Es war, zumindest wenn Davids Mutter im Schloss war, wie in alten Zeiten üblich, sich für das Dinner fein zu machen. So standen Kristie und Lady Dunbrook, in elegante Abendkleider gekleidet, und jede mit einem langstieligen Cocktailglas in der Hand, in der Halle, als wir ankamen. Neben dem gemeißelten Kamin standen noch zwei weitere große Sträuße roter Rosen und es roch wie in einem Blumenladen. Es war fast, als würden diese Sträuße aus dem Nichts auftauchen.„Scheiße, nach dem Tag brauche ich auch einen Drink!", rief Ryan inbrünstig aus, als er die Cocktailgläser bemerkte. „Noch jemand?" Niemand antwortete und so ging er nach Nebenan, wo in einem geschnitzten viktorianischen Schränkchen Spirituosen und Gläser standen.
„Da seid ihr ja endlich! Was ist passiert?", rief Davids Mutter aus und kam auf uns zu. Ihr Kleid raschelte bei jedem Schritt. „Du hättest ruhig anrufen können, schließlich machen wir uns Sorgen."
David machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Tut mir leid. Der Wagen musste abgeschleppt werden und dann..."
„Der Mordanschlag auf unser aller Leben hat uns ein bisschen abgelenkt, aber wir sind okay", sagte Ryan, der mit einem flachen Whiskyglas zurück in die Halle kam, ehe David noch etwas hatte sagen können, was den Schock über die jüngsten Ereignisse hätte abmildern können.
„Wie bitte? Wovon redest du Ryan? David?", rief Davids Mutter aus, während Kristie schwieg, aber ich konnte sehen, dass sie blass geworden war.
David erklärte in knappen Sätzen, was passiert war und dass die Polizisten gleich kommen würden, um alle Aussagen aufzunehmen. Während Davids Mutter ihm lauschte, wirkte Kristie außergewöhnlich still, hielt sich im Hintergrund und wirkte sichtlich beunruhigt. Ich fragte mich warum, schließlich hatte sie damit doch nichts zu tun.
„Da ist ja schon wieder so ein komisches Päckchen ohne Absender", stellte Ryan fest, der an seinem Drink nippend durch die Halle geschlendert war, an den Rosen geschnuppert und ein bisschen im heutige Poststapel auf dem Tischchen geblättert hatte. Jetzt tippte er mit dem Zeigefinger auf ein Paket in der Form eines Schuhkartons, jedoch feinsäuberlich in Packpapier eingepackt.
David, der gerade auf irgendetwas antwortete, was seine Mutter gesagt hatte, hob den Blick und runzelte die Stirn. Mit wenigen Schritten war er neben Ryan und musterte das Paket mit einem besorgten Ausdruck in seinem markanten Gesicht, der mir wiederum Sorgen bereitete. Schließlich wirkte das schlichte, wenn auch sorgsam verpackte Paket absolut harmlos.
„Was hat es mit dem Paket auf sich?", fragte ich
David achtete nicht auf meine Frage, sondern begann, das braune Packpapier abzureißen. Darunter kam tatsächlich ein Schuhkarton zum Vorschein. Ryan und David wechselten einen Blick, der mir verriet, dass irgendetwas vor sich ging, auch wenn ich, im Gegensatz zu den beiden, keine Ahnung hatte, was es war. Doch es beunruhigte mich. Ich verschränkte meine kalten Hände vor meinem Körper, während ich den Blick nicht von dem Schuhkarton abwenden konnte.
David hatte das Papier inzwischen vollständig entfernt und legte seine großen Hände an die Seiten des Kartons, um den Deckel anzuheben.
„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist? Sollten wir nicht auf die Polizei warten?", fragte Ryan.
Die Dringlichkeit in Ryans Stimme machte mich neugierig. „Was ist das?", fragte ich mit einem krächzenden Unterton in meiner Stimme.
„Das werden wir gleich sehen", sagte David mit angespannter Entschlossenheit und begann sacht den Deckel anzuheben.
„Shit, wenn da eine Bombe drin ist!", hielt ihn Ryan im letzten Augenblick zurück.
David schüttelte den Kopf ohne aufzusehen. „Du schaust zu viele Filme, Ryan. Lass mich machen." Dann nahm er einen tiefen Atemzug, legte erneut die Hände an den Deckel, behutsam und sacht wie ein Chirurg bei einer komplizierten Operation. Wir anderen machten gleichzeitig, automatisch und synchron, zwei Schritte zurück. Die unsichtbare Bedrohung, die von diesem Karton ausging, war fast greifbar, die Luft um uns schwer wie Blei. Dann hob David den Deckel an und legte ihn zur Seite. Es passierte nichts. Es war fast komisch, wie wir alle den angehaltenen Atem ausstießen und frischen Atem schöpften.
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Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...