Carolyn
Jenny steckte irgendwann den Kopf zu meiner Schlafzimmertür herein und fand mich in meine Decke eingewickelt, die Beine angezogen, im Bett liegend vor. Ich musste nochmal eingeschlafen sein, denn es war taghell. Von meinem Zusammenbruch und der Panikattacke in den Frühen Morgenstunden hatte sie nichts mitbekommen und ich war dankbar dafür.
„Caro, schläfst du etwa noch? Soviel hast du doch gar nicht getrunken. Du verpennst Weihnachten, Süße!"
„Was?", krächzte ich. Meine Stimme klang rau und fremd in meinen eigenen Ohren. Ich rappelte mich auf einen Ellbogen hoch. Stimmt, es war Weihnachten, fast hätte ich es in meinem Selbstmitleid vergessen. Ich musste aufstehen und zu meinen Eltern gehen. Ich durfte mich ausgerechnet an Weihnachten nicht verspäten. Doch ich kam nicht hoch.
„Hoffentlich hast du dir nicht denselben grippalen Infekt eingefangen, wie ich neulich", sagte Jenny besorgt und musterte mich.
„Es ist nicht die Grippe, aber...". Meine Stimme erstarb. Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Stattdessen entsperrte ich das Handy und hielt ihr das Smartphone hin, auf dessen Display noch immer die Seite mit den Klatschnachrichten zu sehen war.
Jenny griff mit fragender Miene nach dem Telefon. „Shit!", rief sie aus, nachdem sie ein paar Minuten lang gelesen hatte.
Sie wollte noch mehr sagen, aber in dem Moment klingelte es an der Tür.
„Wer ist das denn um diese Uhrzeit?", wunderte sie sich und ging nachsehen.
Es war David. Ich hörte ihn mit diesem ruhigen, souveränen Tonfall nach mir fragen, als Jenny die Tür aufmachte, während ich noch immer im Bett saß und mein Herz allein bei dem Klang seiner Stimme höherschlug.
„Bist du für diesen Scheiß im Internet verantwortlich?", fuhr Jenny ihn statt einer Begrüßung an. Ich zuckte bei ihrer Unhöflichkeit fast zusammen, denn David konnte nichts dafür. So viel stand fest.
„Ich habe absolut keine Ahnung, wovon du redest", hörte ich ihn antworten. „Kann ich jetzt mit Carolyn sprechen? Bitte?"
Ich kannte Jenny und ahnte, dass sie ihn nicht ohne Weiteres hereinlassen würde, solange sie dachte, dass er etwas mit den neuesten Schlagzeilen zutun haben könnte. Also wickelte ich mich in meinen Morgenmantel, glättete mir mit den Fingern mein Haar und ging ins Wohnzimmer, wo Jenny sich wie ein Türsteher an der Tür aufgebaut hatte und David kritisch beäugte. Es fehlte nur noch, dass sie ihn nach seinem Ausweis fragte.
„Hi", sagte ich leise aus dem Hintergrund und musste mich dann räuspern, denn ich hatte nicht mehr als ein Krächzen herausgebracht.
Beide Köpfe drehten sich zu mir um. Davids Ausdruck wurde besorgt, sobald er mich erblickte. Ich sah vermutlich noch schlimmer aus, als ich befürchtet hatte, oder als ich mich fühlte.
„Carolyn, was ist los?", fragte er tonlos über Jennys Kopf hinweg. Er machte Anstalten, sich an ihr vorbeizuschieben, aber sie stand ihm noch immer im Weg.
"Was ist los?", fragte er dann Jenny, die ihn jedoch weiterhin wachsam musterte.
"Wenn du sie verarschst..."
"Was?"
Ich kam langsam näher, die Arme um meinen Oberkörper geschlungen. „Was machst tust du hier?"
„Du hast mir geschrieben, schon vergessen?", erinnerte er mich an meine Nachricht von gestern Nacht.
„Oh", machte ich. „Du hast nicht zurückgeschrieben, daher dachte ich..."
David trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Die wachsende Ungeduld war ihm ins Gesicht geschrieben. „Lässt du mich jetzt bitte rein, Jenny?"
Jenny warf mir einen fragenden Blick zu und ich nickte zur Bestätigung, dass es in Ordnung war.
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Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...