König Roul

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Im Thronsaal saß König Roul auf seinem goldenen Thron. Auf seinem Kopf trug er seine Krone in die etliche grüne Diamanten eingearbeitet waren. Darunter war seine schwarze Haarpracht zu erkennen. Seine schulterlangen Haare hatten schon einen leichten stich ins Graue. Genau wie sein mächtiger Schnauzbart. Er musterte mit verschränkten Armen seinen Hauptmann mit seinen kalten grünen Augen. Der hatte gerade eine Nachricht überbracht die dem König offensichtlich nicht besonders gefiel.

''Wiederhole das bitte noch einmal'', sagte er mit strenger Stimme.

''Die letzte Karawane wurde von Banditen überfallen. Wir fanden die Leichen der Händler unweit ihrer Wagen mit aufgeschlitzten Hälsen. Die Banditen haben sämtliche Waren geplündert. Einzig das hier haben sie zurück gelassen.'' Der Hauptmann hielt dem König ein schwarzes rundes Amulett hin. Darauf war ein Wolfskopf abgebildet. Der König musterte das Amulett einige Momente. Dann schlug er es dem Hauptmann aus der Hand.

''Ich will kein weiteres dieser schmutzigen Amulette!'', schrie der König. ''Ich will Ihn! Ich will den Wolfskönig! Er greift meine Länderreihen an! Plündert die umliegenden Dörfer! Überfällt die Händler und hinterlässt nur Blut und Tod! Wer soll an uns Steuern erbringen wenn in den Dörfern niemand mehr leben will?'' Er fixierte den Hauptmann. ''Es ist eure Aufgabe für Sicherheit zu Sorgen Hauptmann! Also steht hier nicht rum sondern bringt mir endlich diesen Banditenkönig! Ich will seinen Kopf auf einem Silbertablett.'' Er machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck Wein aus seinem mit Edelstein besetzten Kelch der neben ihm auf einem kleinen Podest stand. Dann weiteten sich seine Augen und ein heimtückisches Grinsen schlich sich auf sein bis eben noch wütendes Gesicht. Er hob die rechte Hand und ein weiterer Mann mit einem Pergament und einer Feder trat neben den Hauptmann.

''Schreiber. Ich will das ihr folgendes im ganzen Königreich verbreiten lasst. Die Person, die fähig ist mir den Kopf des Wolfskönigs zu bringen, winkt eine staatliche Belohnung von zehntausend Talern. Außerdem soll es ihr nie wieder an Wein mangeln.'' Der Schreiber hatte sich die Worte des Königs bereits notiert.

''Ich werde es umgehend verbreiten lassen, eure Hoheit'', sagte er, verbeugte sich und entfernte sich nach dem Zeichen des Königs. Der grinste immer noch.

''Was habt ihr vor Hoheit?'', fragte der Berater, ein alter Mann mit faltigem Gesicht und Glatze.

''Wir werden den Wolfskönig in die Enge treiben. Wenn das ganze Königreich ihn sucht ist es nur eine Frage der Zeit bis er geschnappt wird.''

''Aber mein König. Viele unschuldige Menschen könnten dabei sterben. Der Wolfskönig kennt keine Gnade und wird sich von ein paar Bauern nicht so einfach schnappen lassen.''

''Jeder der sich auf die Jagd nach einem Banditen macht kennt die Gefahr. Und wer nicht in der Lage ist zu kämpfen der hat es eh nicht verdient zu Leben.''

Die Tür des Thronsaals öffnete sich und Marta trat ein. Der König musterte die alte Frau.

''Schläft dieses unnütze Balg endlich?'', fragte er mit gleichgültigem Unterton.

''Dieses Balg'', begann Marta während sie mit festem Schritt auf ihren König zulief, ''ist euer eigen Fleisch und Blut.'' Der König rümpfte nur die Nase. ''Was würde eure Königin sagen wenn sie wüsste wie ihr eure eigene Tochter behandelt?'' Jetzt sprang der König von seinem Thron auf.

''Das werden wir nie erfahren weil dieses Balg sie mir genommen hat!''

''Sie wäre erschüttert'', antwortete Marta. ''Sie würde euch hassen für eure Taten ihr gegenüber.'' Der König hob warnend den Finger.

''Vorsicht Marta. Du warst mir immer eine gute Dienerin aber wage es nicht den Bogen zu überspannen.'' Marta stand inzwischen neben dem Hauptmann.

''Ist euch eigentlich bewusst was heute für ein Tag ist?''

''Der Tag an dem ich alles verloren habe'', antwortete der König und leichte Trauer war in seiner Stimme zu hören. Marta seufzte.

''Heute jährt sich zum zwölften mal der Tag an dem ihr Vater einer wundervollen Tochter wurdet.''

''Meine Tochter ist nur ein nerviges, ungezogenes Gör. Sie behindert mich ständig dabei meinen Verpflichtungen nachzugehen. Es ist eure Aufgabe, Marta euch um sie zu kümmern und dafür zu sorgen das sie mich nicht belästigt.'' Der König griff nach seinen Kelch und trank ihn in einem Zug aus.

''Mehr Wein!'', schrie er. Eine junge Magd trat neben seinem Thron hervor. In ihren Händen hielt sie einen großen Krug mit Wein. Mit zitternden Händen schenkte sie dem König ein. Dabei verfehlte sie den Krug versehentlich und schüttete den Wein über die Schuhe des Königs. Der König knurrte.

''Du nichtsnutzige Magd! Bist nicht mal in der Lage Wein nachzuschenken!'' Er holte aus und verpasste der Magd eine schallende Ohrfeige. Die kreischte und ließ den Krug fallen. Der zerbrach und mehr Wein ergoss sich über die Schuhe des Königs.

''Sie nur was du getan hast!'' Der König wurde rot vor Wut. ''Du bist zu nichts nütze!'' Er holte aus und verpasste der Magd eine weitere Ohrfeige. ''Mach das sauber und dann verschwinde aus meinen Augen.'' Mit Tränen in den Augen sammelte sie die Scherben auf und verließ dann schniefend den Thronsaal. Marta blickte ihr hinterher bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann wand sie ihren Blick zu König Roul.

''Wenn Ihr weiter so mit eurem Volk umgeht werdet ihr es irgendwann bereuen'', sagte sie.

''Willst du mir etwa drohen?'', fragte der König.

''Ich will euch warnen. So wie man in den Wald hineinruft so schallt es heraus. Irgendwann werdet ihr den Preis für eure Taten bezahlen müssen.''

''Es reicht! Hinaus! Alle! Ich werde mich jetzt zu Bett begeben!''

Alle verließen denThronsaal.

''Ich wünsche eine erholsame Nachtruhe'', sagte der Hauptmann zu Marta.

''Ich euch ebenfalls'', erwiderte sie. Der Hauptmann nickte und verließ sie. Marta lief auf direktem Wege zur Küche. Dort fand sie die Magd, die noch immer Tränen in den Augen hatte. Ihre Wange war knallrot. Der Koch reichte ihr gerade ein Tuch, dass mit kaltem Wasser getränkt war. Die Magd hielt es sich an die Wange.

''Der König hat heute ja wieder unbeschreiblich gute Laune'', sagte der Koch ohne dabei seiene Wut zu zügeln. Marta nickte und wand sich an die Magd.

''Hast du alles erledigt?''

''Habe ich'', antwortete sie. ''Auch wenn mir der Gedanke den König zu vergiften nicht gefällt. Dafür könnte man uns hinrichten.''

''Wir vergiften den König nicht'', widersprach Marta. ''Das Mittel in seinem Wein sorgt lediglich dafür das er heute Nacht schläft wie ein Engelchen.'' Marta schaute den Koch und die Magd an. ''Ich danke euch für eure Hilfe.''

''Es war uns eine Ehre'', antwortete der Koch. ''Sorgt nur dafür das der König euch niemals findet.''

''Macht euch keine Sorgen. Wir werden weit weg gehen. König Roul wird uns niemals finden. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich muss die letzten Vorbereitungen treffen.''

Der WolfskönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt