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Kaum war er rausgegangen, klingelte mein Telefon. Überzeugt, dass es Jenny war, hatte ich das Telefon schon halb am Ohr, als ich sah, dass es meine Schwester war. Vielleicht war etwas mit den Jungs, unseren Eltern, oder Granny. Ich konnte sie nicht einfach ignorieren. Also nahm ich den Anruf mit einem etwas flauen Gefühl im Bauch entgegen. 

„Hi, Sandra"

„So, erreicht man dich auch endlich mal", fauchte sie am anderen Ende statt einer Begrüßung. „Wo steckst du?"

Augenblicklich wünschte ich, ich hätte den Anruf ignoriert. „Ich bin in Staffordshire, und das weißt du ganz genau", sagte ich betont ruhig.

„Du bist tatsächlich gefahren? Du lässt deine Familie im Stich? Du hast dich seit Tagen nicht gemeldet!"

Ich war unsicher, auf welchen ihrer Vorwürfe ich zuerst eingehen sollte, und rettete mich in Ironie. „Mein Gott, ich bin ja nicht auf die Bahamas geflogen."

„Hast du eine Ahnung, was für einen Stress ich heute hatte, weil ich die Jungs abholen musste und für Granny einkaufen und für Mum zur Post gehen? Die Schlange war endlos. Ich habe ewig gebraucht und wäre fast zu spät zu den Jungs gekommen. Sie haben schon in der Kälte gewartet."

Fast hätte ich lächeln müssen. So sah häufig mein Alltag aus, neben meinem Vollzeitjob bei Jefferson. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Das mache ich sonst schließlich alles."

„Du bist so was von egoistisch. Die Jungs verlassen sich auf dich!"

Ich wollte natürlich nicht, dass die Jungs darunter litten, wenn ich mich ein wenig zurücknahm und daher trafen mich ihre Worte. Aber gleichzeitig gingen mir ihre Vorwürfe auf die Nerven. Sie hatte offenbar nur angerufen, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen und unseren Streit von vor ein paar Tagen fortzusetzen. Normalerweise hätte ich versucht sie zu beschwichtigen oder hätte gar eingelenkt, aber gerade heute hatte ich keine Geduld mehr für sie übrig. Dafür war ich mit meinen Nerven zu sehr am Ende.

„Dann dürfte es dich ja nicht wundern, wenn ich gleich auflege. Ich habe keine Lust, mich von dir ankeifen zu lassen." Es klang nicht einmal besonders hart, eher müde, aber Sandra war nicht von mir gewöhnt, dass ich Contra gab.

„Was ist bloß los mit dir?" Sandra schien sich Mühe zu geben, sich zu beherrschen, und ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. „Bist du morgen da? Du wolltest mit den Jungs backen."

Ich seufzte. „Ich habe doch gesagt, dass ich das ganze Wochenende nicht da bin. Ihr müsst mal ohne mich auskommen. Selbst wenn ich morgen den Zug nach Hause nehme, wird es Abend, bis ich ankomme."

„Ich habe dir doch gesagt, dass sie nicht da ist", hörte ich die raue, träge Stimme meiner Granny aus dem Hintergrund. „Aber weil ich alt bin, braucht man mir ja nicht zuzuhören."

„Oh Granny!", stöhnte Sandra genervt. Ich konnte förmlich vor mir sehen, wie sie mit den Augen rollte.

„Hast du Grannys Zeitschriften gekauft?", fragte ich, um ein unverfängliches Thema bemüht.

Sandra bekam meine Frage jedoch in den falschen Hals. Vermutlich weil sie dachte, dass ich sie für unzuverlässig hielt, was, zugegebenermaßen, zum Teil stimmte. „Ja, das habe ich", fauchte sie aufgebracht.

„Mama! Mama!", hörte ich einen der Jungs im Hintergrund schreien. „Luke hat mir mein Lego-Raumschiff zerstört!"

„Hab ich gar nicht! Das war der Asteroid!", schrie sein Bruder zurück und machte Wum- und Wusch- und Peng-Geräusche, die Luke noch lauter nach seiner Mutter schreien ließ.

Sandra stöhnte auf.

„Gib mir das Telefon und kümmere dich um die Jungs", schaltete sich unsere Großmutter ein. Sandra antwortete etwas, was ich nicht verstehen konnte, weil es im Streit der Jungs unterging, aber dann hörte ich, wie sie das Telefon weitergab.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt