Kapitel 18

21 1 0
                                    

Prem, Jamilian, Chris und ich spielten eine Runde Basketball, als Hoon mit einem Jungen am Spielfeldrand ankam.

Ich sah im ersten Moment nur knallrot gefärbte Haare und hörte Sam, Jacky, Nelly und Gloria vor Verzückung kreischen, denn der Neuankömmling schien ihnen zu gefallen. Vielleicht ließen sie mich ja jetzt in Ruhe.
Ich wollte gerade den Ball in den Korb werfen, da hörte ich seine Stimme.
"An-nyeong-ha-se-yo, mein Name ist Key, nett euch kennenzulernen!", stellte er sich auf Koreanisch und Englisch vor.

Erschrocken schaute ich zu ihm rüber und verfehlte dadurch leider den Korb.
"Mensch, Niki, konzentrier dich doch!", rief Chris mir verärgert zu, denn wir hatten gegen Prem und Jamilian verloren.

"Ist er es wirklich? Mein großes Vorbild? Ob er mich auch wieder erkennt? Es war damals peinlich, dass ich angefangen habe zu heulen, nach dem Auftritt. Was er wohl von mir gedacht hat?", meine Gedanken überschlugen sich.

"Lass dir bloß nichts anmerken, verhalte dich unauffällig.", ich wiederholte es, wie ein Mantra, immer wieder in meinem Kopf.
"Jetzt guck nicht wie ein verschrecktes Reh! Ich habe es nicht böse gemeint.", klopfte mir Chris versöhnlich auf die Schulter.
"Komm, lass uns zu den anderen gehen!" So zog er mich einfach mit.

Key verbeugte sich zur Begrüßung vor uns, wir sagten wie im Chor "Hi!" und mussten lachen.
Hoon meinte nur: "Leute, das ist mein Cousin Key, aber nicht wundern, ich nenne ihn Hyung. Er spricht englisch, falls ihr mit ihm reden wollt!"

Key stand geduldig daneben und man merkte, dass er nichts verstand. Ich stellte mich ohne nachzudenken neben ihn und übersetzte für ihn alles auf koreanisch.

"Wie war das mit unauffällig bleiben, Niki?", dachte ich gleichzeitig. Egal, nun war es passiert.
Er sah mich an und lächelte. "Gam sa ham ni da!"
"A ni ae yo! Nicht dafür!", war meine leise Antwort.

"Irgendwie fies, das ihr ne Geheimsprache habt!", schmollte Sam, sah mich mit funkelnden Augen an und stellte sich besitzergreifend neben mich.
Anscheinend kam gerade wieder ihre extrem dominante Seite durch.
"Wann machen wir denn das Video, Niki? Ich möchte so schnell es geht zu üben anfangen.", lenkte sie mich von Key ab.
"Ich probiere gleich die Choreo aus und dann sag ich euch bescheid, okay?"
Ich hoffte, sie mit dieser Antwort erstmal zufrieden zu stellen.
"Lasst uns solange ein Eis essen gehen!", meinte Nelly zu ihren Freundinnen und weg waren sie.

Erstmal atmete ich tief ein und wieder aus und seufzte dabei.
"Sind die anstrengend!"
Die Jungs und Rana seufzten mit.
Dieses Mal übersetzte Hoon für Key. Als er uns alle seufzen hörte, lachte er direkt los. Er hatte ein warmes Lachen, es klang toll und war ansteckend. Wir lachten alle mit.

Als Hoon uns nochmals mit Namen vorstellte, fragte Rana: "Wo soll Key eigentlich schlafen? Hat er ein Zelt mitgebracht?"
Da machte Hoon große Augen, denn daran hatte er überhaupt nicht gedacht.

"Unser Zelt ist definitiv wegen Überfüllung geschlossen!", kommentierte Prem diese Fragen.
"In unseren Gruppenleiterzelten ist auch alles voll!", fügte Chris hinzu.
"Bei Niki ist doch genug Platz. Er ist doch alleine!", hörte ich plötzlich Luis einwerfen.

