Sira saß auf der Fensterbank ihres Zimmers und blickte über die Stadt. Die Sonne stand tief und würde in Kürze untergehen. Sie hatte Angst. Angst um Ata. Trotzdem wusste sie das Ugos alles tun wird um sie zu retten. Genau wie der Rest des Clans. Dieser Zusammenhalt. Sira war immer wieder davon beeindruckt. Eine Familie die sich gegenseitig beschützt. Die für einander da ist, egal was passiert. Sira wusste das, wenn sie in Schwierigkeiten geraten würde der ganze Clan sein Leben für sie riskieren würde. Sira gefiel der Gedanke nicht, dass der Clan alles für sie tun würde, sie aber nichts zurück geben kann.
''Ich will helfen'', sagte sie zu sich selbst.
Lautes Geschrei erregte jetzt ihre Aufmerksamkeit.
''Sie sind zurück!'', hörte sie durch die Stadt schreien. In der Ferne sah sie wie immer mehr Pferde in die Stadt ritten.
Sira sprang auf und rannte aus ihrem Zimmer. Sie stürmte die Flure entlang und dann aus dem Schloss. Die Reiter hatten gerade den Hof erreicht und stiegen ab. Ganz vorne sah Sira Ugos, der gerade Ata herunter half. Die brach unter einem lauten Schrei zusammen als ihre Beine sie noch immer nicht tragen konnten. Sira war sofort bei ihr und umarmte sie. Ata erwiderte sie.
''Alles gut Kleines. Mir geht's gut.''
''Lügnerin'', sagte Sira. Ugos streichelte ihr über den Rücken.
''Sie wird wieder.'' Sira nickte und Ugos nahm Ata auf seine Arme. Jetzt kamen mehrere Pferde in den Hof geritten auf dem junge Frauen saßen. Alle waren verängstigt und unsicher.
''Riska, sorge dafür das man sich um sie kümmert. Gib ihnen frische Kleidung, etwas zu essen und man soll sich um ihre Wunden kümmern. So wie ich König Alfons kenne haben sie alle mehr als genug davon.'' Riska nickte. Ugos schaute jetzt in die Augen seiner Banditen. ''Ihr lasst auch eure Wunden versorgen und dann ruht euch aus. Das haben wir uns alle verdient.''
''Ich danke euch Wölfe'', sagte Ata.
''Für den Clan!'', schrien alle Banditen gleichzeitig.
''Für den Clan.''
Ata lag auf ihrem Bett. Neben ihr saß Sira und kraulte Sansa den Kopf. Ugos saß ihr gegenüber auf einem Stuhl. Kijo lag neben ihm und hatte die Augen geschlossen. Ein Heiler kniete vor dem Bett und untersuchte Atas Beine.
''Leichte Verbrennungen der Beine und Füße'', sagte er. ''Drei Tage strengste Bettruhe und keine Belastung der Beine. Ich werde dir eine Brandsalbe anrühren.'' Er wand sich an Ugos. ''Morgens und Abends dünn auftragen und dann die Beine mit Leinenverbände umwickeln.'' Ugos nickte. ''Ich bringe dir gleich die Salbe.'' Der Heiler verschwand aus dem Zimmer.
Ugos setzte sich zu Ata und Sira auf das Bett. Er seufzte tief.
''Was bedrückt dich Schatz?'', fragte Ata und griff nach seiner Hand.
''Das Heute wäre fast schief gegangen.''
''Ist es aber nicht. Du hast nicht nur mich gerettet, sondern hast auch die anderen Sklavinnen befreit. Der Wolfskönig hat heute wieder gezeigt zu was er im Stande ist.''
''Und jetzt ist ein Königreich ohne einen König. Das wird Wellen im ganzen Land schlagen.''
''Und kratzt dich das?''
''Es geht mir nicht um um mich, sondern um dich. König Alfons hat dich benutzt um an mich heran zu kommen. Er war bereit dich brennen zu sehen nur um den Wolfskönig zu kriegen. Manchmal frage ich mich was du an mir findest.'' Ugos schaute Ata in die Augen. ''Was findest du an mir das dich bleiben lässt?'' Ata griff nach seinem Kinn.
''Deine Selbstlosigkeit anderen gegenüber. Niemand hat dich je darum gebeten und trotzdemtust du es ohne mit der Wimper zu zucken. Du kannst ein grausamer Mensch sein Ugos. Trotzdem vollbringst du viele gute Taten. Egal was die Könige sagen. Du bist ein guter Mensch.'' Sie umarmte Ugos.
''Der Beste'', fügte Sira hinzu und beteiligte sich an der Umarmung. Ugos lächelte. Alle löste sich wieder von einander. Sira schaute beide an und sagte dann:
''Ich möchte ein Wolf werden.''
Ugos und Ata starrten beide Sira mit offenen Augen an.
''Du willst was?'', fragte Ata.
''Ich will Teil des Clans werden.'' Ata schaute zu Ugos. Der erwiderte den Blick.
''Sira, das ist nicht so einfach'', begann er, wurde aber von Sira mit eingeschnapptem Ton unterbrochen.
''Wieso? Weil ich zu jung bin? Weil ich eine Prinzessin bin?'' Ugos schüttelte den Kopf. ''Warum dann?''
''Teil des Clans zu sein, heißt Teil der Familie zu sein. Jeder der Teil der Familie ist muss auch seinen Teil dazu beitragen. Jeder kann etwas besonders gut und macht den Clan so stärker. Du musst etwas beitragen um in den Clan aufgenommen zu werden.''
''Ich habe die Clananführer vor einem Verrat bewahrt. Reicht das nicht?''
''Es spricht für dich und zeugt von großer Hingabe, aber es reicht nicht aus. Du musst etwas tun das den Clan an sich stärkt.''
''Und was?''
''Etwas das du gut kannst Sira'', antwortete Ata.
''Aber was?''
''Du kennst dich am besten. Durchforste deine Erinnerungen. Erforsche deine Fähigkeiten und wenn du bereit bist sag uns Bescheid.''
''Heißt das ihr nehmt mich auf?''
''Wenn du deinen Teil beitragen kannst steht deiner Aufnahme nichts im Wege'', antwortete Ugos. Sira lächelte.
Es klopfte an der Tür.
''Tretet ein'', sagte Ata. Die Tür öffnete sich und Riska kam herein.
''Störe ich gerade'', fragte sie mit einem leichten Grinsen als sie alle drei auf dem Bett sitzen sah.
''Nicht im geringsten'', antwortete Ata.
''Ich werde bald Mitglied des Wolfsclans'', platzte es aus Sira heraus. Riska zog eine Augenbraue nach oben.
''Dann viel Glück. Wenn ich dich irgendwie dabei unterstützen kann, helfe ich gerne.''
''Das kannst du'', sagte Ata. ''Hilf ihr dabei herauszufinden wie sie den Clan unterstützen kann.'' Riska wechselte einen Blick mit Sira.
''Es wäre mir ne Ehre.'' Sira klatschte erfreut in die Hände. Riska lachte. Schnell beruhigte Sira sich wieder. ''Ach, jetzt hätte ich fast vergessen weshalb ich eigentlich hier bin. Es geht um unsere Gäste.''
''Berichte'', sagte Ugos.
''Ihre Wunden wurden versorgt. Sie sind nicht besonders tief. Zumindest die Körperlichen. Was den seelischen Schaden betrifft können wir nur abwarten. Alle haben neue Kleidung bekommen und ruhen sich jetzt aus.''
''Gut, sorgt dafür das sie alles bekommen was sie noch brauchen. Und sag ihnen sie können in Banda bleiben so lange wie sie wollen.'' Riska nickte. Sie drehte sich um und verließ den Raum. In der Tür blieb sie noch mal stehen und drehte sich zu Sira um.
''Morgen nach Sonnenaufgang bei den Zielscheiben.''
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Der Wolfskönig
FantasíaSira ist verzweifelt. Seit ihrer Geburt leidet die Prinzessin des Königreiches Vakara unter den Launen ihres Vaters, des Königs. Seit nun mehr zwölf Jahren gibt König Roul Sira die Schuld für den Tod seiner Frau Atira, die bei Siras Geburt ihr Leben...