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Ich spazierte zurück in den Ort und stellte an der Bushaltestelle angekommen fest, dass der nächste Bus in Richtung Heatherfield Castle erst in fast einer Stunde  fahren würde. Überhaupt schien nur viermal am Tag ein Bus hier zu halten. Das war ein ziemlicher Schock für mich, denn ich war den Takt der Londoner U-Bahn gewöhnt. Ich seufzte bei der Erkenntnis, dass ich hier wirklich am Arsch der Welt angekommen war und wünschte, ich wäre auf die Idee gekommen, den Fahrplan früher, vorzugsweise im gemütlich warmen Cottage, zu studieren. Dann wäre ich nicht so übertrieben früh losgegangen und bräuchte jetzt nicht in der Kälte herumstehen. Die Sonne war bereits im Untergehen begriffen und es war ziemlich kalt. Bis der Bus kam, wäre ich ein Eiszapfen.

Da erinnerte ich mich an das nette Café, das ich  bei meiner Ankunft entdeckt hatte, und beschloss, dass ein Kaffee im Warmen nicht schaden konnte. Auf jeden Fall war es besser, als im Kalten zu stehen. 

Ich schob die altmodische, blau gestrichene Ladentür auf und ein Messingglöckchen bimmelte über mir.

„Hallo! Herzlich Willkommen in Violets Bakery", flötete eine Frau mit altbackener graumelierter Dauerwelle und einem strahlenden Lächeln hinter der Verkaufstheke. "Ich bin Violet." Sie hatte eine rosa Rüschenschürze an und der ganze Laden wirkte irgendwie antiquiert und pastellig. Er erinnerte mich an die kleinen Geschäfte in Notting Hill, aber da waren solche Läden hipp, hier schien sich bloß in den letzten 30 Jahren nichts verändert zu haben. Ich liebte die Bäckerei jetzt schon. Der Verkaufsraum war schmal und es gab nur vier Tische, die mit rosa Stofftischdecken gedeckt waren, und eine Auslage mit Brot, verschiedenen Muffins, Scones und Kuchen, Törtchen, alles in Weidenkörben oder auf Silbertabletts angerichtet.

„Äh, Hallo." Meine Antwort kam zögerlich, war ich doch die für mich nicht unangenehme Anonymität Londons gewöhnt. So überschwänglich wurde man dort höchstens als langjähriger Stammgast begrüßt. "Ich heiße Carolyn", stellte ich mich vor, weil Violet es getan hatte.

Sie strahlte über das ganze rundliche Gesicht und erinnerte mich, obwohl sie eine Fremde war, sehr an meine Granny. „Was darf es sein, Liebes? Du siehst aus, als hättest du Hunger."

„Ähm, einen Latte Macchiato, bitte?" Wieder klangen meine Worte wie eine Frage, aber es hätte mich nicht gewundert, wenn es nichts anderes als Filterkaffee gegeben hätte. 

„Aber sicher doch! Kommt sofort", strahlte Violet, und drehte sich zu einer ziemlich modern aussehenden italienischen Kaffeemaschine um. Während das Ding brodelnd Druck aufbaute, Dampf ausstieß und Kaffeebohnen gemahlen wurden, wandte sie sich nochmal um. „Darf es auch ein Stück Kuchen sein, oder einen Muffin? Die Apfel-Zimt-Muffins kann ich wärmstens empfehlen. Zimt geht zu Weihnachten immer, oder nicht? Du siehst aus, als würdest du Zimt mögen."

Konnte Violet in meinen Kopf schauen? Ich liebte Zimt und Violet war so herzlich, und es duftete so köstlich, dass ich gar nicht anders konnte, als noch etwas zu bestellen. "Dann nehme ich gerne auch noch einen Apfel-Zimt-Muffin." 

„Du bist nicht von hier, Liebes, stimmts? Bist du wegen dem Weihnachtsspektakel im Schloss hier?"

„Ja", antwortete ich. „Ich komme aus London."

„Ach, wirklich? Das ist ein ziemlich weiter Weg." Stellte sie fest, während sie Milchschaum in ein hohes Glas fließen ließ.

„Ja."

„Wohnst du im Hotel?"

Ich wusste gar nicht, dass es in Heatherton ein Hotel gab und schüttelte den Kopf. „Ich wohnte im Ferienhaus von der Großmutter einer Freundin. Wir wollten eigentlich gemeinsam herkommen, aber sie ist vor der Abreise krank geworden. Ich bin nur übers Wochenende hier."

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt