Ein Klopfen an der Tür weckte mich. Ich blinzelte in dem schmalen Streifen Licht, der durch die geschlossenen Damastvorhänge am Fenster drang, und sah mich etwas verwirrt um. Ich brauchte zwei Sekunden bis ich verstand, wo ich mich befand und zwei weitere Sekunden, bis mir klar wurde, dass ich alleine war. Schlaftrunken versuchte ich mich daran zu erinnern, wann David gegangen war und kam zu dem Schluss, dass ich während des Films eingeschlafen sein musste und nicht mitbekommen hatte, wie der Film geendet hatte, oder wann David gegangen war. Immerhin hatte er den Fernseher ausgemacht.
Es klopfte erneut und erst jetzt begriff ich, was mich geweckt hatte.
„Miss Montrose?", fragte eine mir fremde, freundliche Frauenstimme von der anderen Seite der Tür. „Sind Sie wach? Ich bringe Ihnen das Frühstück."
„I- ich bin w- wach. H- herein?", rief ich stotternd und eher geschockt als auffordernd. Wer war das? Warum wusste diese Frau wie ich heiße? Warum brachte sie mir Frühstück? Ich hatte angenommen, David und ich wären allein hier.
Noch während ich mir all diese Fragen stellte, öffnete sich die Tür und eine Frau mit graumeliertem, kurzem Haar und einer weißen Schürze über einer gemusterten Bluse und einem schlichten schwarzen Rock, kam herein. Sie trug ein großes, schwer aussehendes Tablett mit beiden Händen und gab der Tür hinter sich mit dem Fuß geschickt einen Schups, so dass sie ins Schloss fiel. Das Tablett hielt sie dabei in perfektem Gleichgewicht. Es wirkte, als hätte sie dieses Kunststück schon etliche Male vollführt.
Sie sah sich kurz im Zimmer um und ihr Blick blieb an mir hängen. Ich hatte mich im Bett aufgesetzt, und widerstand dem Drang, aus dem Bett zu springen und ihr das große Tablett abzunehmen. Vermutlich hätte ich mich bei dem Versuch nur zwischen den ganzen Laken, Decken und Kissen verheddert. Außerdem sah diese Frau nicht aus, als würde sie Hilfe brauchen oder erwarten. Sie hatte einen offenen Blick und lächelte freundlich.
„Ich bin Rachel, die Haushälterin, Miss Montrose", stellte sie sich höflich vor. „David hat mich gebeten, Ihnen etwas zum Frühstücken zu bringen. Ich wusste nicht genau, was Sie mögen, also habe ich von allem ein bisschen etwas vorbereitet." Während sie sprach kam sie mit dem Tablett näher. „Aus irgendeinem Grund haben wir keine Eier mehr im Haus und es wird ein bisschen dauern, bis jemand zum Einkaufen fahren kann. In Richtung Heatherton ist in der Nacht ein Baum auf die Straße gestürzt und die Straße konnte noch nicht geräumt werden. Normalerweise haben wir hier den ganzen Winter über nicht so viel Schnee wie heute Nacht gefallen ist", redete sie munter weiter.
Ich nickte etwas geplättet von dem morgendlichen Redefluss und fragte mich kurz, ob ich ihr von der nächtlichen Rühreiorgie erzählen sollte. Ich kam nicht dazu, weil mir Rachel das Tablett, das auf der Unterseite ausklappbare Stützen hatte, auf den Schoß stellte und ich mich, die sich sonst nie Zeit zum Frühstücken nahm, vor einer unüberschaubaren Vielzahl in hübschem Porzellan angerichteten Speisen wiederfand, die kaum auf das Tablett passten. Mehrere Toastschreiben waren in einem kleinen silbernen Ständer aufgereiht, Marmelade, Honig und Butter waren in Glasschälchen angerichtet. Es gab Obst, und einen Teller mit einer Auswahl an Schinken und Käse und süßes Gebäck.
„Wer soll denn das alles essen?", entfuhr es mir ungläubig.
„Sie meine Liebe", sagte Rachel warmherzig und reichte mir noch eine riesige Stoffserviette. „Ich habe Ihnen Kaffee gebracht, oder wäre Ihnen Tee lieber?"
„Kaffee ist wunderbar", sagte ich schnell und inhalierte den wunderbaren Duft, als sich Rachel gekonnt vorbeugte und aus einer kleinen Kanne eine Tasse einschenkte, ohne einen Tropfen zu verschütten. „Danke."
Ich hatte noch nie im Bett gefrühstückt, zumindest nichts, was über ein paar trockene Kekse oder einen lieblosen, krümeligen Toast hinausging. Ich fühlte mich wie in einem Luxushotel und dabei sollte ich eigentlich gar nicht hier sein. Das schlechte Gewissen meldete sich wieder.
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Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...