Ich scrollte durch den Nachrichtenverlauf, ich las, und scrollte wieder zurück, um es noch einmal zu lesen. Meine Finger waren um das Telefon verkrampft, als könne es mir irgendwie Halt geben, aber das tat es natürlich nicht. Die Küchenarbeitsplatte, gegen die ich mich lehnte, war da schon besser geeignet. Aber auch wenn mein Körper aufrecht blieb fühlte ich mich buchstäblich am Boden.
David sah die Veränderung an mir. – Nein, der Earl of Dunbrook sah die Veränderung und blickte mich mit besorgter Miene an. „Du bist ganz blass, schlechte Nachrichten von zuhause?"
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der Schock saß zu tief. Stattdessen schob ich ihm mit zitternden Finger das Handy über die Arbeitsplatte hin. Das Foto, das ich heimlich von ihm gemacht hatte, war oben. Dann folgte eine Nachricht von Jenny.
Jenny: Wenn das der Hausmeister ist, bin ich Herzogin Kate
Sie hatte einen Herzchen-Emojis versehenen Screenshot beigefügt. Ein Zeitungsartikel aus einem Wirtschaftsblatt mit der Überschrift. Der junge Earl of Dunbrook nimmt das Ruder in die Hand. Neuer CEO bei Dunbrook Real Estate Holding. Der Artikel war fast ein Jahr alt, aber das Bild zeigte eindeutig David. Bloß nicht in Jeans, Strickpullover und mit verstrubbelten Haaren, wie ich ihn kennen gelernt hatte, sondern im dunklen, perfekt sitzenden Anzug, weißem Hemd und dunkelblauer Seidenkrawatte. Sein Haar war ordentlich gekämmt, am Handgelenk blitzte eine teuer aussehende Uhr unter der Manschette hervor. Da waren die tiefgründigen Augen, die Hakennase, die hohen Wangenknochen, das entschlossene Kinn und zu guter Letzt das Grübchen. Sein Lächeln war geschäftsmäßig, aber unverkennbar. Er posierte vor dem übergroßen Emblem seiner Firma, das im Hintergrund an einer weißen Wand angebracht war.
Jennys nächste Nachricht war zwanzig Minuten später gekommen:
Jenny: Und jetzt sag mir, dass du längst wusstest, wer er ist, und du mich bloß veräppeln wolltest! Das ist dir gelungen! Der Hausmeister, haha! Ruf mich an!
Eine Stunde später:
Jenny: Caro?! Ich kann dich nicht erreichen. Bist du sauer? Wenn du dich nicht bald meldest, mache ich mir ernsthaft Sorgen.
Vor zwanzig Minuten:
Jenny: Caro?!
Davids Gesichtsausdruck war versteinert. Er schob das Telefon zurück zu mir. „Du solltest deine Freundin anrufen. Sie macht sich Sorgen", sagte er mit einer Stimme, die ganz fremd klang.
Sein Tonfall und sein Blick ließen mich schwer schlucken, denn etwas in mir hatte noch die leise Hoffnung gehegt, es gäbe eine plausible Erklärung, die nicht darauf hinauslief, dass er mich nach Strich und Faden verarscht hatte.
„Willst du gar nichts dazu sagen?"
Er verzog das Gesicht zu etwas, was ein verzerrtes schiefes Lächeln hätte sein können, aber es sah irgendwie schmerzhaft aus und erreichte seine Augen nicht.
„Du weißt es ja jetzt... wer ich bin." Er wich meinem Blick aus und zog sich mit hängenden Schultern bis zu dem großen Tisch in der Mitte des Raumes zurück, während ich an der Arbeitsplatte stehen blieb. „Ich wollte es dir heute Nachmittag sagen", fuhr er leise fort. Seine sonst so kräftige, tiefe Stimme klang brüchig. "Aber dann ist Rose hereingeplatzt und dann wollte ich es dir jetzt sagen, aber deine Freundin war schneller."
Selbst wenn seine Worte wahr sein mochten, sie klangen nach einer lahmen Ausrede. Es hätte mehr als genug Gelegenheiten gegeben, mir zu sagen, dass er der Earl of Dunbrook und nicht der Hausmeister ist. Er hätte etwas sagen können. Nachdem er mich aus der Toilettenkabine befreit hatte, als er mich nach Heatherton fuhr, als er mir anbot, mich in Heatherfield Castle aufzunehmen, beim Essen, als wir über Gott und die Welt geredet hatten, beim Fernsehen, ehe er mich küsste...
DU LIEST GERADE
Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...