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David

Meine kleine Schwester war misstrauisch. Sobald wir Carolyn im gelben Salon zurückgelassen hatten, baute sie sich zu voller Größe vor mir auf und richtete ihren Adlerblick auf mich.

„Was geht da zwischen dieser Carolyn und dir vor? Ihr habt händchengehalten!"

Ich zuckte mit den Achseln, was mir einen Stich in der linken Schulter versetzte. „Gar nichts", behauptete ich. Doch das Schuldbewusstsein in meiner Stimme verriet mich. Roses Blick wurde nur noch durchdringender. Sie kannte mich einfach zu gut.

„Weißt du eigentlich irgendetwas über sie? Ist dir in den Sinn gekommen, dass sie dir eine Komödie vorspielen könnte, um dein Vertrauen zu gewinnen? Ich meine, wem passieren schon so viele komische Missgeschicke an einem Abend?!"

„Das kann sie nicht inszeniert haben", widersprach ich bestimmt, aber als mich Rose weiter mit ihrem Adlerblick bedachte, kamen mir ungewollt leise Zweifel. Es kam schließlich immer wieder vor, dass mich Besucher erkannten, auch wenn ich mich während der Festive Season in meinem eigenen Haus im Hintergrund hielt und mich wie ein Angestellter kleidete. Carolyn konnte absichtlich gestolpert und mir auf dem Eis vor die Füße geschlittert sein und es war denkbar, dass sie die Heizung in ihrem Cottage selbst manipuliert hatte. Aber diese Sache auf der Toilette konnte sie nicht geplant und inszeniert haben. Oder doch? Konnte es sein, dass sie in Erfahrung gebracht hatte, dass ich am Abend, wenn das Haus für die Besucher geschlossen wurde, immer nochmal einen Rundgang machte? Es war möglich. Es war auch möglich, dass sie die Schraube am Scharnier des Schlosses selbst gelöst hatte, damit es sich im Türrahmen verkeilte. Allerdings war das ohne Hilfe schon schwieriger zu bewerkstelligen. Außerdem waren ihre Angst, die Verzweiflung und die Erleichterung, als ich sie befreit hatte, absolut echt gewesen und ihre Bedenken hierherzukommen und über Nacht zu bleiben, passte auch nicht in das Bild das sich Rose von Carolyn sich zurechtgelegt hatte. Carolyn war das absolute Gegenteil von den Frauen, die es auf Geld oder Schlagzeilen abgesehen hatten.

„Sie spielt mir nichts vor", sagte ich nochmals in festem Ton, während eine Stimme in meinem Kopf rief: „Du ihr aber schon!"

„Hast du dieses Mädchen vergessen, dass sich im Sommer in dein Hotelzimmer geschlichen hat?"

Ich verdrehte die Augen bei dieser unangenehmen Erinnerung und wünschte, ich hätte meiner Schwester nie davon erzählt. Es war im Sommer auf einer Party in Marbella gewesen. Es war eine dieser Privatpartys in einer gemieteten Villa mit Pool und Meerblick, auf die man nur ging, um zu sehen und gesehen zu werden. Ich war allein hingegangen, eher aus Langweile. Man traf auf diesen Partys immer die selben Leute. Der Zirkel des Geldes ist überschaubar. Auf der Party traf ich eine fremde junge Frau, schwarzhaarig, bildschön, mit endlosen Beinen und einem Hauch von Nichts als Kleid. Wir flirteten, aber ihre plumpe Art, sich mir an den Hals zu werfen, war mir sehr schnell auf die Nerven gegangen und ich hatte sie bald stehenlassen und hätte sie vergessen. Doch als ich später in mein Hotelzimmer kam fand sie in Reizwäsche dahingegossen auf meinem Bett. Ich hatte sie nicht gerade höflich behandelt, als ich sie, wie sie war, aus dem Zimmer warf. Ihr Kleid hatte ich ihr zu einem Bündel zusammengeknäult hinterhergeworfen und die Tür zugeknallt. Natürlich hatte jemand diese Szene beobachtet und die die Geschichte war verzerrt im Internet gelandet.

„Vielleicht ist sie so mediengeil wie diese Tussi von damals", mutmaßte Rose weiter.

Ich schüttelte wieder den Kopf. „Carolyn ist grundehrlich."

Rose warf sich in einen Sessel und zückte ihr Handy. „Das werden wir ja sehen."

„Was tust du?", fragte ich und trat näher, um ihr über die Schulter sehen zu können.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt