Philipp Scott
by MusicalGirl200Ich hatte einfach Zeit für mich gebraucht. Mit meinen Nerven war ich wirklich am Ende. Dieser nie endende Streit mit Madison ging mir sehr nahe, sogar näher als jeder dachte. Ich hatte als großer Bruder versagt und meine Schwester verloren. Wenn unsere Eltern noch leben würden, würden sie sich für ihren schlechten Sohn schämen.
Immer noch spielte ich mit dem Gedanken L.A. hinter mir zu lassen und ein neues Leben zu starten, vielleicht sogar in New York bei unserem Cousin. Aber ich wollte auch nicht Enzo verlassen. Er hatte schon genug verloren. Es war eine schwierige Entscheidung. Aber ich wusste nicht, ob ich hier wieder glücklich sein konnte.
Ich vermisste Madison so schrecklich. Ich vermisste meine kleine Schwester, für die ich alles getan hatte. Aber in dem Moment, wo sie Hayden gesehen hatte, hatte ich sie bereits verloren und so wie es schien für immer. Seitdem verhielt sie sich ganz anders und ich erkannte sie nicht wieder.
Wieso konnte ich nicht einmal an etwas anderes denken? Ich hatte im Wald eine kleine Höhle gefunden, wo ich zusammengerollt lag. Kurz hatte ich vor Schmerzen gewimmert. Aber nicht wegen äußerlichen Schmerz, sondern wegen innerlichen. Ich war nicht der Typ, der weinte. Aber die Situation hier brachte mich an meine Grenzen.
Irgendwann war ich hier in der Höhle erschöpft eingeschlafen. Doch dann spürte ich plötzlich, wie mich jemand anstupste und öffnete langsam meine Augen.
"Philipp", hörte ich dann Enzos Stimme leise zu mir sagen. Er sah mich aus einem traurigem Blick an und vergewisserte sich, dass ich unverletzt war. "Ich habe mir Sorgen gemacht. Warum bist du nicht nach Hause gekommen? Ich weiß das gestern war schrecklich für dich, aber ich bin doch für dich da. Das werde ich immer", erklärte er fast schon flehend.
Ich nickte auf die Worte meines Alphas und auch Vaters, es war mir egal, dass er nicht mein leiblicher Vater war. Ich streckte mich einen Moment und ließ dann traurig meinen Kopf hängen. „Tut mir leid Enzo. Ich war einfach völlig fertig und brauchte Zeit für mich.
Das mit Madison belastet mich sehr und ich weiß doch, dass du für uns da bist Enzo. Ich liebe dich wie einen Vater und verdanke dir viel. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten, ich weiß nur nicht, wo mir gerade der Kopf steht", gestand ich Enzo ehrlich und war völlig neben der Spur.
Enzo setzte sich neben mich. „Das verstehe ich. Jeder braucht mal Zeit für sich, um seine Gedanken zu ordnen. Ich weiß, dir gefällt nicht, dass Madison auf diesen Hayden geprägt ist, aber an dieser Sache können wir nichts ändern.
Egal, wie das in Zukunft zwischen den beiden laufen wird, Madison muss weiter das Gefühl haben, dass wir ihre Familie sind. Sie sitzt gerade mehr oder weniger zwischen zwei Stühlen. Und du bist ihr Bruder, sie wird dich immer brauchen.
Schon als ihr ganz klein wart, warst du derjenige gewesen, der sich immer um sie gekümmert hat. Ja, ich habe die Rolle eures Vaters übernommen, aber dennoch warst du immer derjenige, zudem sie gegangen ist wenn sie einen Alptraum hatte, der sie getröstet hat wenn sie hingefallen war und ihre Hand gehalten wenn sie Angst hatte. So ein Band wie das Eure wird niemals kaputt gehen, da ändert auch eine Prägung nichts daran. Sie wird dich brauchen, immer.
Wir kennen Haydens Absichten nicht, und wenn Madisons Prägung einseitig bleibt, braucht sie dich mehr als jemals zuvor", erklärte er mir ruhig und putzte mir dann etwas über den Rücken.
Es war wirklich lieb, was Enzo da sagte. Aber im Moment sah ich das leider anders. War ich denn der Einzige, der Madison's Veränderung sah? Sie hatte mir selbst gesagt, dass sie Hayden brauchte.
„Du bist der Beste Enzo. Aber ich glaube leider nicht, dass sie mich noch braucht. Sie ist erwachsen. Dir liegt aber noch etwas anderes auf dem Herzen, habe ich recht? Ich kenne dich inzwischen gut Enzo", entgegnete ich und sah ihn eindringlich an. Wir waren immer füreinander da.
"Ja. Da hast du recht. Aber das möchte ich gerne dir und Madison gemeinsam erzählen, und wir sollten auch Freya dazu holen. Es geht um unser Rudel", erklärte mir mein Ziehvater und stand wieder auf und ging zum Höhlenausgang, wo er auf mich wartete.
Ich sah meinem Alpha und Ziehvater an, dass es ihn traurig machte, dass seine Worte nicht halfen. Ich wünschte, es wäre anders, aber ich konnte doch nichts dafür. Trotzdem wusste ich alles, was Enzo tat sehr zu schätzen. Ich liebte ihn doch.
Ich stand also auf und folgte ihm. Wenn Enzo alle versammeln wollte, konnte das nichts Gutes heißen. Als wir durch den Wald liefen, kam mir etwas. „Kannst du dich erinnern?", fragte ich ihn also über Gedanken. Leider hatte ich es schon ihm Gefühl, dass es wohl schlechte Nachrichten waren, die Enzo für uns hatte. Hoffentlich wusste er, dass egal was es war, wir hinter ihm standen.
Enzo nickte bitter. Wir liefen weiter durch den Wald und als wir in der Villa ankamen schnell zu unseren Zimmern hoch um uns zurück zu verwandeln und uns anzuziehen. Dann gingen wir in das große Wohnzimmer, wo Nori auf uns wartete und uns mitteilte das Madison auf den Weg hierher war.
Enzo gab Nori einen sanften Kuss, wo ich breit zu grinsen begann und dann rief er schnell Freya an, dass sie so schnell es ging herkommen sollte. Dann dauerte es auch gar nicht mehr lange, als Madison nach Hause kam, aber an ihr haftete Haydens Geruch. Ich knurrte leise in mich hinein.
Wieso wunderte es mich nicht, an meiner Schwester den Duft des Höllenhundes zu riechen. Ich sagte dazu nichts mehr und blieb in der Ecke stehen, gut bedacht auf Abstand. Am liebsten würde ich all das, was gerade los war in Alkohol ertränken und vergessen.
Schade, dass Werwölfe nicht betrunken werden konnten. Das Einzig schöne war zu sehen, dass Nori und Enzo zueinander gefunden hatten, endlich. Die beiden passten perfekt zusammen und ich freute mich wirklich mehr als alles andere für meinen Ziehvater.
Dann klopfte es auch schon an der Tür und Enzo ließ eine etwas abgehetzte Freya mit Keno herein. „Sorry, dass es so lange gedauert hat. Wir haben Ava mit Rocky schnell zu Kyle gebracht, damit Keno auch dabei sein konnte", erklärte Freya und setzte sich mit ihrem Ehemann. Dann sahen wir alle abwartend zu Enzo.
Ich sah ihm an, dass es ihm schwer fiel einen Anfang zu finden. Nori nahm deshalb seine Hand in ihre und drückte sie fest. Zum Glück war sie da. Enzo schien genau diesen Halt zu brauchen. Ich wünschte ich hätte auch so jemanden an meiner Seite.

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Cursed Beings - Los Angeles Teil I
FantasyKeno und Freya haben sich entschlossen zusammen mit der kleinen Ava nach Los Angeles zu ziehen um ihrer Tochter ein stabiles Umfeld zu schaffen und ihrer Arbeit bei Pain Records nachzugehen, ebenso wie Kyle. Doch auch wenn sie sich ein ruhiges Lebe...