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David

Luke und Sam, Carolyns Neffen, waren zwei aufgeweckte Achtjährige, die mich sehr kritisch musterten, als Carolyn mich ihnen vorstellte. Ich hatte am Eingang zur U-Bahnstation auf einer Parkbank gewartet, während sie die Jungs bei ihren Eltern abholte. Carolyn hatte mich nicht gleich ihrer ganzen Familie vorstellen wollen und in Anbetracht der Umstände, hatte ich keine Einwände erhoben.

„Du bist der von den Fotos", stellte einer der Jungs fest. Ich nahm an, dass es Sam war, denn die beiden sahen sich sehr ähnlich, mit dem hellbraunen Haar, das so etwas wie ein Familienmerkmal zu sein schien. Zu unterscheiden waren die Zwillinge am ehesten an ihren Jacken. Sam hatte einen aufgedruckten, bunten T-Rex auf seinem Anorak, während Lukes Jacke ein Brontosaurus zierte. 

„Stimmt." Mein Blick traf auf den von Carolyn, die wirkte, als hätte sie ihr Schicksal einfach akzeptiert. „Ich bin David."

Die Jungs musterten mich noch immer. „Fährst du Achterbahn?"

„Auf jeden Fall!"

Das Eis waren gebrochen. „Hab ich mir gedacht!", grinste mich Sam mit seinen Zahnlücken an so fröhlich an, dass ich zurück grinsen musste.

„Tante Caro hat immer Angst", warf sein Bruder mit einer Miene ein, die keinen Zweifel daran ließ, was er davon hielt.

„Ach ja?", fragte ich interessiert.

„Gar nicht wahr", verteidigte sie sich. „Okay, die ganz große macht mir schon ein bisschen Angst."

Die Jungs lachten sie lautstark aus. Kinder konnten brutal sein, aber Carolyn lachte mit und ich konnte es mir auch nicht verkneifen. Wir stiegen in die U-Bahn. Die Situation war für mich ungewohnter, als ich zugeben wollte. Nicht nur, dass ich seit Schultagen nicht mehr so viel U-Bahn gefahren war wie heute, sondern auch weil ich absolut keine Erfahrung mit Kindern hatte. Doch Carolyn war absolut Meisterin der Lage. Sie wusste, ohne sich groß auf einem Plan orientieren zu müssen, wo und in welche Bahn wir umsteigen mussten, und hielt die Jungs, die aufgedreht und übermütig waren, mit Engelsgeduld aber bestimmt, in Schach. Vorhin, als ich sie gebeten hatte, mitkommen zu dürfen, hatte ich keine Ahnung gehabt, worauf ich mich einließ. Mich hatte bloß der Wunsch angetrieben, sie nicht schon wieder so schnell gehen zu lassen. Jetzt saß ich mit Carolyn und den Zwillingen in der U-Bahn, fast wie eine ganz normale Familie, und alberte herum. Es fühlte sich gut an.

Als wir an unserem Ziel aus der U-Bahn stiegen, konnten wir schon von weitem das hellerleuchtete Riesenrad sehen und die Windungen der großen Achterbahn, vor der Carolyn Respekt hatte. Unzählige, hellerleuchtete Buden und Karussells waren aufgebaut und Weihnachtslieder mischten sich mit auf volle Lautstärke aufgedrehter Popsongs. Alles war voller Menschen. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, dass uns die Jungs in dem Gedränge abhandenkommen könnten. Schon jetzt gab es kaum ein Halten für sie, weil sie die Lichter und die laute Musik magisch anzogen.

„Da ist ganz schön was los", stellte ich fest, als wir an den ersten Buden vorbeigingen.

„Können wir Riesenrad fahren?"

„Ich will einen Hot Dog!"

„Zuckerwatte!"

„Da ist die Achterbahn. Können wir gleich fahren?"

Beide Jungs zerrten in entgegengesetzte Richtungen und hampelten ungeduldig und aufgeregt herum. Doch Carolyn blieb entspannt.

„Langsam!", mahnte sie die Jungs und sah ihnen dabei fest in die Augen. Dann machte sie ein paar Regeln klar. Die Jungs sollten zusammenbleiben und wenn sie uns im Gedränge verlören, sollten sie einen Mitarbeiter ansprechen. Wir würden alles fahren, was sie wollten, wenn es die Altersfreigabe zuließ und nicht zu teuer war.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt