Dem Tod entkommen

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Der Mond war aufgegangen. Alle waren bei Ugos am Bett. Der war inzwischen so blass wie der Schnee draußen.

''Er ist sehr schwach'', stellte Fisia fest

''Hoffentlich ist es nicht zu spät'', sagte Muria. ''Sonst muss sich der Wolfsclan ein neues Oberhaupt suchen.''

''Das war jetzt gefühlskalt'', sagte Mira.

''Sie hat es aber auf den Punkt gebracht'', verteidigte Mara ihre Schwester. Mira kniff die Augen zusammen.

''Willst du etwa sagen, ich wäre dumm?''

''Ich will sagen, du bist zu Gefühlvoll.''

''Nimm das zurück!''

''Zwing mich doch!''

Bevor jemand reagieren konnte waren die beiden Schwestern auch schon in eine handfeste Keilerei verwickelt. Muria stand daneben und seufzte tief.

''Wieso? Wieso?'' Fisia, Ata und Tasa reagierten gar nicht auf den Krawall. Kara drückte sich, verunsichert an Sira.

''Sollten wir nicht dazwischen gehen?'', fragte sie. Fisia schüttelte den Kopf.

''Die kriegen sich gleich wieder ein.''

''Aber sie könnten sich verletzen.''

''Die sind hart im nehmen.'' Fisia schaute jetzt auf. ''Das Gegenmittel ist fertig. Hilf mir ihn aufzusetzen. Er muss es trinken.'' Ata und Tasa traten an das Bett und hievten Ugos hoch. Der stöhnte und erbrach sich auf die Bettdecke. Fisia riss die Augen auf als sie das Erbrochene sah. Es war rot.

''Ist das Blut?'', fragte Sira und drehte sich sofort mit Kara weg.

''Verdammt'', fluchte Fisia.

''Was bedeutet das?'', fragte Ata.

''Das Gift hat sein Herz erreicht.'' Sie drehte sich um und schaute zu den Drillingen. Muria stand noch immer am selben Punkt und war in tiefes Selbstmitleid versunken, während Mira und Mara sich noch immer prügelten.

''Schluss jetzt!'', schrie Fisia. Die Drillinge zuckten zusammen. ''Muria, ich brauch ne Spritze! Mira, binde Ugos linken Oberarm ab. Mara, hohl Verbandszeug! Los macht schon!'' Ohne zu zögern rannten die Drillinge los, aus dem Raum. Fisia seufzte. ''Die besten Mitglieder meines Clans und solch eine Katastrophe.'' Sie schaute auf. Alle blickten sie erwartend an. ''Oh, entschuldige. Ugos steht an der Schwelle zum Tod. Das Gift greift bereits sein Herz an. Das gerät aus dem Rhythmus und fängt an Blut an Stellen im Körper zu pumpen, wo es nicht hingehört.''

''In den Magen'', kombinierte Tasa.

''Richtig. Wenn wir Ugos das Gegenmittel jetzt schlucken lassen, wird er es gleich wieder ausspucken. Wir müssen ihm es mit einer Spritze verabreichen.

Die Tür wurde wieder aufgestoßen. Die Drillinge stürmten wieder herein. Muria warf Fisia eine Spritze zu. Mira eilte zu Ugos und band ihm, mit einem Ledergurt den Arm ab. Mara reichte Tasa das Verbandsmaterial. Fisia zog das Gegenmittel in die Spritze und reichte sie dann Tasa.

''Du bist die Heilerin. Das überlasse ich dir.'' Tasa nickte.

''Sira, Kara. Raus mit euch'', sagte Ata streng. ''Ich will nicht das ihr das seht.'' Sira nickte und humpelte mit Kara hinaus.

''Sorgt dafür das er sich nicht bewegt'', sagte Tasa als sie weg waren. ''Ich darf die Vene nicht verfehlen.'' Alle traten an das Bett und hielten Ugos fest.

Tasa stach die Spritze in die Vene und injizierte Ugos das Gegenmittel. Sie zog die Spritze wieder heraus, reichte sie Fisia und verband dann die Einstichstelle.

Alle traten einen Schritt zurück und warteten. Erst geschah nichts. Dann begann Ugos Körper zu zucken.

''Ein Anfall'', erklärteFisia. ''Normale Reaktion auf das Gegenmittel. Das hört gleich wieder auf.'' Kaum hatte Fisia das gesagt beruhigte sich Ugos auch schon wieder. Alle traten wieder näher und betrachteten Ugos. Der bekam schon wieder merklich Farbe im Gesicht. Plötzlich fing er an zu husten und spuckte wieder Blut.

''Richtet ihn auf'', sagte Tasa. Fisia und Mara setzten Ugos auf. Der Spuckte immer noch Blut.

''Was ist los mit ihm?'' fragte Ata.

''Er hat Blut in der Lunge'', stellte Tasa fest. Sie griff nach einem Messer, setzte es an Ugos Brustkorb und schnitt hinein. Ugos reagierte kaum darauf. Blut spritzte aus der Brust. ''Muria, mach ein Eisen im Feuer heiß. Beeil dich.'' Ugos hörte jetzt auf zu husten und beruhigte sich wieder.

''Legt ihn hin'', sagteTasa. Fisia reichte ihr das heiße Eisen und Tasa drückte es auf die Wunde. Schnell hörte die Blutung auf. Tasa gab das Eisen wieder an Muria und begann dann die Wunde zu verbinden.

Ugos Atem ging langsam aber gleichmäßig. Tasa horchte ihn mit einem Hörrohr ab und lächelte dann.

''Er hat es geschafft. Er wird wieder.'' Die Drillinge, die den Atem angehalten hatten atmeten erleichtert aus. Fisia wischte sich über die Stirn. Ata schloss kurz die Augen und gab Ugos einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ sie das Zimmer. Sira und Kara warteten davor.

''Und?'', fragte Sira.

''Es wird es überleben.'' Sira jubelte und fiel Ata um den Hals. Auch Kara umarmte sie.

''So, und jetzt zu dir Sira. Kümmern wir uns um deinen Fuß.''


Es war immer noch Nacht. Alle schliefen. Alle außer Sira. Die stand leise, um Kara die bei ihr mit im Bett schlief nicht zu wecken auf. Vorsichtig humpelte sie aus ihrem Zimmer. Ihr Fuß war zum Glück nicht gebrochen aber stark verstaucht. Trotzdem, obwohl Tasa ihr eingeschärft hatte den Fuß nicht zu belasten, humpelte Sira leise durch das Schloss. Sie erreichte Ugos und Atas Schlafzimmer. Leise öffnete sie die Tür und steckte den Kopf hinein. Ata war nicht da. Sie war damit beschäftigt Banda und dem Clan die Neuigkeiten zu übermitteln und den Familien der Gefallen ihr Beileid auszusprechen. Leise schloss Sira die Tür wieder und trat zu Ugos an das Bett. Sie setzte sich auf das Bett und strich Ugos über die Stirn. Der zuckte und öffnete langsam die Augen.

''Hey Kleines.'' Sira fiel ihm um den Hals. Ugos lächelte und legte einen Arm um sie.

''Geht es dir wieder gut?'', fragte Sira und löste sich wieder von ihm.


''Nein, nein es geht mir noch nicht gut. Aber, ich bin am Leben und das verdanke ich dir Kleines. Ich danke dir.'' Sira nickte. ''Und jetzt mach das du wieder ins Bett kommst. So wie ich gehört habe sollst auch du nicht aufstehen.'' Sira grinste. Sie gab Ugos einen Kuss auf die Wange und verschwand dann aus dem Zimmer. Ugos schaute ihr, mit einem Lächeln hinterher.

Der WolfskönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt