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Taubheit empfing mich.
Ich wusste nicht, wie lange ich noch da stand und ihm hinterherschaute.
30 Sekunden? 
5 Minuten?
Hier war keine Uhr, die tickte.

Er schaute mich an. 
Seine wundervollen Augen weit aufgerissen, seine Lippen leicht vor Schock geöffnet. 
Er trug ein enges schwarzes Shirt und eine schwarze Shorts bis zu den Knien. 
Es war simpel und dennoch wunderschön. 

„Chan."
Ein Stich in mein Herz. 
Nicht Channie. 
Chan.
„Hi", sagte er noch.

Eine Stille legte sich wieder.
Niemand sagte oder machte etwas. 
Ich machte nichts, obwohl ich ihn nur in meine Arme ziehen wollte. 
Ihn hin und her wiegen und sein Haar zu küssen.
Ihn einfach bei mir zu haben. 

„Ähm, ja also, ja. Ich muss dann gehen. Joah. Tschau."
Ich wusste oder konnte nichts darauf antworten und auch Seugmin schien wohl nichts mit dem Gespräch anfangen können. 
Er drehte sich dann weg und es war, als ob ich ihn nicht getroffen hätte, als ob wir uns nie gekannt haben, obwohl er für mich alles bedeutet hat. 
Immer noch bedeutet.

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Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. 
Noch immer sah ich Seungmin hinterher, konnte mein Blick nicht lösen. 
Die Hand drehte mich um und ich sah ihn Changbins Gesicht. 
Sein Gesicht war voller Sorge und er schien schnell zu begreifen, was geschehen ist. 

Er drücke fest mich an sich, strich mir beruhigend über den Rücken: 
"Es ist alles gut, ja? Es tut sau weh, aber du bist stark. 
Komm, wir gehen raus." 
Sanft schob es mich von sich, nahm meine Hand und zog mich raus. 
Im Blickwinkel sah ich noch, wie er Felix symbolisierte, dass er mit mir draußen wäre. 

Ich hörte nur noch, wie sich eine schwere Tür schloss und Wind meine Haare aus dem Gesicht wehte.
Wir beide standen einfach nur da, keiner von uns sagte ein Wort. 
„Channie-Hyung?"
Channie-Hyung. 
Das war ich für meine Freunde. 
Channie. 
Hyung. 
Chris. 
Wie sehr muss man mich denn bitte ablehnen, aus dem Leben gestrichen haben, um mich so kalt begrüßen zu können?

Schluchzer kamen hoch, verließen meinen Körper und schüttelten mich durch. 
Ich zitterte, schwankte und die Welt geriet aus den Fugen.
Ich spürte warme, feste Hände, die mich hielten.

„Hey, hey, es ist alles gut, ja. 
Atme.
Es ist gut."
Changbin hielt mich, ließ mich nicht los und so weinte ich, schluchzte ich, spürte nur den Schmerz, der in den letzten Wochen und Monaten nur dumpf in meinem Inneren gehaust hatte.
Irgendwann, beruhigte sich meine Atmung und mein Zittern.

Dann spürte ich noch eine weitere Person, die mich von hinten umarmte. 
Hannies Vanille Shampoo umwarb uns, ließ mich noch ruhiger werden, ehe ich mich sanft von beiden löste.

„Sorry, dass ich nicht da war. 
Es war egoistisch einfach so abzuhauen, es tut mir leid", murmelte Sungie, schaute dabei auf den Boden. 
Sanft nahm ich sein Gesicht in meine Hände, strich mit dem Daumen über seine Wangen.
 
„Hey, es ist alles gut, ja? 
Mach dir kein Kopf. 
Du warst ja auch in Gedanken. 
Das darf du auch."
„Mmh."

Ich lachte leise, langsam wurde mir mein Zusammenbruch bewusst. 
Ich seufzte, anscheinend war ich wohl immer noch nicht darüber hinweg. 
Ich befand mich auch jetzt noch im leichten Schock, wo der Schmerz sich zurückzog, aber nicht verschwand. 
Würde er überhaupt irgendwann verschwinden? 

Ein Lachen ließ mich wieder umdrehen, ein Lachen, welches mein Herz schneller schlagen ließ, mein Herz erwärmte. 
Mich berauschte. 
Auch Changbin und Hannie sahen sich um, rissen ihre Köpfe aber gleich wieder zurück in meine Richtung. 

Wollte das Schicksal mich auf die Probe stellen? 
Mein Herz auseinander reißen?
Seungmin stand da, lachte aus vollem Herzen, lachte mit einem anderen jungem Kerl in seinem Alter. 
Ihn so lachen zu sehen erfüllte mich mit den wärmsten Erinnerungen, doch kaum landete sein Blick auf mir, verstummte er, stand nur noch da. 
Ich schaute zurück, niemand rührte einen Finger. 

Der Junge neben ihm schien nicht verwirrt zu sein, sondern schaute mit großen Augen über die Situation. 
Ein sanftes Ziehen an meinem Hemd riss mich aus dem Gedanken. 
Ich drehte mich zu Hannie, nahm seine Hand und ging. 
Ich hörte Changbin noch Hallo sagen, ehe er hinter uns her schlürfte. 

Ich ging, schaute nicht zurück, konnte es nicht. 
Denn wenn ich es tun würde, würde ich zu ihm rennen, ihn in meine Arme schließen und nicht mehr loslassen. 
Ich wollte es so sehr. 
Seit mehr als einem Jahr. 
Doch es ging nicht. 
Wir waren nicht zusammen. 
Wir waren kein Paar. 
Wir liebten uns nicht. 

Zumindest sollte ich es nicht mehr. 
Ich verstand immer noch nicht, warum.
Ich hatte nie eine Erklärung bekommen, warum es vorbei war. 
Ich hatte eine verlangt, doch die Antwort war nur die Stille gewesen. 
Und die Stille wird wohl auch weiterhin die Antwort bleiben.

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...
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Hate to Admit it // SeungChanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt