Es war der nächste Tag. Sira und Riska waren, mit ihren Pferden Hari und Jag im Wald unterwegs. Beide hatten ihre Bögen auf dem Rücken. Genau wie Riska hatte Sira auch einen Köcher mit Pfeilen bekommen. Die Sonne schien durch die Kronen der Bäume und warf immer wieder ihre Strahlen auf Siras Rücken. Inzwischen kam sie mit Hari ganz gut zurecht. Das Vertrauen zwischen den Beiden wuchs mit jedem Tag weiter.
Riska hob jetzt die Hand und beide stoppten ihre Pferde. Sie stiegen ab und banden sie an einem Baum fest. Sira tätschelte Hari den Hals. Die schüttelte den Kopf und schmiegte ihn dann an Sira.
''Genug mit der Schmusestunde'', sagte Riska. ''Wir haben noch etwas zu tun.'' Sira nickte. Beide liefen los, weiter in den Wald hinein.
''Wo wollen wir eigentlich hin?'', fragte Sira nach einigen Minuten. Riska antwortete, ohne sich umzudrehen oder stehen zu bleiben:
''Wirst du gleichsehen.''
Nach einigen weiteren Minuten blieb sie plötzlich stehen.
''OK, ab hier schleichen wir. Geh leicht in die Hocke. Trete mit dem ganzen Fuß auf. Verlagere dein Gewicht immer auf diesen Fuß und benutze die Arme um das Gewicht zu halten.''
''So?''
''Schon nicht schlecht. Halte den Rücken immer gerade um das Gleichgewicht besser halten zu können. OK, folge mir, leise und pass auf wo du hintrittst.''
Sira nickte und beide schlichen langsam los.
Leise schlichen sie durch das Unterholz.
''Wo wollen wir den jetzt hin?'', fragte Sira mit wachsender Ungeduld. Riska bleib wieder stehen, drehte sich um und legte ihren Finger auf ihre Lippen. Sira nickte und beide schlichen weiter.
Sie erreichten jetzt eine kleine Lichtung und versteckten sich hinter einem großen, umgefallenen Baumstamm. Riska deutete auf die Lichtung. Sira lugte langsam über den Baumstamm. Auf der Lichtung sah sie eine Ricke mit zwei kleinen Rehkitzen auf dem Boden grasen. Die Sonne schien durch das Geäst der Bäume und tauchte die ganze Szenerie in ein angenehmes Licht. Sira konnte ihre Augen nicht von den Rehen nehmen. Die Tatsache das sie erst vor kurzem, mit Riska zusammen ein solches Reh getötet hatte machte sie traurig.
''Sieh hin'', sagte Riska.
''Warum zeigst du mir das?''
''Ich will das du dir im klaren bist was die Arbeit eines Jägers bedeutet. Wir töten Tiere. Unschuldige Tiere. Es ist unsere Aufgabe für Fleisch zu sorgen. Wie ich dir schon sagte, es ist nicht die schönste Arbeit. Aber wir leisten unseren Beitrag für den Clan.'' Riska schaute Sira jetzt direkt in die Augen.
''Willst du immer noch Jägerin werden?'' Sira zögerte und schaute wieder zu den Rehen auf der Lichtung. Dann blinzelte sie einmal.
''Ja. Ja ich will Jägerin werden.'' Riska nickte.
''Folge mir.'' Sie verließen die Lichtung wieder und liefen weiter in den Wald hinein. Plötzlich blieb Riska wieder stehen. Sie nahm ihren Bogen vom Rücken undlegte einen Pfeil in die Sehne. Sie spannte den Bogen und zielte nach vorne. Jetzt sah Sira es auch. Ein prächtiger Hirsch, mit einem mächtigen Geweih stand keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt, mit dem Rücken zu ihnen und schaute sich aufmerksam um. Ein leichter Windhauch streifte Siras Schultern und Riska ging, reflexartig in die Hocke.
''Warum schießt du nicht?'', fragte Sira. ''Er ist doch genau vor uns.''
''Du darfst dich deiner Beute niemals mit dem Wind nähern. Sonst nimmt es deine Witterung auf und ergreift die Flucht.'' Sira nickte und reckte jetzt den Kopf nach oben.
DU LIEST GERADE
Der Wolfskönig
FantasySira ist verzweifelt. Seit ihrer Geburt leidet die Prinzessin des Königreiches Vakara unter den Launen ihres Vaters, des Königs. Seit nun mehr zwölf Jahren gibt König Roul Sira die Schuld für den Tod seiner Frau Atira, die bei Siras Geburt ihr Leben...