auch dazu werde ich sie
noch bringen. Wenn wir auffliegen, würde das meinen sicheren Tod bedeuten.
Aber das kann ich nicht zulassen, denn dann könnte ich sie nicht mehr beschützen. Katelyn ist meine Königin. Sie hat ihr Leben in meine Hände gelegt. Ich werde ihr dienen und alles dafür tun, damit es ihr an nichts fehlt.

"Ich liebe dich auch, Katelyn."

                               
                                   -Ende-

| NYC King - Du wirst mich Lieben |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt