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Langsam schlürfte ich meinen heißen Kaffee, schaute dabei durch meine Wohnung. 
Changbin und Felix schauten beide auf den Bildschirm von meinem Laptop und diskutierten über die verschiedenen Tracks und welches jetzt unser neuer Titeltrack werden sollte. 
Ich mochte es, wenn die beiden, auch mit Felix und Hyunjin, in meiner Wohnung hockten und diese mit Leben füllten. 

Stumm betrachtete ich das Bild schräg vor mir. 
Seit es das erste Mal dort von Seungmin aufgehängt wurde, hatte es sich kein Millimeter vom Fleck bewegt. 
Es zeigte das Meer und die Küste von Kroatien. 
Einer der schönsten Fahrten meines Lebens. 
Als ob es zum Greifen nahe wäre, schimmerte das Meer in der Abendsonne, zeigte noch eine Fähre weiter hinten auf dem Meer. 
Ich merkte zunächst gar nicht, wie ich mich in dem Bild verlor, erst als ich ein sanftes „Channie. Channie. Channie." von der Seite wahrnahm. 

Verdutzt sah ich rüber und blickte in die fragenden Augen meiner Teamkollegen. 
„Und? Was sagst du?" 
Ich blieb still. Eine Minute verging. 
„Ähh..“ 
„Sag mal, wo warst du in den letzten zwei Minuten?“ 
Lachend schauten sich Jisung und Changbin an, nahmen mir meine geistliche Abwesenheit aber nicht übel.
„Das Bild ist wirklich schön, ich habe Minnies Talent für das Fotografieren immer beneidet“, meinte Jisungie.
„Wenn man Fotografie studiert, kann man ja auch nichts anderes erwarten.“ 
„Seungmin hatte aber auch schon in der Schule absolut himmlische Bilder geschossen.“ 

Sanft lächelte Jisung mich an. „Dir geht es besser, oder?“ 
„Was meinst du?“ 
„Na ja,“ begann nun Changbin. 
„Seit dem Vorfall im Café mit Seungmin, wirkst du viel ausgeglichener.“ 
„Meint ihr?“ 
„Aber ja“, kam es von Jisung „aber sag mal, worum ging es eigentlich?“ 
Dabei lehnte er sich über den Tisch zu mir hinüber. 
„Spill the tea“ 

Verdutzt sah ich ihn an, spürte langsam wie meine Wangen und Ohren wärmer wurden. 
Hatte mir diese kurze Nähe zu Seungmin so auffällig gutgetan? 
„Ähmm, na ja, ich konnte halt nicht anders als ihm hinterherzulaufen. Schätze ich mal." 
„Es ist ungewöhnlich, Seungmin weinen zu sehen, oder?“ 
Verwundert sah ich jetzt Changbin an. 
Gab ihm so das Zeichen, dass er weitersprechen sollte. 

„Ich hab ihn ein paar Mal weinen sehen, das Heftigste war aber tatsächlich kurz nach eurer Trennung.“ 
Ohne jegliche Regung hörte ich ihm zu. 
In meinem Inneren wallte es sich grade auf. 
Es war eine Mischung aus Neugier, Sorge und Reue. 
Dann brach auch Changbin ab, sagte so dann auch nichts mehr. 

„Oh nein, nein, mein Freundchen. Du wirst jetzt nicht abbrechen. Nein, nein", begann Sungie inzwischen zu protestieren.
Changbin zog jetzt die Schultern ein, machte sich klein und suchte ein Fluchtweg aus dieser Situation. 
„Binnie, du kannst es ruhig sagen, weißt du?“, mit diesen Worten versuchte nun auch ich, ihn aus der Reserve zu locken. 
„Aitsch, Seungmin wird mich umbringen.“ 
Er raufte sich die Haare, verwuschelte sich diese. 
Tief seufzte er, ehe er wieder zu sprechen began. 

„Nach eurer Trennung, beziehungsweise, an dem Tag, an welchem du nach Australien geflogen bist, ist Seungmin in der WG aufgetaucht. Felix hatte ich damals ein oder zwei Wochen gedatet und ich war alleine in der Wohnung, da Hyunjinnie tanzen war. 
Und dann stand auf einmal Seungmin vor der Tür. 
Völlig aufgelöst, absolut in Tränen. 
Er konnte sich wirklich so gut wie gar nicht auf den Beinen halten, so sehr hat er geweint. 
Ich habe ihn so gut wie gar nicht beruhigt bekommen." 

„Und du bist gar nicht auf die Idee gekommen, uns über seinen Zusammenbruch zu informieren?“, fragte Sungie ungläubig. 
Verletzt sah Changbin ihn an. 
„Wie stellst du dir das bitte vor? 
Ach wisst ihr, Minnie ist letztens heulend bei mir aufgekreuzt und konnte sich nicht mehr zusammen reißen. 
So? Außerdem hatte ich ihm schwören müssen, darüber stillschweigen zu waren. 
Hat ja, wie man sieht, nicht gut gehalten. 
Zudem hätte ich ja weder Chan-Hyung noch Seungmin diese Wunden aufreisen können!" 

Changbin ist während seines Vortrags immer lauter geworden und auch Sungie schien in seinem Stuhl zu versinken. 
„Es ist okay, Binnie. 
Ich kann dich verstehen, warum du ihn in Schutz nehmen wolltest. 
Ich kann es dir nicht übel nehmen." 
Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust und nickte mir dankbar zu. 
Daraufhin zog ich meinen Laptop zu mir, sah mir dann die Tracks nochmal an und begann, sie zu sortieren. 
Nach einer Weile fing Sungie an, mit leiser Stimme wieder zu sprechen. 

„Ich wollte dir nichts vorwerfen, Binnie-Hyung. 
Ich glaube, ich kann das alles nicht verstehen. 
Warum sich Seungmin getrennt hat. 
Warum kein Grund von ihm kam. 
Wisst ihr, bei mir und Minho war es nötig. 
Wir haben einander wirklich nicht gutgetan, zumindest in dem größten Teil unserer Beziehung. 
Ich.. bin einfach so frustriert darüber, dass die beiden anscheinend aus irgendeinem Grund so gelitten haben, ohne dass man sagen kann, warum. 
Es macht mich so traurig, dass die beiden nicht glücklich sein konnten. 

Es macht mich so traurig, dass ich Chan nicht helfen konnte. 
Dass ich nicht für Seungmin da sein konnte. 
Nicht so wie die beiden oder ihr alle für mich, nach der Trennung von Minho, da wart. 
Das tut mir unfassbar weh. 
Das macht mich unfassbar wütend. 
So wütend auf mich selbst, dass ich nicht helfen konnte." 
Langsam kullerten Tränen an seinen runden Wangen herunter und senkte seinen Kopf, versuchte mit seinen langen Hoodieärmeln die Tränen wegzuwischen. 

Sofort standen wir auf, rückten unsere Stühle weg und liefen um den Tisch zu unserem Maknae der Gruppe. 
Wir beide drückten ihn an uns, vergruben in praktisch in unserer trainierten Brust. 
So hielten wir uns fest und wiegten uns in einem sanften Rhythmus hin und her, ließen Jisung weinen. 
Nach einigen Minuten, schien er sich beruhigt zu haben und so lösten wir uns. 

Sanft nahm ich sein Gesicht in die Hände, strich dann mit meinem Daumen über seine Wangen, wischte so die restlichen Tränen weg. 
Ich senkte meinen Kopf und senkte meine Stirn auf seine, sodass unsere Nasenspitze sich leicht berührten. 
„Sungie.. Du bist genug, okay. 
Du hast uns allen so viel gegeben und getan. Mehr als du jemals vorstellen könntest. 

Vergiss das nicht. Die ganze Beziehungssache werden wir irgendwann mal regeln können. 
Und hey, mir gehts besser. Das hab ich dir zu verdanken. Dir. 
Weil du mich da zum Singen gezwungen hast." 
Leicht schniefte er noch, schaute zu mir nach oben und nickte dann leicht. 
„Dann bin ich kein nerviger, nutzloser Idiot?“ 

Nun platzte auch Changbin rein. 
„Nein, du Hirni. Wir alle lieben dich zu sehr. 
Aber jetzt sollten wir raus gehen und uns einen Hotteok holen gehen. 
Es ist sau schönes Wetter."

-...>^<...-

Soo, da sind wir wieder.  
Jetzt sollte alles wieder regelmäßig kommen  <3
Hugs to you

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Hate to Admit it // SeungChanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt