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Jenny: Wie sieht er eigentlich aus, dein sexy Hausmeister?"

Ich rollte mit den Augen, als ich diese Nachricht auf meinem Handydisplay las. Typisch, Jenny. Sie war neugierig und würde nicht locker lassen. Ein Teil von mir wünschte, ich hätte ihr nichts erzählt, aber ein anderer Teil war froh, dass ich mich ihr anvertrauen konnte.

Ich blickte von meinem Handy auf. David stand auf der Leiter, die ziemlich wackelig an einen Baum gelehnt war, und befestigte die Lichterkette, die ich mühsam entwirrt hatte, mit Kabelbindern. Zumindest versuchte er es. Denn die Leiter schien einige Zentimeter zu kurz zu sein. Joseph hielt die Leiter zwar fest, aber sie stand uneben im festgetretenen Schnee und David hielt sich nicht fest, weil er beide Hände für die Lichterkette brauchte. Um Halt zu haben, hatte er sich mit seinem Fuß in einer der Sprossen eingehakt. Das alles sah besorgniserregend wackelig aus und machte mich nervös. Ich widmete mich wieder meinem Handy:

Ich: Er sieht gut aus

Jenny: Das weiß ich schon... Erzählt mir mehr!!! Alles...

Ich überlegte, was ich ihr antworten sollte. Ich konnte ihr von seinem hellbraunen Haar schreiben, das von der Mütze, die er draußen trug, ein bisschen wirr aussah, was ihn jedoch nicht kümmerte und unverschämterweise tatsächlich ziemlich sexy aussah. Ich konnte Jenny auch von den schmalen Lippen berichten, die  unwiderstehlich lächeln konnten und von dem Grübchen, das sich zeigte, wenn er lächelte oder lachte, von seinem entschlossenen Kinn, den hohen Wangenknochen und der gekrümmten Nase, die seine blendende Erscheinung eher noch unterstrich, als sie zu beeinträchtigen. Seine tiefe Stimme, seine freundliche, hilfsbereite Art.

Ich schüttelte unwirsch den Kopf. Ich würde Jenny nichts davon schreiben. Vielleicht würde ich es ihr später, zuhause bei einem Glas Wein auf unserer Couch, erzählen, aber ich hätte es nicht in eine einfach Textnachricht packen können. Gerade, als ich das Handy wegstecken wollte, kam noch eine Nachricht.

Jenny: Mach ein Foto von ihm. Bitteee!!! 

Sie begleitete die Nachricht mit diversen Emojis, was mich lächeln ließ. Spontan hob ich das Handy und machte einen Schnappschuss von David oben auf der Leiter. Er war der Kamera halb abgewandt. Sein Blick konzentriert, die Lippen etwas verkniffen, weil er gerade dabei war, die Lichterkette, die sich im Geäst verfangen hatte, loszumachen. Trotzdem war er gut zu erkennen. Es war nett, ein Erinnerungsfoto von ihm zu haben, wenn ich morgen nach Hause fuhr.

Ich schickte Jenny das Foto und steckte das Handy dann in meine Tasche.

„Das sieht ziemlich gefährlich aus!", rief ich, als ich sah, wie er seinen Arm immer weiter ausstreckte, um den Ast zu erreichen, an dem die Lichterkette befestigt werden sollte.

„Sieht nur so aus!", rief David unbekümmert über die Schulter zu mir herab und weil er sich halb dabei drehte und seine Schuhsohlen nass und rutschig vom Schnee waren, rutschte er mit dem Fuß ab, ließ die Lichterkette los und ruderte haltsuchend mit den Armen.

Ich stieß einen spitzen Schrei aus, wollte die Augen schließen, aber ich konnten nicht anders und sah wie gelähmt dabei zu, wie David von der Leiter fiel. Sein Sturz wurde zunächst von Joseph gebremst, der die Leiter gehalten hatte und dann vom Schnee.

Ich hastete zu den beiden Männern, die als ächzendes Knäuel im Schnee lagen. „Alles in Ordnung?", rief ich besorgt und mit bebender Stimme. Denn die Leiter war wirklich hoch gewesen und der Sturz hatte heftig ausgesehen. 

Joseph enthielt sich einer Antwort und rappelte sich, vor sich hin fluchend, auf. Offensichtlich war er unverletzt, nur seine Mütze war ihm vom Kopf gefegt worden.

„David?"

„Nichts passiert!" Er war blass, vermutlich vom Schreck, aber er lächelte mich beruhigend an. Dann kämpfte auch er sich auf. Als er sich mit der linken Hand im Schnee abstützte, um hochzukommen, gab er ein kleines Stöhnen von sich.

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt