David
„Es ist unmenschlich, Dave! Unmenschlich, mich so früh her zu zitieren!" Ryan schlurfte am Dienstagmorgen mit Leidesmiene in mein Büro. „Und wie mich die Wilde gerade angesehen hat. Zum Fürchten. Ich habe Angst vor ihr, wirklich, Dave. Du etwa nicht?"
Ich saß bereits hinter meinem Schreibtisch und begrüßte ihn mit einem Grinsen. „Ich glaube, Mrs Wilde hat mehr Angst vor dir, als du vor ihr."
„Kann nicht sein." Ryan ließ sich mit einem Stöhnen auf das schmale Sofa aus schwarzem Leder fallen, das in einer Ecke des Raumes stand und zu einer kleinen Sitzgruppe gehörte. „Wie kannst du so fit sein?"
„Es ist nach neun", erinnerte ich ihn schmunzelnd. „Ich bin seit über einer Stunde hier. Davor war ich Joggen."
„Streber", murrte Ryan und schloss die Augen. „Ich komme normalerweise nicht vor dem Mittagessen ins Büro. Alles andere ist für mich Mitten in der Nacht. Wieso muss ich eigentlich mit zu diesem Termin mit diesem Architekten?"
„Weil du ein Auge fürs Detail hast und dein Vater nur aufs Geld schauen wird."
„Na schön." Ryan hatte noch immer die Augen geschlossen.
Ich nahm eine Tasse von dem Tablett, dass mir Mrs Wilde allmorgendlich hinstellte, obwohl ich ihr schon tausendmal gesagt hatte, dass ich in der Lage war, mir selbst Tee zu machen, und schenkte eine Tasse für Ryan voll und stellte sie vor ihn hin.
„Tee."
Er öffnete hoffnungsvoll ein Auge. „Mit Schuss?"
„Nein."
„Schade." Er setzte sich auf und trank den Tee trotzdem. „Mein Vater ist übrigens ein Idiot", fuhr er fort, nachdem der Tee scheinbar ein wenig Wirkung gezeigt und seine Lebensgeister geweckt hatte. „Ich meine geschäftlich hat er es drauf, aber dass er gestern ausgerechnet Kristie zum Essen einladen musste..."
Ich musste beinahe lächeln und setzte mich auf den Sessel rechts von ihm. „Dein Vater hat ungefähr so viel Feingefühl, wie meine Mutter, die Kristie zum Silvesterball eingeladen hat. Sie träumen alle von einer Versöhnung, ebenso wie die Presse, die das Thema natürlich gleich aufgegriffen hat."
Ryan nickte leicht. „Hab den Blödsinn gelesen. Versöhnung unterm Weihnachtsbaum oder etwas in der Art. Kristie scheint auch nicht abgeneigt zu sein, jetzt da es mit ihrem Rugbyspieler aus ist. Du warst erstaunlich immun gegen ihre Avancen."
„Ein bisschen Selbstbeherrschung kannst du mir ruhig zutrauen. Es wird keine Versöhnung geben."
„Sicher? Du hast sie mal sehr geliebt."
Ich musterte Ryan einen Moment lang. Sein Dauergrinsen war einem ernsteren Ausdruck gewichen. Mein Cousin kannte mich gut. So unterschiedlich wir waren, wir waren nicht nur Cousins, sondern Freunde und er hatte alle meine Höhen und Tiefen miterlebt. Er wusste als einer der wenigen, wie sehr mich die Sache vor einem Jahr runtergezogen hatte.
„Das war einmal."
„Freut mich zu hören. Die Kohle ihres Vaters und einen Fuß in der Tür zum amerikanischen Markt ist nämlich nicht alles, auch wenn mein Dad und deine Mutter das denken."
„Was du nicht sagst", stellte ich fest. „Dein Scharfblick erstaunt mich, dafür, dass du nur so viel Zeit wie unbedingt nötig im Büro verbringst."
Ryan nahm mir meine Feststellung nicht übel. „Das ist gesunder Menschenverstand, kein Scharfblick. Du kennst meine Strategie: Wenn ich mich von allem fernhalte, dann will auch keiner was von mir. Das heißt aber nicht, dass ich nicht Bescheid weiß." Ryan zwinkerte mir verschwörerisch zu.
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Love Christmas - A Cinderella Story
RomanceCarolyn ist für alle da: Ihre alleinerziehende Schwester und deren Zwillinge, die pflegebedürftige Großmutter und ihren Chef, für den Überstunden nichts zählen. Für sich selbst bleibt keine Zeit. - Bis sie ihre beste Freundin zu einem vorweihnacht...