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Den einzigen Gedanken, den ich in dem Moment hatte, war Seungmin. 
Die Art, wie seine Tränen über sein Gesicht liefen. 
Egal, wie sehr es mich zerbrach und auch verwirrte, es sah unfassbar schön aus. 
Er sah unfassbar schön aus. 
Nun suchten meine Augen nach ihm, wollten sichergehen, dass es ihm gut ging. 

Ich lief vom Café weg, roch die Mischung aus Herbstlaub und Kaffee, die mich irgendwo innerlich tief beruhigte. 
Meinen Beine trugen mich in den kleinen anliegenden Park neben dem Café. 
Wobei Park hier schon zu viel war. 
Ehe wie eine kleine grüne Wiese, mit einem Gehweg pro Seite und Sitzbänken, welche neben jungen Bäumen standen. 
Am Ende des Parks lag noch ein kleiner Spielplatz. 

Zögerlich betrat ich diesen, während der Sand leise und zustimmend unter meinen Schuhen knisterte. 
Und hinter dem Klettergerüst sah ich Beine mit himmelblauen Converse. 
Ein Bein schien wohl angezogen zum Körper zu sein, denn nur eines lag auf dem kühlen Sand. 

Langsam und mit dem Versuch möglichst wenig Geräusche zu machen, schlich ich nahezu um das Gerüst, ehe ich auch den Haarschopf sah und mir dessen sicher sein konnte, ihn gefunden zu haben. 

Er schien wohl meine Schritte gehört zu haben und zog auch sein zweites Bein an seinen Körper, vergrub sein Gesicht zwischen den Knien.
Er schien mich wohl nicht weiter wahrzunehmen und so blieb ich einige Schritte rechts neben ihm stehen, machte kein Geräusch und bewegte mich nicht. 

Die Zeit zog dahin.
Diesmal war sie ganu und gar nicht greifbar. 
Ich wusste nicht, wie lange oder seit wann ich da stand. 
Auch wenn uns gute 5 Meter voneinander trennten, so fühlte es sich dennoch an, als ob wir ganz nah bei einander waren. 

Irgendwie tat es gut. 
Es schien vertraut.
Zumindest äußerlich. 
Innerlich bekam ich langsam das Gefühl, dass wir uns nicht kannten. 
Dann regte sich Seungmin. 
Er schüttelte seinen Kopf und Körper, hob dann seine Hände an und schlug sie sich ins Gesicht. 

Verdutzt starrte ich ihn weiterhin an, wusste nicht so recht was das sollte. 
Dann hob er seinen Kopf und schaute verloren nach vorne. 
Ich nahm das als mein Signal, ihn vielleicht doch alleine zu lassen und nicht weiterzuverfolgen.
Innerlich schlug ich mir selber eine runter, dass ich auf die hervorragende Idee gekommen bin, ihm zu folgen. 

Wir waren immer noch Expartner, außerdem klang ich wie ein Stalker. Doch als ich mein Fuß nach hinten setzte, um mich umzudrehen, drehte sich sein Kopf ruckartig zu mir. 
So schnell, dass ich schon Sorge hatte, er würde sich den Hals verdrehen. 
Wie ein erschrockenes Rehkitz sah er mich an und ich bemerkte, dass ihm immer noch Tränen liefen. 

Jetzt sah ich es. 
Er zitterte. 
Unfassbar stark. 
Heute war zwar ein windiger, aber auf gar keinen Fall ein kalter Tag. 
Seungmin hatte damals auch noch nie richtig gefroren. 
Er schluchzte. 
Zumindest versuchte er es wohl, seit Minuten zwanghaft zu unterdrücken. 
Seine Unterlippe zitterte, während er auf diese biss. 

Nach einigen Augenblicken brachte er Wörter über die Lippen: „Was.. Machst... du hier.. Channi-" 
Er brach ab, presste sich nun auch den Handrücken gegen den Mund, während sich meine Augen weiteten. 
Wollte er mich Channie nennen? 
Ich hoffte es so sehr. 
Diese kalte Art von Chan würde ich nicht mehr lange ertragen. 
Inzwischen packten ihn seine Schluchzer, schüttelten ihn durch, denn er fand jetzt keinen Halt mehr. 

In vier Schritten war ich bei ihm und zog ihn an mich. 
Legte meine Arme um ihn, ließ ihn in meiner Brust vergraben. 
Zunächst bewegt er sich nicht, doch als ich in noch mehr an mich zog, drückte er sich an mich. 
Er versteckte sein Gesicht in meinem Hoodie. 

Leise hörte ich jedoch sein verzweifeltes Wimmern, weshalb ich mich neben ihm setzte, ihn zwischen meine Beine zog und beruhigend über seinen Rücken strich. 
Still verbrachten wir Minuten in dieser Position. 
Ich hasste mich dafür, dass ich es genoss. 
Es gab hier nicht zu genießen. 
Ich war nur freundlich. 
Er war nur emotional. 

Vielleicht hatte sich beim Singen alles darüber gedreht, doch ich verbot mir, an diesen Jungen in meinen Armen zu denken. 
Oder ihn gar näher wahrzunehmen. 
Nach und nach wurde er ruhig, so saßen wir ineinander gesunken neben dem Spielplatzgerüst. 
Plötzlich verspannte er sich und ich nahm augenblicklich meine Arme von seinem Rücken, konnte schon sehen, was als Nächstes kam.

Verleumdung. 
Ruckartig setzte er sich wieder auf, rutschte weg von mir und strich sich seine nassen Wangen mit seinem Pullover ab. 
Ich sagte nichts, aus Angst mir würde dann irgendetwas Unsensibles herausrutschen. 

„Was machst du hier, Channie-Hyun-..“
Schnell brach er seinen Satz ab, bemerkte wohl das er mich so nannte wie früher auch. 
Dennoch antwortete ich ihm: „Du sahst fertig aus.
Wollte nach dir sehen." 
Könnte ich in noch knapperen Sätzen sprechen? 
„Ah, verstehe.“ 
„Mmh“ 

Stille senkte sich wieder. 
Ich erlaubte mir, ihn anzusehen. 
Verloren starrte er mir ins Gesicht, schien es wohl selbst nicht zu bemerken. 
Langsam musterte ich sein Gesicht, das erste mal in Ruhe, ohne große Hastig.
 
Er schien verändert. 
Seine Züge schienen noch schärfer geworden zu sein, in dem Jahr wo wir uns nicht gesehen haben. 
Und es schien, eine Art Bedrückung über ihn zu hängen. 
Seine Schultern waren ganz verspannt, wo hingegen meine es nicht waren, was ich der riesigen Auslastung des Singens zu verdanken hatte.
Allerdings könnte es ja auch daran liegen, dass er nicht so gerne in meiner Nähe sein möchte, ich war ja immerhin noch sein Ex. 

───── ⋆⋅⋅⋆ ─────

„Dein Auftritt vorhin, war sehr gut.“ 
Der plötzliche Gesprächsanfang überraschte mich. 
„Ja?“ 
„Ja, wusste gar nicht, dass du da singen würdest.“ 
Ich bildete mir ein "Sonst wer ich nicht gekommen" rauszuhören. 

„Joah, war ziemlich spontan, schätze ich. Sonst hättest dich ja wohl nicht blicken lassen." 
Er nickte zusammen und sah bedrückt und beschämt auf den Boden. 
Erst jetzt fiel mir die aggressive und angreifende Wirkung meiner Wörter auf. 
„Sorry, hab's nicht so gemeint.“ 

Leicht nickte er als Antwort mit dem Kopf. 
Ich beschloss einfach mal ein Gespräch aufzubauen.
Woher der Mut jetzt kam, war mir aber unklar. 

„Sag mal, warum ist dir eigentlich nicht dein Freund hinterhergelaufen? Er wär da ein besserer Kandidat als ich." 
Verwirrt blinzelte er mich an.

„Mein .. Freund..?“

-...>^<...-

:O
Nun denn, nun denn.
Macht das ganze Drama hier Sinn?
We will see
;)

:__==^==__:

Hate to Admit it // SeungChanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt