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Carolyn

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war froh, dass David mich bei sich eingehakt hatte, als wir uns dem Ballsaal näherten und gleichzeitig die Stimmen und Geräusche von unten lauter wurden. Sein fester Griff wirkte beruhigend und half mir außerdem, mich nicht in den Stoffbahnen des Kleides zu verheddern, oder mit meinen hohen Schuhen umzuknicken. Der rote Traum von einem Kleid bauschte sich bei jedem Schritt um meine Beine. Es war wunderschön und David hatte mir versichert, dass es mir gut stand und wenn meine dumme Nervosität nicht gewesen wäre, dann hätte ich mich vermutlich auch absolut wohl gefühlt, vor allem mit David an meiner Seite, der in dem perfekt sitzenden schwarzen Smoking einfach atemberaubend gut aussah. Er trug den Anzug mit der selben, selbstsicheren Lässigkeit, wie er in seiner Freizeit Jeans und Pullover oder seine geschäftsmäßigen Anzüge trug.  Seine Haare hatte er mit wenig Gel zurückgekämmt, was sein markantes Profil mit der aristokratischen Nase betonte, aber auch das Grübchen, das zum Vorschein kam, sobald er mich ansah und lächelte.

„Kanns los gehen?", fragte er mich, als wir die Treppe erreichten.

„Ja."

Wir warteten kurz bis Detective Inspector Jones ihren Kollegen, die sich unten bereits unter die Gäste gemischt hatten, ein Zeichen gegeben hatte und als am Fuße der Treppe DI Byrne auftauchte, setzten wir uns in Bewegung.

Wir gingen langsam, weniger wegen der Wirkung, die unser Auftritt hatte, sondern weil ich mit dem weiten Kleid die Treppenstufen nicht sehen konnte, die Treppe hinab. Die Tatsache, dass der Läufer, der die Stufen bedeckte, fast den gleichen Rotton hatte wie mein Kleid, war auch nicht gerade hilfreich.

Ein paar Köpfe drehten sich zu uns um. Ich sah Davids Mutter mit seinem Onkel, Ryan und Rose und einer Frau, die Ryans Mutter sein musste, am Fuße der Treppe stehen. Ryan hatte einen Drink in der Hand und stieß ein bewunderndes und sehr vernehmbares „Oho!" aus, das noch mehr Leute dazu veranlasste, die Köpfe zu wenden und und anzusehen. Ein Raunen ging durch die Menge. Vereinzelt klatschten ein paar Leute. Kameras blitzten und Roy Miller und seine Kollegen schoben sich durch die Menge nach vorne um unseren Auftritt nicht zu verpassen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Die Polizisten in Zivil schienen die einzigen zu sein, die uns nicht ansahen, weil sie damit beschäftigt waren die Umgebung abzuscannen.

„Idiot", murmelte David finster in Ryans Richtung, wobei er aber professionell weiter lächelte, weil noch immer Fotos gemacht wurden, während ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Mein Gesicht hatte sicherlich dieselbe Farbe wie mein Kleid angenommen. Wie hatte ich nur so dämlich sein können und mich für ein rotes Kleid entscheiden? Hektische rote Flecken passten bestimmt ganz toll zu kirschrotem Seidentaft und Tüll. Ich schwitzte, mein Make-up war bestimmt bereits verschmiert und mir blieb nur zu hoffen, dass mein Deo sein Werbeversprechen hielt. Am liebsten hätte ich auf der Stelle kehrt gemacht und hätte mich oben verbarrikadiert.

Dann kam ausgerechnet Davids Mutter zu meiner Unterstützung. „Wie hübsch du bist, Carolyn", sagte sie mit einem wohlwollenden Lächeln, das nicht nur mir galt, sondern auch den Gästen und den Leuten von der Presse, die um uns herumstanden und mithörten. Sie legte mir die eine Hand auf die Schulter, während ihre andere Hand, Davids Oberarm berührte. Die Kamera blitzen erneut um die Geste in Pixeln festzuhalten. „Ich stelle dir ein paar Leute vor, meine Liebe", sagte sie und zog mich mit sich ins Getümmel.

Eine halbe Stunde später hatte ich den Überblick verloren, wie viele Leute mir vorgestellt worden waren. Mit wie vielen ich bedeutungslosen Smalltalk gemacht hatte und wie viele gefragt hatten, ob meine Familie auch im Immobiliengeschäft wäre oder ob ich mit den Montroses aus Schottland verwandt wäre, die wohl irgendwie adelig waren, aber mit denen meine Familie nichts zu tun hatte. Die Frage nach der Tätigkeit meiner Familie konnte ich ruhigen Gewissens damit beantworten, dass mein Vater in der Baubranche war, was ja auch stimmte, schließlich war er Maurer. Näheres erfahren wollte ohnehin keiner.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt