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David

Nie werde ich ihren Anblick vergessen, als ich auf ihre Nachricht hin in ihrer Wohnung aufgetaucht war. Ihr blasses, trauriges Gesicht, der glanzlose Blick und wie sie mit hängenden Schultern, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, dagestanden hatte, kraftlos und traurig, als könne sie jeden Augenblick auseinanderbrechen. Von diesem Artikel im Internet hatte ich noch nichts geahnt. Ich hatte Carolyns Nachricht irgendwann spätabends nach dem Weihnachtsempfang gelesen und war überzeugt, sie würde schon schlafen. Daher hatte ich nicht zurückgeschrieben und war lieber gleich am nächsten Morgen zu ihr gefahren, damit ich sie erwischte, ehe sie zu ihren Eltern fuhr. Notfalls hätte ich sie aber auch dort aufgesucht. Bis ins neue Jahr hätte ich es jedenfalls nicht ausgehalten sie nicht zu sehen. Und wie sich herausgestellt hatte, war es gut so gewesen.

Ich hätte diesen Miller für die gemeinen Spekulationen und Halbwahrheiten umbringen können, die er in dem reißerischen Artikel über Carolyn und mich veröffentlicht hatte. Das alles ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, weder von ihr, noch von mir, noch von uns. Wie sensationsgeil, fies und gierig konnte ein Mensch sein?! 

Nachdem ich Millers Artikel gelesen hatte, hatte ich mich einfach nur schuldig gefühlt, als würde ich Carolyn höchstpersönlich das Leben versauen, obwohl ich eigentlich genau das Gegenteil im Sinn hatte und nur das beste für sie wollte... Doch dann waren meine Schuldgefühle in pures Glück umgeschlagen. Sie liebte mich und ich hatte ihr endlich gesagt, was ich fühlte. 

Es war ziemlich leicht diesen Miller und auch sonst alles zu vergessen, wenn sie ihren weichen, warmen Körper vertrauensvoll an mich schmiegte und wir uns küssten oder einander mit leiser Stimme Unsinn zuflüsterten. Ihre weichen Lippen auf meinen Lippen, die Rundung ihrer Hüfte unter meiner Hand, ihre sanfte Stimme an meinem Ohr, ließen mich sogar Weihnachten vergessen. Mein Geschenk hielt ich ja schon im Arm.

Doch sie musste zu ihrer Familie und irgendwann im Laufe des Tages würden sich wohl auch Rose und meine Mutter fragen, wo ich blieb. Allerdings war bei uns Weihnachten, seit ich und meine Schwester erwachsen waren und Dad tot, keine so große Sache mehr. Früher hatten wir immer alle zusammen in Heatherfield Castle gefeiert. Wir Kinder waren in den endlosen Fluren Rollschuh gefahren oder hatten Fußball gespielt, wenn es keinen Schnee gab um im Park Schneemänner zu bauen oder Schlittenzufahren. Meistens war Ryan, mein Onkel und meine Tante auch da gewesen. Rachel hatte sich mit dem Weihnachtsessen jedes Jahr selbst übertroffen. Doch seit Dads Tod waren diese Traditionen eingeschlafen. Mutter gab es nicht zu, aber sie hielt es ohne Vater nicht sehr lange in Heatherfield Castle aus. Das Traditionelle, das sie an ihn erinnerte, erdrückte sie. Stattdessen dachte sie sich neue Traditionen aus. Events wie diesen lästigen, seelenlosen Weihnachtsempfang gestern. 

Doch ich war jetzt nicht in der Stimmung, mir über vergangene Weihnachtstraditionen meiner Kindheit Gedanken zu machen. Ich wollte auch nicht an meinen Dad denken. Dafür war ich zu glücklich. Es gab jetzt ein wir. Carolyn und ich. Und ich hatte etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Nicht nur ein Haufen alter Steine, aus denen sich Heatherfield Castle zusammensetzte, oder die Firma, sondern mehr als das. 

Ich durfte keine Zeit verlieren und nutzte die Gelegenheit, meinen Anwalt anzurufen, als Carolyn im Bad verschwand, um sich fertig zu machen. Ich wählte Anthonys Nummer. Ich kannte ihn mein halbes Leben, weil er sich schon zu Zeiten meines Vaters um die Rechtsfragen der Firma gekümmert hatte. Sie waren Freude gewesen und immer Samstags zusammen golfen gegangen. Daher zögerte ich auch nicht, ihn am Weihnachtsmorgen anzurufen.

Er war überrascht über meinen Anruf, aber er hörte mich geduldig an und las den Artikel, zu dem ich ihm den Link geschickt hatte, sehr aufmerksam. Anthonys Betroffenheit war absolut angemessen. Dennoch hatte er ein paar Fragen.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt