Sira schlich, in gebückter Haltung durch das Unterholz. Ihre Schritte verursachten keinen Laut. Ihr grünes, kurzärmliges Oberteil gab ihr eine gute Tarnung. Weiter trug sie eine schwarze Hose und schwarze Stiefel. Links trug sie einen schwarzen Armschutz, der ihren komplettenUnterarm bedeckte und auch den Daumen umhüllte. In dem Armschutz steckte auch ein kleines Jagdmesser. Ihr Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand stecken in zwei einzelnen schwarzen Fingerschützern. Rechts an einem Gürtel um ihre Hüfte hing ein Köcher, gefüllt mit einem Bündel Pfeile mit roten Federn. Auf ihrem Rücken hatte sie ihren Trainingsbogen.
Sira blieb stehen und ging in die Knie. Sorgfältig untersuchte sie den Waldboden.
''Es wird langsam müde'', sagte sie zu sich selbst. Sie strich sich einmal durch ihre roten Haare, die zu einem Zopf gebunden waren, erhob sich dann wieder und schlich weiter.
Einige Zeit später blieb sie wieder stehen. Kurz horchte sie auf. Dann nahm sie ihren Bogen vom Rücken. Sie griff nach zwei Pfeilen aus ihrem Köcher. Einen nahm sie ebenfalls in ihre linke Hand. Den anderen legte sie in die Sehne ihres Bogens. Langsam schlich sie weiter. Sie erreichte eine kleine Lichtung. Dort lag ein großes Wildschwein, dass sichtlich erschöpft war. Sira lächelte und versteckte sich hinter einem Baum. Kurz atmete sie durch. Dann spannte sie den Bogen und kam hinter dem Baum hervor. Sie zielte auf das Wildschwein und ließ die Sehne los. Der Pfeil bohrte sich in die linke Flanke des Wildschweins. Das jaulte auf und richtete seinen Blick auf Sira. Die hatte bereits den zweiten Pfeil in die Sehen gelegt und schoss schon wieder. Der Pfeil verfehlte sein Ziel aber, da das Wildschwein sich erhoben hatte und einen Satz zur Seite gemacht hatte. Der erste Pfeil steckte noch immer in dessen Flanke. Es scharte mit den Hufen und stürmte dann auf Sira zu. Die wich mit einem Sprung zur Seite aus und rollte sich ab. Dabei griff nach zwei weiteren Pfeilen. Das Wildschwein hatte stark abgebremst und sich schon wieder zu seiner Kontrahentin gedreht. Sira legte beide Pfeile in die Sehne. Das Wildschwein schnaubte und stürmte wieder auf Sira zu. Die ging in die Knie, zielte und schickte die beiden Pfeile auf die Reise. Die trafen direkt in den Kopf des Wildschweines. Das taumelte, schwankte, lief aber weiter. Es wurde immer langsamer und fiel dann genau vor Sira zu Boden. Die kniete immer noch. Sie hängte sich ihren Bogen auf den Rücken und robbte zu dem Wildschwein. Sie zog das Jagdmesser aus ihrem Armschutz. Sanft strich sie dem Wildschwein über den Hals und rammte das Messer dann mit einem kräftigen Stoß hinein.
''Du hast es mir nicht leicht gemacht'', sagte sie. ''Ich danke dir für diese Herausforderung. Ich danke dir für dein Opfer. Ich werde es immer in Ehren halten. Du bist mein eintritt in den Wolfsclan. Ich danke dir.'' Sie zog das Messer wieder heraus und steckte es zurück. Sie gab einen kurzen Pfiff von sich und Hari trat langsam auf die Lichtung zu ihr. Sie stupste Sira an und die tätschelte ihr den Hals.
''Es ist getan Hari. Ichhabe es geschafft.'' Hari wieherte einmal und schüttelte den Kopf. Sira grinste. Sie zog die drei Pfeile aus dem Wildschwein heraus und steckte sie zurück in den Köcher.
Dann öffnete sie die Satteltaschen und nahm ein langes Seil heraus. Sie schleifte das Wildschwein an den Rand der Lichtung zu einem Baum. Dort warf sie das Seil um einen Dicken Ast über ihr. Dann legte sie das Seil zweimal um das Wildschwein herum. Sie griff nach dem Ende des Seils, dass von dem Ast herunter hing und lief einmal um den Baum herum, zudem der Ast gehörte. Sie holte tief Luft und zog dann an dem Seil. Langsam zog sie das Wildschwein nach oben. Als es hoch genug war trat Hari näher und stellte sich genau darunter. Langsam lies Sira das Wildschwein wieder hinunter. Als es auf Haris Rücken lag band Sira das Seil an einem kleineren Baum neben ihr fest, um zu verhindern das das Wildschwein wieder zu Boden fiel. Sie lief zu Hari und holte ein weiteres Seil aus den Satteltaschen. Damit band sie das Wildschwein auf Hari fest. Sie entfernte das andere Seil, löste es auch von dem Baum und verstaute es wieder in den Satteltaschen. Sie schwang sich in den Sattel und tätschelte Hari noch einmal den Hals.
''Lass uns nach Hause gehen.''
Die Sonne stand hoch am Himmel als sie Banda erreichten. Schon von weitem sah sie wie Riska vor dem Eingang, mit verschränkten Armen auf sie wartete. Sira stoppte Hari direkt vor ihr. Riska hielt Hari einen Apfel hin. Die schnupperte daran und fraß ihn ihr dann aus der Hand.
''Und wo ist meiner?'', fragte Sira. Riska schaute zu ihr und warf ihr grinsend einen weiteren Apfel zu. Sira fing ihn mit der rechten Hand auf und biss hinein.
''Hast du dir verdient'', sagte Riska und kam zu ihr gelaufen. Sie begutachtete das Wildschwein. ''Das Jahr Training hat sich wirklich ausgezahlt.''
''Es hat lange gedauert.''
''Aber es hat sich wirklich gelohnt.''
''Also hab ich bestanden?''
''Das entscheidet imme rnoch Ugos. Aber bei dieser Beute und deinem Umgang mit dem Bogen wäre er schon ziemlich bescheuert wenn er dich ablehnen würde. Zeig ihm die Beute und er wird dich mit offenen Armen in den Clan aufnehmen.''
''Dann lass uns keineZeit verlieren.'' Riska nickte und griff nach Haris Zaumzeug. Langsam lief die los und ließ sich von Riska führen. Viele Bewohner Bandas schauten auf als sie Sira und ihre Beute erblickten. Sie kamen angelaufen, nickten Sira zu oder schlugen sich mit der Faust zweimal auf die Brust. Eine typische Respekts Bezeugung in Banda. Siralächelte ihnen zu und hob stolz den Kopf.
Schnell erreichten sie das Schloss. Schon von weitem sah Sira Ugos, Ata, Sansa und Kijo die auf sie warteten. Auch viele der Wolfsbanditen warteten mit ihnen. Ugos Blick war neutral, wie immer. Ata hingegen Lächelte. Sehr breit. Sansa und Kijo hingegen schienen eher Augen für das Wildschwein zu haben. Beide leckten sich die Lippen.
''Wagt es ja nicht'', sagte Ugos mit strenger Stimme. Beide Wölfe zogen die Köpfe ein, leckten sich aber weiterhin die Lippen.
Sira stieg von Hari ab. Jetzt war ihre erlegte Beute gut für alle sichtbar. Lautes Getuschel ging durch die Reihen der Banditen. Ugos und Ata traten vor. Beide musterten erst das Wildschwein und dann Sira. Ugos machte zwei Schritte auf sie zu.
''Es scheint das letzte Jahr hat dir gut getan'', begann er. ''Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Eine beachtliche Beute. Die wird morgen Abend bei einem großen Bankett serviert werden. Anlass ist die Aufnahme von Sira in unseren Clan. Meinen Glückwunsch Kleines.'' Die Menge applaudierte. Sira konnte nicht anders und fiel Ugos um den Hals. Der lächelte jetzt und strich ihr über den Rücken.
''Ich bin stolz auf dich'', sagte er in ihr Ohr. Sira hörte diese Worte und ihr kamen die Tränen. Auch wenn Ugos nicht ihr leiblicher Vater war, war das Verhältnis der Beiden im letzten Jahr sehr eng geworden. Der Stolz eines Vaters. Das war es was Sira sich immer gewünscht hatte.
Beide lösten sich wieder von einander. Ata trat jetzt zu ihnen und umarmte Sira ebenfalls. Auch deren Verhältnis war sehr eng geworden, in den letzten zwölf Monaten. Sansa und Kijo stupsten Sira an. Die löste sich aus Atas Umarmung und fing an den beiden Wölfen die Köpfe zu streicheln. Ugos trat einen Schritt vor.
''Bereitet alles vor. Morgen gibt es ein großes Fest für alle.''
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Der Wolfskönig
FantasySira ist verzweifelt. Seit ihrer Geburt leidet die Prinzessin des Königreiches Vakara unter den Launen ihres Vaters, des Königs. Seit nun mehr zwölf Jahren gibt König Roul Sira die Schuld für den Tod seiner Frau Atira, die bei Siras Geburt ihr Leben...