Camping

Kapitel 19

Key folgte mir zum leeren Basketballfeld. Wir sahen uns gemeinsam das Video an und ich erklärte ihm, dass die Mädchen seit einem halben Jahr in der Schule HipHop tanzten.

"Also ich finde die Choreographie zwar gut, aber für Anfänger definitiv zu schwer. Was hälst du von diesem Video?", fragte er mich und zeigte mir ein Video mit der Choreographie zu "Instruction" von Demi Lovato.

"Du hast recht! Es ist definitiv einfacher für die Mädchen und passt auch viel besser zu ihrer Art, wie sie sich geben.", stellte ich fest.

Nachdem ich mir das Video noch einmal angeschaut hatte, fing ich an dazu zu tanzen. Ich genoss es, wie immer, mich zur Musik zu bewegen.
Seit meinem fünten Lebensjahr konnten mich meine Eltern nicht davon abhalten. Jetzt mit 16 Jahren hatte ich für mich entschieden, dass ich das Tanzen irgendwie zu meinem Beruf machen wollte.

Key beobachtete mich und stieg irgendwann mit in den Tanz ein.
Die Box war auf volle Lautstärke eingestellt, so dass sich schnell einige Schaulustige einfanden.
Ich genoss diese Situation gerade, zum Einen lag es am Publikum und zum Anderen definitiv an meinen Tanzpartner.
Die Umherstehenden klatschten im Takt und jubelten uns zu.
Als wir fertig waren, verbeugten wir uns automatisch, lächelten uns an und gaben uns ein Highfive.

Jacky, Sam, Nelly und Gloria wurden durch den Applaus angelockt.
Sie sahen noch das Ende der Choreographie und schauten uns beide mit großen Augen an.
"Wow Niki, das war sowas von cool!", strahlte Sam mich an und hakte sich bei mir unter.
"Danke, Sam. Tatsächlich wird das eure Choreographie. Ich habe Key das andere Video gezeigt und er meinte, das wäre zu schwer für Anfänger. Ich kann es gerne einmal mit euch durchgehen, wenn ihr wollt?"

Nelly und Gloria klatschten begeistert in die Hände.
"Aber wer nimmt dann das Video auf, wenn wir alle tanzen?"
"Das kann ich machen!", kam von Rana, die gerade aus dem Zelt der Mädchen gekrochen war.
"Eine von euch kann mir ihr Handy geben, dann nehme ich euch auf!"

Erst sahen wir uns noch einmal gemeinsam das Video an, dann reichte Jacky ihr Handy an Rana weiter und sie begann zu filmen.
Wir legten ihre Positionen fest. Key beobachtete die Mädchen und half wenn nötig, denn zum Tanzen musste man keine Sprache können. Tanzen funktionierte ohne Worte!
Nachdem wir das Gefühl hatten, dass die vier ihre Schritte verstanden hatten, stellte ich die Musik aus. Rana gab das Handy an Jacky zurück.

Wir machten das Spielfeld frei und einige Jugendliche fingen direkt an Basketball zu spielen. Neben an auf dem Rasen spielten einige Jungs Fußball und vom Spielplatz drangen die Stimmen von kleinen Kindern zu uns.
"Kommt, wir suchen einen Ort, wo wir üben können.", meinte Nelly zu ihren Freundinnen. Und so verschwanden sie aus unserem Blickfeld.

Im nächsten Augenblick tauchten Hoon, Prem und Jamilian auf.
"Oh, wo kommt ihr denn her?", fragte ich die drei.
"Wir haben Luis zurück gebracht. Er wollte sich ausruhen!", meinte Prem.
"Ah, danke Leute!"
"Nicht dafür Niki!", antwortete Hoon.
"Und was habt ihr so gemacht?", fragte er, an Key gerichtet.

"Ich habe ihm geholfen eine Choreographie für diese Mädchen auszusuchen. Die eigentliche fand ich für Anfänger zu kompliziert, auch wenn sie wirklich gut aussah! Dazu haben wir auch getanzt!", erklärte er seinem Cousin.
"Es hat Spaß gemacht, mal wieder ohne Druck zu tanzen!"
Irgendwie war mir diese Situation suspekt. Ich stand mit meinem Lieblingssänger und Tänzer auf einem Campingplatz und hörte zu, wie er sich mit seinem Cousin unterhielt, irgendwie überforderte mich das Ganze gerade.
"Jungs, ich muss mich mal wieder bei Luis Eltern blicken lassen! Bis später!", meinte ich nur und lief los.

Luis lag in seine Kuscheldecke eingewickelt im Strandkorb und schien zu schlafen. Klara saß auf einem Stuhl am Tisch und Haru und Leona konnte ich nicht entdecken. "Na, Niki! Wie gefällt es dir hier?", fragte mich Klara. Ich setzte mich zu ihr und erzählte ihr von meinem Tag.

"Oh, dieses Projekt für Ostermontag hört sich ja klasse an. Dann kann ich mich ja auf eine tolle Show freuen! Soll ich deine Auftritte dann für deine Eltern aufnehmen?"
"Wenn du das machen würdest, wäre das super!", freute ich mich über ihren Vorschlag.
"Verrätst du mir jetzt, warum du hier bist, Niki? Irgendwas beschäftigt dich doch, das kann ich dir ansehen. Du wirkst total aufgewühlt.", fragte mich Klara besorgt.
Sollte ich es ihr erklären? Ich wusste es ja selbst nicht genau, was los war. Vielleicht konnte sie es mir klarer machen.

"Nunja, ich habe ja früh mit dem Tanzen angefangen und schon einige Auftritte gehabt. Den schönsten Auftritt hatte ich vor fünf Jahren, da war ich elf. Ich durfte mit meiner Lieblingsmusikgruppe auftreten und tanzen. Seitdem will ich wirklich Tänzer werden. Nun ist tatsächlich heute mein Lieblingsidol aus dieser Gruppe hier aufgetaucht. Es hat sich herausgestellt, das er der Cousin von einem meiner neuen Freunde ist. Warum er plötzlich hier aufgetaucht ist weiß ich allerdings nicht. Wir haben heute sogar schon zusammen getanzt und ich habe angeboten, dass er mit in meinem Zelt schlafen kann, da er sonst nicht weiß wo er hin soll. Aber er scheint mich nicht wieder zu erkennen...!", ich wurde in meinem Erzählfluss immer schneller und überschlug mich fast beim Sprechen.

Klara legte beruhigend ihre Hand auf meine Hände, welche ich unruhig auf dem Tisch bewegte.
"Niki, das ist doch völlig normal! Wenn du ein Fan von ihm bist, ist es okay das du aufgeregt bist. Freu dich einfach und denke es ist ein Wink des Schicksals, dass er hier angekommen ist! Er ist auch nur ein normaler Mensch! Wenn er so viel zu tun hat, geht in seinem Kopf bestimmt Einiges an Erinnerungen verloren. Vielleicht erinnert er sich ja noch. Du warst ja damals viel jünger!"

Stimmt, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich war damals viel kleiner, meine Haare waren blond und nun war ich gut 1,80 m groß und hatte wieder meine Naturhaarfarbe.
"Danke Klara. Ich sah damals wirklich anders aus!", lächelte ich sie nun etwas entspannter an.
"Ich mache uns mal ein "Behalt-die-Nerven" Getränk, okay?"
Sie verschwand ohne auf meine Antwort zu warten in der Küche.

Ich schloss meine Augen und hielt mein Gesicht in die Sonne. Die Möwen kreischten, das Meer rauschte, es überkam mich in diesem Moment eine große Dankbarkeit, mit dieser Familie hier sein zu dürfen.
Klara und Haru behandelten mich wie ihr eigenes Kind. Wie konnte ich ihnen nur dafür danken.
"Niki, du grübelst schon wieder. Genieße doch einfach mal! Und bitteschön!", mit diesen Worten stellte sie mir eine große Tasse heißen Kakao mit Sahne auf den Tisch. Daneben lag ein Keks und ein Riegel Schokolade.
"Du bist die beste Klara auf der Welt!", drückte ich sie und griff nach der Tasse.
"Ich bin die einzige Klara die du kennst!", lachte sie laut auf und trank ihren Kaffee.