Ich fühlte, wie Panik in mir hochstieg. Ich konnte doch nicht mit meinem Lieblingsidol in einem Zelt schlafen. Vielleicht war es Key ja selbst auch unangenehm.
Warum musste sich Luis immer einmischen. Erst bei der Choreographie für die Mädchen und jetzt hier. Aus der anfänglichen Panik wurde gerade eine solche Wut auf Luis, dass ich ihm einen bösen Blick zuwarf.

Ja, ich konnte schwer "Nein" sagen, aber Entscheidungen traf ich schon gerne selbst, damit ich eben nicht in solche Situationen geriet.
"Huh, wenn Blicke töten könnten wäre ich gerade gestorben. Was ist los, Niki? So kenne ich dich überhaupt nicht!", meinte Luis erschrocken.
"Oh, es ist nichts! Du hast gerade nur zum zweiten Mal an diesem Tag eine Entscheidung für mich getroffen. Das könnte ich aber tatsächlich selber!", sagte ich in einem sehr ruhigen, sachlichen Ton.
"Aufregen bringt nichts!", beruhigte ich mich in Gedanken.
"Aber es ist okay! Key kann mit in meinem Zelt übernachten. Habt ihr denn eine Isomatte und einen Schlafsack für ihn?", fragte ich in die Runde.
"Überhaupt kein Problem! Wir haben für Notfälle immer Ersatz mit!", meinte Chris, sprang auf und lief zum Versorgungszelt.

Key schaute mich verwirrt an. Er hatte anscheinend bemerkt, dass ich ärgerlich war. Wollte ich ihm erklären warum? Nein!
Ich erzählte ihm allerdings, dass er sein Gepäck schon mal in mein Zelt räumen könnte und das Chris ihm Isomatte und Schlafsack besorgte.
Dankbar schaute er mich an.
"Gam sa ham ni da!"
Ich schüttelte lächelnd den Kopf und zeigte ihm den Weg zu meinem Zelt.

"Mach es dir bequem, Hyung!", sprach ich Key an. Dieser begann sein Gepäck neben meinen Tasche zu stellen.
Chris reichte uns Isomatte und Schlafsack rein und schnell war Keys Schlafgelegenheit fertig.
"Was meinte dieses Mädchen vorhin? Ich habe zwar nichts verstanden, aber das Wort Choreographie konnte ich raushören.", fragte er mich interessiert.

Ich erklärte ihm von dem bevorstehenden Event der Jugendlichen am Ostermontag und was wir dafür geplant hatten.
Auch von der vereinfachten Choreographie für Samanta und ihre Freundinnen und wie mich Luis da reingeritten hatte.
"Oh, nun ergibt dein Blick von vorhin einen Sinn!", bemerkte er, schaute mir dabei in die Augen, legte seine Hand beruhigend auf meinen Rücken.
Es kribbelte dort, wo seine Hand mich berührte. Ich starb gerade einen Fantod nach dem anderen und meine Haare im Nacken und an den Armen standen zu Berge.

Key bemerkte, dass Niki eine Gänsehaut bekam, als er ihn mit der Hand am Rücken tätschelte.
Nun saß er vor ihm, der Tänzer und Sänger aus Hoons Videos.
Wieder überkam ihn dieses seltsame Gefühl, welches er auch bekam, wenn er sich die Videos ansah, konnte es aber nicht zuordnen.
"Ob er weiß wer ich bin?", dachte er über Niki nach.
"Wenn ja, finde ich es total toll, dass er sich nichts anmerken lässt."

Augenblicke später rappelte ich mich auf.
"Ich kümmere mich eben um die Choreo der Mädchen. Magst du mitkommen?"
"Klar, gerne! Soll ich dir helfen?", fragte er mich.
"Wenn du magst! Ich kann Hilfe immer gebrauchen!", grinste ich ihn an.
Ich schnappte mir mein Handy und die Bluetooth Box. So verließen wir gemeinsam das Zelt.

Camping Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt