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Als ich meine Augen öffnete, sah ich in Sungies Gesicht, welches mich studierte. 
„Ach gut, ich dachte, du schläfst schon.“ 
Er schien wohl immer noch auf eine Antwort zu warten und um ehrlich zu sein, war ich sie ihm schon lange schuldig. 

Ich hab nie darüber gesprochen und ich kann es auch heute, nach einem Jahr, nicht. 
Ich fühlte mich verloren, mein Herz und Körper sehnten sich immer noch nach ihm. 
Es tat allerdings noch mehr weh, zu wissen, dass auf seinen letzten Worten "Wir müssen reden", nur Schweigen die Antwort gewesen ist. 

Ich schaute auf meine Hände, fing dann aus plötzlicher Unruhe an, mit meinen Fingern herumzuspielen und zog den einen Ring auf den anderen Finger und machte das mehrmals mit den Ringen an meinen Händen. Ich wusste nicht, wie ich mit anfangen sollte oder was genau ich sagen sollte. 

„Channie-Hyung.. Ich will dich nicht zu etwas zwingen, ja? " 
„Nein, nein. Das ist es nicht. 
Ich glaube, ich weiß wahrscheinlich selbst nicht, was ich denken soll." 
Stille legte sich. 
Ich war dankbar dafür, dass Hannie nichts sagte, sondern mir einfach Zeit und Raum gab. 

„Weißt du, Hannie, ich hab selbst keine Ahnung, warum Minnie sich von mir getrennt hat. 
Es hat keinen Streit gegeben, ich hab ihn nicht betrogen, also habe ich wohl irgendwas übersehen. 
Vielleicht war er unzufrieden? 
War ich vielleicht nicht gut genug? 
Vielleicht hat er auch einfach aufgehört, mich zu lieben? 
Vielleicht gab es nichts mehr an mir, was er hätte lieben können." 

Ich zuckte mit den Schultern. 
„Ich weiß selbst gar nicht mehr, was man an mir so lieben könnte. 
Warum sollte er sich sonst trennen?" 
Ich sah auf und schaute in Hannies weit aufgerissene Augen. 

„Hyung..“ 
Er beugte sich zu mir, hob seine Hand, atmete tief durch und schlug mir auf die Wange. 
Es tat überhaupt nicht weh, so leicht tat er das. 
Ich glaube, er wollte es nicht einmal richtig tun. 

„Du darfst so nicht denken. 
Ich weiß, dass man gegen solche Gedanken oft nicht ankommt, aber das stimmt nicht. 
Es stimmt nicht, was deine Gedanken dir sagen. 
Okay?!" 

Das letzte Wort brachte er ziemlich energisch über die Lippen, welche anfingen leicht zu zittern. 
Ihm schien das ganze wohl ziemlich nahe zugehen. 
Ich wollte ihn in meine Arme schließen, doch dann brach ein Schwall von Wörtern aus ihm heraus, welchen ich versuchte zu folgen… 

„Du bist so toll, Hyung. 
So unfassbar toll. 
Du bist so selbstlos. Versuchst es immer allen gerecht zu werden, immer für alle da zu sein und keine Schwäche zu zeigen. 
Aber weißt du Hyung, es ist okay, wenn es dir auch mal schlecht geht, ja? 
Das mit Seugminnie hat ziemliche Narben an dir hinterlassen und es ist immer noch okay, wenn sie noch nicht verheilt sind. 
Es gibt trotzdem noch so viele Dinge an dir, die liebenswert sind. 
So viele. 
Ich könnte sich hier aufzählen. 
Wahrscheinlich stundenlang. 
Also mach dir kein Kopf. 

Es ist okay, wenn die Wunden immer noch nicht verheilt sind. 
Man kann von niemanden verlangen, dass nach drei Tagen alles wieder normal ist. 
Manche brauchen eine Woche, um wieder Fuß zu fassen. 
Andere aber Monate oder auch Jahre. 
Und das ist auch vollkommen okay. 
Also nur, weil jetzt vielleicht etwas kaputt ist, heißt es nicht, dass es nie wieder ganz sein wird. 
Vielleicht nicht heute oder morgen, vielleicht auch erst in drei Jahren. 
Solange man es versucht und den Schmerzen nicht nachgibt, kämpft man. 
Auch wenn es nicht immer durch ein normales Leben sichtbar ist, kämpft du auch in dem Moment, wo du vielleicht nur in deinem dunklen Zimmer hockst und gar nichts machst. 
Das ist auch kämpfen. 
Und man hat dir ziemlich wehgetan. 
Mit welcher Absicht auch immer. 
Es ist okay, dass dein Herz jetzt vielleicht in Scherben liegt. 
Vollkommen okay." 

Sungie verstummte langsam, Tränen rannten ihm seine knuffigen Wangen herunter, Schluchzer schüttelten seinen Körper durch, während er auch gleichzeitig versuchte, seine Atmung zu beruhigen. 
Was ihm aber nicht sonderlich gelang, sodass ich ihn einfach an mich zog und ihn hielt. 
Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, während ich meine Nase in sein wundervolles weiches Haar vergrub. 
Seinen Duft einatmete. 

Ich glaube, dass Sungie viel mehr Schmerz in sich trägt, als dass man es von außen sehen würde. 
Alleine seine Anxiety und die Sache mit Minho muss ihm unfassbar wehgetan haben und auf dem Herzen liegen. 
„Ich hab dich furchtbar vermisst, Hyung, so richtig schlimm vermisst. 
Du bist immer noch so toll, Hyung. So hübsch. Innen wie außen." 

„Danke Sungie“, sanft strich ich ihm über sein Haar. Immer wieder und wieder. 
„Ich… Ich glaube, ich kann einfach nicht wirklich damit umgehen, weder heute noch damals, dass plötzlich jemand, welcher immer, und zwar wirklich immer an meiner Seite war, jahrelang, Tag und Nacht, so.. so plötzlich weg war. Ohne eine Warnung oder ein Zeichen, welches mir Zeit für eine mentale Vorbereitung gab." 

Jisung schniefte leise, ehe er sich von mir löste, meine Hand aber immer noch umklammert hielt. 
„Was hältst du eigentlich von einem kleinen Deal?“ 
Ich sah ihn stirnrunzelnd an 
„Na ja, im Grunde genommen motivieren wir uns einfach gegenseitig unsere Ziele zu erreichen. 
Ich kläre nochmal die ganze Sache mit Minho, und du das mit Seungminnie." 

Ich riss meine Augen auf, wohl wissend, dass ich nicht so schnell Angesicht zu Angesicht mit Minnie sprechen oder ihn gar sehen könnte. 
„Nicht heute oder morgen, Hyung! Irgendwann.
Mit der Zeit, weißt du? 
Nur damit wir beide es einfach nicht vergessen, das Ganze mal zu klären. 
Vielleicht schließt es ja die Wunden? Wer weiß?" 

Ich legte meinen Kopf schief. 
Sah Sungie einfach nur an. 
Vielleicht ist das eine gute Möglichkeit, so langsam mit einer Motivation weiterzumachen. 
Schritt für Schritt. 
Also lächelte ich sanft, ehe ich ihm antwortete: „Warum nicht? Riskieren wir es einfach mal. 
Irgendwann, hm?
Irgendwann klären wir es."

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Ich liebe deren Freundschaft ㅠㅠ

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Hate to Admit it // SeungChanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt