Kapitel 24

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Wieder wurde ich vom Vogelgezwitscher wach.
Dennoch fühlte es sich anders an als am Vortag.
Ich drehte mich etwas zur Seite und wollte mein Kissen zurecht rücken, da hielt ich inne.
Was für ein Kissen? Ich hatte doch nur einen Schlafsack dabei?
Ich öffnete die Augen und erschrak. Mein Kopfkissen war die Brust von Key.
Er lag, seine Gliedmassen zu allen Seiten ausgestreckt, mit unter meiner "Schlafsackdecke" und ich mit meinem Kopf auf ihn gekuschelt.

So langsam erinnerte ich mich wieder an seine Worte letzte Nacht.
"Schlaf endlich, mein kleiner Lucifer!"
Ich hob langsam meinen Kopf und versuchte, ohne Key aufzuwecken, aufzustehen. Frische Luft, die brauchte ich und zwar dringend. Ich zog mir wieder meine Laufsachen an, nahm mein Handy und die Kopfhörer und kroch aus dem Zelt.

Key spürte wie der Druck auf seiner Brust verschwand. Er blinzelte etwas und erkannte, das Niki aufstand, sich umzog und das Zelt verließ.
Er nahm sein Handy in die Hand.
Sie hatten tatsächlich bis 8 Uhr geschlafen.
Wow, das waren fast zehn Stunden Schlaf am Stück.
Wann hatte er das letzte Mal so lange und vor allem so gut geschlafen?

Er erinnerte sich an den Abend gestern und musste wieder lächeln.
Luis "Verrat", indem er ihm das Video gezeigt hatte, hatte etwas in ihm ausgelöst.
Er wusste wieder wer Niki war. Sofort stieg ein wohliges Gefühl in ihm auf, als er an den Auftritt von damals dachte.

Dieser kleine, zierliche, blonde Junge hatte ihn damals nachhaltig beeindruckt.
Key wollte damals noch mit seinem Manager sprechen, doch dann kam wieder was dazwischen und er vergaß sein Vorhaben und den gemeinsamen Auftritt.
Er suchte auf YouTube nach dem Video und tatsächlich konnte er es sehr schnell finden. Zusätzlich wurden ihm noch andere Videos mit Niki vorgeschlagen. So verbrachte Key seine Zeit damit, Nikis Tanzvideos anzuschauen und wurde immer begeisterter von diesem Jungen.

Erst durch den Ruheforst? Oder dieses Mal anders herum? Ich konnte mich gerade nicht entscheiden. So machte ich vor dem Zelt erstmal ein paar Dehnübungen, bis ich mich daran machte, doch die gleiche Runde wie am Tag zuvor zu laufen.

Es tat gut zu laufen. Meine Gedanken kamen zur Ruhe. Der Wald umgab mich wie ein schützender Mantel. Ich entschied mich jedoch, dieses Mal rechts herum zu laufen, um den Wald etwas länger genießen zu können. Nach ein paar Metern stoppte ich und nahm einen kleinen Trampelpfad. An den Bäumen hingen die Namenschilder von den Verstorbenen. Sie klimperten im Wind. Es war eine friedliche, beruhigende Atmosphäre. Am Ende des Trampelpfades, kam ich an der Stelle raus, wo ich runter an den Strand laufen konnte.

Dort schlenderte ich erst ein Stück am Meer entlang, bis zu einer Buhne. Ich setzte mich auf einen der dicken Steine.
Was mache ich jetzt mit der Erkenntnis, das sich Key an mich erinnert?
Ich blickte aufs Meer und lies meine Gedanken ziehen.
"Lass dich einfach darauf ein!", kamen mir plötzlich Keys Worte von gestern Abend in den Sinn.
War das meine Antwort? Okay!
Mit einem Ruck stand ich wieder auf und lief den Rest meiner Runde weiter.

Unterdessen war Key fertig mit Videos schauen und kramte seine Klamotten aus seinem Koffer. Ein Basketballshirt und die passende Short, seine Unterhose, Sneakersocken und Turnschuhe. Er faltete Nikis und sein Badetuch zusammen, als Niki ins Zelt gekrochen kam.

"Guten Morgen, Hyung!", lächelte ich ihn an.
"Guten Morgen, mein kleiner Lucifer! Hast du gut geschlafen?"
Key konnte es sich wohl nicht verkneifen mich mit diesem Namen aufzuziehen. Prompt wurde ich wieder rot.
"Nenn mich nicht so!", schmollte ich ihn an.

Lachend kam Key auf mich zu und strubbelte durch meine Haare.
"Na komm, sei nicht beleidigt. Ich finde, der Name passt zu dir, kleines Tanzteufelchen! Lass uns duschen und dann frühstücken!"

Ich zuckte nur mit den Schultern und suchte mir ein T-Shirt, eine kurze Hose, eine Boxershorts und kurze Socken zusammen und legte sie mit in meine Tasche. Meine Turnschuhe hängte ich mir über meine Schulter.
"Ich frühstücke mit Klara und ihrer Familie. Möchtest du mitkommen oder mit Hoon und den anderen frühstücken?"
"Das überlege ich mir beim Duschen!", erwiderte Key und so krochen wir aus dem Zelt.

Nach dem morgendlichen Lauf freute ich mich auf die erfrischende Dusche.
Der Wettergott war mit uns, denn der Himmel war wieder strahlend blau.
So konnte man den Tag richtig genießen. Ich musste mir nur immer noch etwas für Leona einfallen lassen.
"Du grübelst wieder, Teufelchen!", stellte Key verwundert fest.
"Was ist los?"
"Ich überlege immer noch, was ich mit Leona unternehmen soll.", hing ich meinen Gedanken nach.

Ich übersah eine Stufe vor den Duschräumen und dachte, jeden Augenblick auf dem Boden aufzuschlagen, doch nichts passierte. Zwei starke Arme hielten mich fest und überall begann es zu kribbeln, als mir Key auch noch in die Augen schaute.
"Pass auf mein Kleiner!"
"Hmh.", konnte ich nur von mir geben.
"Was wird hier denn für die Kids in Leonas Alter angeboten?", fragte Key interressiert. "Soweit ich weiß, kann man hier Ponyreiten, E-Scooter ausleihen, es gibt hier wohl ein Kino und ob Bastelangebote stattfinden weiß ich gerade nicht.", zählte ich auf, was ich zum Teil am schwarzen Brett gelesen hatte.

"Musst du denn den ganzen Tag mit ihr alleine verbringen?"
"Nein, ich denke nicht. Sie möchte nur mit mir etwas gemeinsam machen."
"Und wenn wir eine kleine Schatzsuche für sie organisieren? Und der "Schatz" ist dann eine kleine Kinderdisco mit Tanzeinlage von dir? Luis hat doch erzählt, das du sowas mit ihr und ihren Freundinnen auch oft machst.", schlug Key vor.

Die Idee fand ich total klasse. So konnte Leona vielleicht mit mir und ihren neuen Bekanntschaften ein paar Stunden verbringen und vielleicht halfen mir Chris und die anderen Jungs dabei, die Schatzsuche vorzubereiten.
Strahlend betrat ich nun die Duschräume und freute mich, das Key diese Idee hatte.
In den Umkleiden trafen wir auf Hoon und Prem.

"Guten Morgen, Niki, du grinst gerade wie ein Honigkuchenpferd! Was ist passiert?", begrüßte mich Prem.
Ich erzählte Hoon die Idee von Key für Leona eine Schatzsuche mit Kinderdisco zu veranstalten und bat ihn, die anderen um Hilfe zu bitten. Nach dem Frühstück könnten wir dann darüber sprechen. Key begrüßte auch Prem und Hoon und erklärte Hoon, dass er mit mir frühstücken würde.

Mein Grinsen wurde immer breiter.
"Ich freue mich, dass du mit zu mir frühstücken kommst. Falls ich hier eher fertig bin, lauf ich schon mal vor, um Klara bescheid zu geben, Hyung!"
"Alles klar Luci...!"
"Scht!", unterbrach ich ihn schnell, indem ich meinen Finger an seine Lippene legte. Ich wollte nicht, dass die anderen beiden hörten wie er mich plötzlich nannte. Zumindest vorerst nicht. Es war mir irgendwie peinlich, da ich nicht wusste, warum er auf einmal so zu mir war. Wir hatten auch noch nicht über damals gesprochen.
Hoon und Prem schauten mich seltsam an und dann zu Key. Ich verabschiedete mich schnell unter die Dusche, damit es nicht noch seltsamer wurde.

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