Carolyn
David gab meiner Wohnungstür mit dem Fuß einen beherzten Stoß, weil seine und meine Hände anderweitig beschäftigt waren. Anschließend taumelten wir wild küssend zu dem schmalen Sofa und ließen uns, ohne auch nur innezuhalten, darauf fallen. Es war dunkel im Zimmer, nur der kleine Plastikweihnachtsbaum und eine Straßenlaterne vor dem Fenster spendeten schummriges Licht. Es störte uns nicht. Das Licht reichte aus, um Davids dunklen Blick und seine markanten Züge zu erkennen, wenn wir uns nach Luft schnappend anblickten, nur um uns in der nächsten Sekunde wieder zu küssen. Atmen war überbewertet.
Wir waren unbehelligt zu meiner Wohnung gekommen. Diesmal hatte uns kein Fotograf und kein Reporter aufgelauert. Vielleicht feierten sogar solche Leute Weihnachten. Es genügte schon, dass das Foto vom Morgen, das David zeigte, wie er wütend auf den Fotografen losgegangen war, schon im Internet kursierte. David sah auf dem Bild richtig gefährlich aus und entsprechende Kommentare, von Leuten, die den Zusammenhang gar nicht kannten, kommentierten fleißig in diese Richtung. David schwieg dazu, aber ich glaubte nicht, dass es ihn kalt ließ.
Vielleicht küsste er mich deshalb mit an Verzweiflung grenzender Leidenschaft, ließ nie auch nur eine Sekunde den Kontakt abbrechen, presste mich an sich, als könnte ich verloren gehen. Ich gab ihm gerne den Halt und ließ mich mit ihm in den Strudel hinabziehen, der von unseren Küssen entfacht wurde. Mein Köper spielte verrückt, mir war heiß und kalt gleichzeitig. Nachdenken funktionierte längst nicht mehr, und es war gut so. Etwas anderes hatte die Kontrolle übernommen. Ich ließ mich fallen, hatte es lägst getan. Wir gaben uns dem Strudel blindlinks hin, auch wenn es uns in die Tiefe riss, versengen oder ersticken sollte.
Davids Hände hatten sich längst unter mein dünnes Top geschoben und ließen, dort wo er mich berührte, meine Haut glühen. Gelegentlich lösten sich seine Lippen von meinen, aber nur, um kribbelnde Spuren zu meinem Schlüsselbein zu ziehen, oder sich eine Bahn zu meinem Ohrläppchen zu küssen und sacht daran zu knabbern. Ich wand mich in seinen Armen und doch konnte ich nicht genug bekommen.
Auch ich wurde mutiger, fuhr mit meinen Händen unter dem Pullover seine harte Brust nach. Er zog ihn sich kurzerhand über den Kopf und warf ihn achtlos neben das Sofa. Unsere Lippen trennten sich dafür nur kurz voneinander. Die Beleuchtung des kleinen Plastikweihnachtsbaums warf seltsame Lichtreflexe auf seinen muskulösen Oberkörper, der sich unter meinen Fingern heftig hob und senkte, und seine sehnigen Arme. Ich beobachtete meine Finger auf seiner nackten Haut wie hypnotisiert. Dann sah ich auf und blickte in ein paar dunkler Augen. In dem dunklen Blick las ich so viele Emotionen und eine Spur Unsicherheit, die nicht zu dem passte, was wir hier taten.
„David", flüsterte ich atemlos.
„Wir können uns Zeit lassen, okay?", flüsterte er und strich mir über die Wange. Die Geste war sanft und unschuldig. „Es geht alles so schnell, und... es ist wunderbar..." Er unterbrach sich für ein Lächeln, „aber das muss es nicht... Ich will dich zu nichts drängen", sagte er so leise, dass ich es nur verstand, weil er seine Stirn gegen meine legte.
Ich schluckte, weil ich begriff, was er mir damit sagen wollte. Das zwischen uns war mehr als Sex. Doch das wusste ich schon. Trotzdem war es schön, dass er es ansprach. Ich schlang mit einem warmen Gefühl in der Brust meine Arme um seinen Hals. „Das weiß ich und das tust du nicht. I- ich will es auch."
Ich hörte, wie er tief Luft holte. Dann bewegte er sich leicht und hob mit Daumen und Zeigefinger mein Kinn an und küsste mich wieder, ein bisschen weniger gierig, als zuvor. „Ich liebe dich."
Bis auf das schummrige Licht des Weihnachtsbäumchens war es sehr dunkel in der Wohnung, draußen fuhr ein einsames Auto vorbei. Ansonsten war nur unser Atem zu hören und hin und wieder ein leises Knarzen des alten Sofas.
DU LIEST GERADE
Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...