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David

In einer halben Stunde war Mitternacht. Bates war fort. Das sagten zumindest die Polizisten, aber die Anspannung wollte noch nicht ganz von uns weichen. Rose beendete ihren Part auf der Bühne und kam zu uns. Ich erzählte ihr kurz, was los war. Sie schien erleichtert, aber ich konnte die Erleichterung noch nicht teilen. Ich konnte sehen, dass es Carolyn genauso ging. Ryan, der, wie so oft, Alkohol für die Lösung aller Probleme hielt, holte eine Runde Gin Tonic und ich war nicht in der Stimmung, es ihm auszureden.

„Was stand auf dem Zettel, den der Kellner Kristie von Bates hatte geben sollen?", fragte ich DI Jones, die sich pflichtbewusst, wie ein Schatten, noch immer in unserer Nähe aufhielt.

„Ein Kompliment für die Ohrringe und Miss Donners Aussehen, mehr nicht", antwortete sie.

„Nichts über Carolyn oder ein Verweis auf Cinderella?"

Sie schüttelte den Kopf. „Diesmal nicht."

„Und die Fahndung wegen des Autos?"

„Die Fahndung läuft", versicherte sie mir.

„Aber wenn Sie ihn erwischen, passiert ihm gar nicht viel, nicht wahr?"

Ich hatte am Nachmittag mit Anthony, meinem Anwalt, telefoniert und was er mir über die Rechtslage erzählt hatte, hatte mich nicht gerade zuversichtlich gestimmt.

„Wir hätten da Hausfriedensbruch und dann wäre da noch der Anschlag auf Ihr Auto", erinnerte mich die Polizistin. „Über eine Strafe wird dann das Gericht zu entscheiden haben."

Die ganze Aktion erschien mir so sinnlos. Die Anspannung, der Stress. Carolyn als Lockvogel. Es hatte zu nichts geführt, außer, dass Melvin Bates entwischt war. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Presse die ganze Sache aufdeckte und wieder irgendwelche Spekulationen anstellte, war ebenfalls hoch und Carolyn war schon wieder mittendrin. Das machte mich unzufrieden, obwohl ich hätte froh sein sollen, dass die Gefahr für den Augenblick gebannt schien. Aber so recht konnte ich nicht daran glauben. Ich versuchte, die Unzufriedenheit mit dem Drink zu betäuben, den Ryan mir in die Hand drückte. Ich trank ihn zu schnell und ging zur Bar, Nachschub zu holen.

Dort traf ich Kristie. Sie stützte sich mit ihrem Arm an der Theke ab und wartete auf ihren Cosmopolitan. Das war schon immer ihr Lieblingscocktail gewesen.

„Ist alles in Ordnung?", fragte ich sie.

„Ja, lieb, dass du fragst." Sie lächelte, es wirkte ein wenig wehmütig, wie so oft in letzter Zeit, auch wenn ihre Haltung Selbstsicherheit ausdrückte. Verstohlen griff sie sich an die falschen King-George-Ohrringe, die noch immer von ihren Ohren baumelten und die sie nach dem Ball würde zurückgeben müssen. „Es war nur ein Kellner, der sich mir beim Tanzen näherte, aber er hatte einen Zettel von Bates bei sich."

„Die Polizistin hat es erzählt."

„Sie sagen, er wäre weg."

Ich nickte.

Kristie lächelte erneu, erleichtert diesmal. „Ich war so erschrocken. Geht es Carolyn gut?"

„Ja", sagte ich. „Wir sind alle froh, wenn dieser Abend vorbei ist."

Kristie nickte leicht und malte mi ihrem langen Finger Muster auf die Theke. Schlangenlinien und Spiralen. „Ich reise übermorgen mit meinem Vater zurück in die Staaten. Wenn ich weg bin, lässt er euch bestimmt in Ruhe."

Da war ich mir nicht ganz sicher. Niemand konnte wissen, was im Kopf dieses Verrückten vorging. Aber die Chancen standen gut, dass in unserem Leben mehr Ruhe einkehren würde, wenn Kristie zurück in New York war. Zumindest würde es der Presse weniger Raum für Spekulationen geben.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt