Camping

Kapitel 35

Luis war mit den Mädchen im Gemeinschaftsraum, um sie bei der Choreographiearbeit zu unterstützen.

Es sah schon klasse aus, wie die Drei tanzten. Viel musste er nicht mehr korrigieren. Allerdings erklärte er ihnen, dass sie ohne Sam eine fette Lücke in diesem Tanz hätten. Er gab ihnen Tipps, wie sie im Notfall diesen Platz füllen konnten. Man konnte ja nie wissen, was Sam als nächstes tun oder lassen wollte.
Sie war momentan unberechenbar, seitdem ihre Freundinnen nicht mehr mit ihr redeten.

Er sprach Jacky, Nelly und Gloria gut zu und versicherte ihnen, dass ihr Auftritt definitiv super werden würde.
"Wollt ihr, dass ich euch während eures Auftrittes filme? Dann habt ihr für euren Trainer eine Referenz, falls ihr sowas mal brauchen solltet!", erklärte Luis ihnen bereitwillig.

Begeistert stimmten ihm die Mädchen zu.
Sie freuten sich, dass er sie so ernst nahm. Das kam sonst eher selten vor. Sie wurden immer für Sams dumme Freundinnen gehalten, dabei hatten die Drei richtig was im Kopf.
Nelly konnte vier Sprachen fließend, Gloria konnte sich super Sachen merken und war gut im Schach und Jacky war ein verrückter Computernerd und liebte Onlinespiele, in denen sie auch besonders gut war.
Dadurch das sie jedoch immer mit der sehr dominanten Samanta zusammen waren, nahm das keiner aus ihrem Umfeld war. Sie waren auch nicht die Typen, welche damit hausieren gingen.
Luis hatte diese persönlichen Informationen am Tag zuvor, während ihres Gespräches am Lagerfeuer, erfahren. Es war einfach eine tolle Atmosphäre.
Nachdem sie mit der Probe fertig waren, luden sie Luis zum Dank auf ein Eis ein.

Rana war indessen unterwegs zur Packstation, zu welcher ihre Mutter ihr das Paket hingeschickt hatte. Sie hatte sich ein Fahrrad mit Korb ausgeliehen und folgte ihrem Handynavi nach Neustadt. Sie genoss die Fahrt an der Steilküste entlang. Zwischendurch hielt sie an, machte ein paar Fotos und dachte darüber nach, wie sie ihren Tanz aufbauen könnte. Es freute sie unheimlich, dass Jamilian sie unterstützte. Er war einfach toll. Immer wenn sie an ihn dachte, musste sie lächeln.

Nach den Vorbereitungen für Freitag, setzten sich die Freunde auf beziehungsweise vor die Bank an Nikis und Keys Zelt.
Hoon war den ganzen Tag dabei seine Freunde zu beobachten.
Erst beobachtete er Jamilian und Rana, bis diese sich verabschiedete, um irgendwas abzuholen. Er vermutete, dass sich zwischen den Beiden etwas anbahnte, so wie sie aneinander klebten.

Nebenbei viel im auf, das auch Key sehr zuvorkommend mit Niki umging. Er hatte das Gefühl, sein Cousin verschwieg ihm etwas Wichtiges, doch er war sich sicher, dass er es bald herausfinden würde.
Hoon fiel auch auf, dass Sam immer mal wieder auftauchte und wieder verschwand, allerdings ohne ihre Freundinnen. Sehr komisch, er dachte sich aber nichts weiter dabei.

"Karl hat mir seine Tischtennisschläger ausgeliehen! Möchte jemand von euch gegen mich spielen?", fragte Prem in unsere Runde.
Ich schüttelte mit dem Kopf. Es war viel zu bequem auf Keys Schoß. Ja, ich saß auf seinem Schoß und er saß auf der Bank vor unserem Zelt.
Mit Prem, Jamilian, Hoon und Chris hatten wir uns in diese "Ecke" zurückgezogen und uns einfach unterhalten.
Irgendwann wurde es Prem zu langweilig, daher die Tischtennisschläger. Hoon erklärte sich bereit mit ihm ein bisschen zu spielen.
"Seid ihr irgendwie mit Sekundenkleber verbunden?", fragte uns Chris amüsiert.
"Gibt es euch auch noch einzeln?"
Ich übersetzte für Key. Dieser musste direkt lachen. Wir ließen diese Fragen allerdings unbeantwortet.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich Sam vor uns.
"Hallo Niki, hättest du jetzt Zeit dir anzuschauen wie weit ich mit der Choreo bin?", fragte sie auffordernd.
"Wo sind denn deine Freundinnen?", wollte ich von ihr wissen, immerhin war es eine Gruppenchoreographie.
"Keine Ahnung, sie gehen mir gerade aus dem Weg, ist aber nicht mein Problem!", meinte sie achselzuckend.
"Wenn auf dem Basketballfeld nichts los ist, kannst du es uns hier zeigen, dann können wir dir eine Rückmeldung geben! Aber denke daran, dass ihr gemeinsam proben solltet!", erinnerte ich sie.

Sie nickte nur genervt mit dem Kopf und scheuchte mit ihrer dominanten Art die Jungs, welche gerade noch Basketball gespielt hatten, vom Feld.
Sie machte die Musik an und fing an zu tanzen. Es war okay, kam aber alleine getanzt lange nicht so gut rüber, als wenn sie es mit ihren Freundinnen vorgetanzt hätte. Genau so erklärte ich es ihr auch. Wenig begeistert von meiner Rückmeldung verschwand sie, mit einer finsteren Miene. Sie wurde mit ihr immer unheimlicher.

Sam ging ziemlich enttäuscht und missmutig vom Basketballfeld.
Sie wurde zunehmend wütender auf Niki.
Warum gab er ihr keine Hilfestellung? Er hätte doch mit ihr zusammen tanzen können.
Sie würden zusammen so toll aussehen. Aber nein, dieser seltsame Koreaner musste immer dabei sein. Er war schon wie Nikis Schatten. Wirklich zum Kotzen!
Irgendwie musste es doch möglich sein, Niki alleine zu erwischen!
Sie würde ihre Chance noch bekommen, da war sie sich sicher.

Key und ich gesellten uns wieder zu Prem und Hoon an die Tischtennisplatte.
Nach einer Weile stieß Luis mit Jacky, Nelly und Gloria dazu.
Mittlerweile saßen oder lagen wir alle auf den Tischtennisplatten, nachdem die beiden Jungen zu Ende gespielt hatten und redeten über Gott und die Welt.

Irgendwann wollten die Mädchen ein paar koreanische Wörter oder einfache Sätze lernen. Ihr liebstes Wort war "Gaemi", auf Deutsch Ameise. Immer wenn sie jetzt eine Ameise sahen, benutzten sie das koreanische Wort dafür und es gab hier viele Ameisen.
So verging die Zeit. Luis Handy klingelte. Es war Haru. Er wollte wissen, ob wir wieder zum Abendessen vorbeikommen wollten.
Nachdem ich mich kurz mit Key verständigt hatte, sagten wir zu, da ich mich heute noch gar nicht bei Haru und Klara hatte blicken lassen.
Ich erklärte Chris noch, dass ich noch nicht sicher war, ob ich dieses Mal zum Lagerfeuer kommen würde. Die Situation mit Sam nahm mich mehr mit, als ich zugeben wollte, aber das verriet ich niemandem.

Klara hatte einen großen Topf Spaghetti Bolognese zubereitet. Leona hatte schon den Tisch gedeckt, wir brauchten uns nur noch hinzusetzten.
Haru reichte den Parmesankäse an Luis weiter. Dieser lies den Käse fast in den Soßentopf fallen. Klara schmiss beinahe ihr Weinglas um, Haru konnte es noch kurz vorher festhalten. Wir schauten uns alle nur fassungslos an und fingen an zu essen. Keiner sagte etwas.

Nachdem wir fertig waren, erklärte ich, dass ich mich ins Zelt zurückziehen wollte und auch heute nicht zum Lagerfeuer gehen würde.
Klara drückte mich kurz und wünschte mir eine gute Nacht. Allerdings wollte sie mich morgen zum Frühstück wieder sehen.

Key begleitete mich zum Zelt.
"Du musst nicht hier bei mir bleiben!", erklärte ich ihm.
"Geh ruhig zu den Anderen ans Lagerfeuer! Ich gehe kurz duschen und lege mich dann direkt schlafen!"
Ich schnappte mir meinen Pyjama, Bademantel und meine Tasche und begleitete Key zu den anderen ans Lagerfeuer, verabschiedete mich dann aber, um duschen zu gehen.

Rana war doch länger mit dem Fahrrad unterwegs als sie gedacht hatte. Dadurch, dass sie immer wieder angehalten hatte um Fotos zu machen, brauchte sie anstatt 30 Minuten eine ganze Stunde nach Neustadt. Ihr Magen machte sich bemerkbar, so suchte sie sich ein kleines Restaurant. Rana hatte Glück, normalerweise musste man in der "Waterkant" einen Tisch reservieren, sie konnte sich jedoch etwas zum Mitnehmen bestellen. Eine Flasche Rhababerschorle und ein Wrap mit Hähnchenstreifen sollte es werden. Zum Essen setzte sie sich ans Wasser. Auf dem Rückweg holte sie ihr Paket an der Packstation ab und fuhr dieses Mal ohne anzuhalten zurück.

Sie kam ungefähr um die Zeit zurück, an dem die Anderen mit großer Wahrscheinlichkeit am Lagerfeuer anzutreffen waren. Sie stellte das Leihfahrrad in der Nähe der Rezeption zurück, schnappte sich ihr Paket und wollte gerade Richtung Waldwiese laufen, da machte sie eine beunruhigende Beobachtung.