Kapitel 22

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Dieses Mal hatte Chris direkt eine Gitarre vor sich liegen und fragte nach Liederwünschen.
"Können wir "Let it go" von der Eiskönigin singen?"
Leona war nicht schüchtern und wünschte sich mit ihrem kindlichen Charme das erste Lied.

Chris grinste amüsiert: "Wir haben hier bestimmt genug Mädels, die das mitsingen können, also sollte das kein Problem sein!"
"Nicht nur Mädels!", bestätigte Prem laut lachend.
So begann wieder eine gemütliche Runde mit vielen Liederwünschen am Lagerfeuer.

Dieses Mal saßen Rana und Sam mit ihren Freundinnen auch direkt bei uns.
Sie legten ihre Scheu vor uns ab und verhielten sich uns gegenüber, als ob sie uns schon ewig kennen würden. Vor allem Sam hing an mir wie eine Klette.
Ich versuchte sie zu ignorieren, aber dies störte sie überhaupt nicht.
Sie hing an meinem Arm, als ob wir ein Paar wären.
Ich fühlte mich einfach nur schrecklich, aber wie sollte ich ihr klar machen, das mir ihre Nähe zu viel war, ohne sie zu verletzen?

"Niki, kannst du mir die Toiletten zeigen?", rettete mich Key aus dieser, mir unangenehmen, Situation.
Ich nickte ihm dankbar lächelnd zu. Da Key mit mir Koreanisch sprach, konnte Sam nicht verstehen warum ich so unerwartet aufstand.
"Ich zeige ihm eben die Toiletten!", erklärte ich leise, fasste Key am Handgelenk und zog ihn hinter mir her.
"Danke, du hast mich gerettet!"
Ich hielt ihn immer noch am Handgelenk. Mir plötzlich bewusst werdend was ich da tat, ließ ich ihn los.

Key lachte, amüsiert über meine Reaktion.
"Gern geschehen. Ich muss mich doch um meinen Maknae kümmern!"
"Hyung? H-hab ich was verpasst?", stammelte ich und schaute ihn verwirrt an. Wieso nannte er mich plötzlich "seinen Maknae"?
"Bist du nicht der Jüngste? Prem und Hoon müssten älter sein als du!", wollte er von mir wissen.
"Ich weiß es nicht so genau. Ich bin sechzehn Jahre alt und werde im Dezember siebzehn. Wenn Hoon dein Cousin ist, müsstest du wissen wie alt er ist. Prem ist auch sechzehn, aber ich weiß nicht wann er Geburtstag hat!", erklärte ich Key bereitwillig.
"Hier sind übrigens die Toiletten und auch die Duschen, falls du dich vor dem Schlafengehen noch frisch machen möchtest...", zeigte ich auf eine Tür zum Sanitärbereich. Key verschwand hinter dieser, ich wartete draußen auf den Stufen sitzend.

Eigentlich hatte ich gar keine Lust wieder zum Lagerfeuer zurück zu kehren, denn da erwartete mich nur wieder Sam. Aber es machte so viel Spaß mit allen gemeinsam zu singen, also musste ich wohl in den sauren Apfel beißen und Sam ertragen.
Ich seufzte laut und genervt auf.
In genau diesem Moment tauchte Key wieder auf.

"Was ist los Niki?", fragte er fürsorglich und setzte sich neben mich auf die Treppe.
"Ich mag nicht wirklich zurück zum Lagerfeuer!"
"Wieso? Du singst doch so gerne, das merkt man dir an. Deine Augen strahlen dann ganz besonders!", stellte Key fest und legte seine Hand behutsam auf meine Schulter.
"Naja, das Singen ist nicht das Problem, eher die Gesellschaft!", bemerkte ich zaghaft.
"Oh du meinst diese Sam?"
"Ja, ganz genau die meine ich! Dir ist sicherlich auch aufgefallen, wie aufdringlich sie an mir klebt?"
Key nickte bestätigend und klopfte mir ermutigend auf meine Schulter.
"Ich werde dir helfen! Frage nicht wie, lass dich nachher einfach drauf ein. Kannst du das?"
"Ich denke schon?", erwiderte ich verunsichert.
"Na dann komm!"
Er nahm meine Hand, zog mich hoch und ließ mich nicht wieder los. So spazierten wir zurück zu den anderen.

"Mein kleiner Niki, dein Hyung ist bei dir! Ich beschütze dich vor diesem Mädchen!", dachte sich Key, als er mit Niki an der Hand zurück lief.
"Hoppla, was sind das plötzlich für Gedanken?"
Er schüttelte den Kopf.

"Ist alles okay bei dir, Hyung?", fragte ich sichtlich besorgt.
"Du hattest einen langen Tag! Möchtest du lieber schlafen gehen?"
"Nein, wir sorgen jetzt dafür, dass du noch ganz entspannt mit den anderen singen kannst. Warte nur ab!", verneinte er meine Fragen und ein spitzbübisches Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Was hatte er nur vor. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.

Es sangen gerade alle "Ein hoch auf uns" von Andreas Burani. Es hörte sich toll an so viele Menschen singen zu hören.
Ich wollte mich gerade wieder auf meinen alten Platz setzen, als sich Key auf die Wiese vor unsere Freunde setzte und mich aufforderte zwischen seinen Beinen Platz zu nehmen. An mein Versprechen denkend, mich auf alles einzulassen, setzte ich mich zu ihm.
Tatsächlich schaute Sam ziemlich verwirrt zu uns und verschränkte beleidigt ihre Arme.
Da sich am Lagerfeuer mittlerweile auch andere Campingurlauber eingefunden hatten und nicht nur die üblichen Jugendlichen, wurden von diesen auch andere Lieder gewünscht.

Gerade eben wünschte sich ein Ehepaar "Mamor, Stein und Eisen bricht" von Drafi Deutscher. Es sagte mir gar nichts, wie auch, aber es schien alle Erwachsenen und selbst einige Jugendliche mitzureißen.
Chris erklärte Key und mir das es ein "alter Schlager" wäre. Wir hörten einfach fasziniert zu, auch wenn wir nichts verstanden.
Der nächste Wunsch war "Let it be". Das hatten wir ja schon am Vorabend gesungen.

Key lehnte sich etwas vor, um seinen Kopf auf meiner Schulter abzulegen.
"Hyung, du bist doch müde!", flüsterte ich ihm zu.
"Hmh! Egal, so ist es gerade gemütlich. Etwas halte ich noch aus! Darf ich so sitzen bleiben?", raunt er leise in mein Ohr.

Ich konnte nur nicken, denn im nächsten Moment kroch eine Gänsehaut über meinen Körper und ich verstand die Welt nicht mehr. Was war das schon wieder?
Keys Müdigkeit schien ansteckend, denn ein paar Minuten später lehnte ich mich zurück und kuschelte mich an seine Brust.
"Sorry Hyung, aber es ist tatsächlich gemütlich!", entschuldigte ich mich bei Key, da sein Kopf durch meine Rückwärtsbewegung etwas verrutscht war.
"Nicht schlimm!", antwortete er nur und legte noch seine Arme um mich.

Hoon beobachtete seinen Cousin und Niki, seitdem sie von den Toiletten zurück waren. Seit wann standen sie sich so nah, das sie so eng umschlungen saßen?
Er konnte auch erkennen, das Sam sehr genervt aussah, dass sie sich nun nicht mehr an Niki ranschmeißen konnte. Aber er freute sich definitiv, das Niki sich gut mit Key verstand. Vielleicht erkannte Key ja tatsächlich Nikis Talent und konnte ihm als sein Hyung weiterhelfen.

Jemand wünschte sich "Eternal Flame" von den Bangles. Viele der Älteren am Lagerfeuer kannten dieses Lied und sangen voller Inbrunst mit. Key wiegte uns im Takt hin und her und ich fühlte mich gerade total wohl und dachte an nichts.
Nur die Musik, eine sichere Umarmung und das Lagerfeuer nahm ich war.

Gegen 21:45 Uhr kündigte Chris wieder wie am Abend zuvor das letzte Lied an und bat alle an die beginnende Nachtruhe ab 22 Uhr zu denken. Wir sangen "Numb" von Dotan und da es viele nicht kannten, sangen nur Chris, Prem, Jamilian, Hoon und ich mit Key und einigen der Jugendlichen dieses letzte Lied. Wir könnten auch als Gruppe auftreten, so gut gefiel es mir. Zum Schluss applaudierten wir wieder alle zusammen und die Runde löste sich langsam auf.

Key stützte sich beim Aufstehen auf meine Schultern und streckte mir dann seine Hände entgegen, um mir hoch zu helfen. Wir verabschiedeten uns von den Jungs und gingen zu meinem Zelt.
"Lass uns fix unser Duschzeug und unsere Schlafsachen schnappen, sonst ist es bei den Duschen gleich zu voll!", erklärte ich Key. Dieser nickte zustimmend. Ich griff nach meiner Tasche, welche ich nach dem Abendessen mit dem trockenen Badetuch versehen hatte und lief mit Key zu den Duschen.

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