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David

Ich war fast in beschwingter Stimmung, als ich nach Hause fuhr und meinen Wagen in der Tiefgarage parkte. Carolyn hasste mich nicht mehr. Das war ein Fortschritt und endlich kam mein schlechtes Gewissen, das ich unentwegt gehabt hatte, langsam zur Ruhe. In den nächsten Tagen würde ich die Dichtung ihres Wasserhahns reparieren und vielleicht konnten wir dann abends noch etwas unternehmen. Ich könnte sie zum Essen ausführen oder wir könnten ins Kino gehen. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal im Kino gewesen bin. Wir würden jedenfalls irgendetwas im Warmen unternehmen. Der Ausflug zum Winter Wonderland hatte Spaß gemacht, aber es war verdammt kalt gewesen. Es wäre zur Abwechslung einmal schön, ihr nahe zu sein, ohne sich warm einpacken zu müssen.

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl von der Tiefgarage nach oben. Den Mantel hatte ich mir am Finger über die Schulter geworfen und mit der anderen Hand kramte ich in meiner Hosentasche nach dem Wohnungsschlüssel. Die Fahrstuhltür ging mit einem leisen Ping auf.

Die Tür zu meiner Wohnung befand sich am Ende eines kurzen, weiß gestrichenen Flurs. Im unfreundlich-grellen Licht der Deckenlampe musste ich immer erst mal blinzeln, aber ich sah die große, schlanke Gestalt mit den perfekt gestylten Haaren und den langen Beinen sofort, auch wenn ich mir wünschte, sie entspränge meiner Fantasie.

„Kristie, was zum Teufel machst du denn hier?", entfuhr es mir wenig erfreut. Die beschwingte Stimmung war verflogen.

„Ich muss mit dir reden, David. Du reagierst nicht auf meine Anrufe", sagte sie mit ihrer leicht rauen Stimme und strich sich dabei eine seidige Haarsträhne hinter die Schulter, so dass ihr langer Hals und die überdimensionalen goldene Ohrringe zur Geltung kamen.

„Wundert dich das wirklich? Es hat wohl einen Grund, dass ich nicht auf deine Anrufe reagiere."

Die Wahrheit war, dass ich gar nicht gewusst hatte, dass sie versucht hatte, mich zu erreichen. Dann fielen mir die unbekannten Anrufe ein, die ich früher am Nachmittag auf dem Handy gehabt und ignoriert hatte.

„Darf ich mit reinkommen?"

„Nein."

„David, bitte." Sie setzte ihren Dackelblick auf, der früher so oft bei mir Wirkung gezeigt hatte. Inzwischen wusste ich, dass es der Hypnoseblick einer Giftschlange war. „Ich warte schon ewig. Es ist hier zugig." Fröstelnd strich sie sich über die Oberarme. Sie übertrieb.

„Das hättest du nicht tun sollen." Ich machte ein paar beherzte Schritte zur Haustür, schob mich an ihr vorbei, und steckte den Schlüssel ins Schloss.

„Deine Mutter sagt..."

Ich hatte aufgeschlossen, aber die Tür war noch zu. Ich drehte mich zu ihr um, die Hand am Türknauf. „Ich habe schon gehört, dass du mit ihr gesprochen hast. Findest du es nicht ein bisschen unpassend, dich bei meiner Mutter auszuheulen? Lass es bitte."

„Ich habe mich immer gut mit deiner Mutter verstanden."

„Schön für dich." Ich konnte den leicht bitteren Unterton nicht verbergen. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war schon immer eher schwierig gewesen. Doch Kristie war für sie so etwas wie eine zweite Tochter.

„Der Weg zu mir führt jedenfalls nicht über meine Mutter. Das solltest du eigentlich wissen, wenn du mich ein bisschen kennst."

„Deshalb bin ich hier. Wir hatten nie Gelegenheit, miteinander zu sprechen und als wir uns neulich im Restaurant trafen...", Sie seufzte mit gesenktem Blick, als kämpfe sie mit ihren Gefühlen und gewähnte mir einen Blick auf ihr perfektes, dunkles Augen-Make-up. Ihr Auftritt war bühnenreif, ebenso wie der bebende Unterton in ihrer Stimme, als sie fortfuhr: „Ich habe dich so vermisst."

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt