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„Sitzt du die ganze Zeit schon hier?", fragte er lächelnd. Seine Stimme hallte ein wenig in dem hohen Treppenhaus.

Ich nickte ein wenig schuldbewusst und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich dachte, ich warte hier auf dich."

David legte den Kopf ein wenig schief, was verboten aussah, und kam dann die letzten Stufen der Treppe hinauf, nahm dabei zwei Stufen auf einmal, und zog mich in eine Umarmung. „Du bist ganz kalt. Es ist zugig auf der Treppe."

„Ich friere gar nicht", sagte ich, aber im selbem Moment, da ich seine Wärme spürte, bemerkte ich, dass mir ebendiese gefehlt hatte. Ich schmiegte mich an seine feste Brust, legte mein Ohr an sein Herz und lauschte dem regelmäßigen Schlagen, als wäre es die schönste Musik. „Danke."

„Wofür?"

„Dafür, dass du dich bei deiner Mutter für mich eingesetzt hast. Es – es war schön, was du gesagt hast."

„So, du hast gelauscht", stellte er belustigt fest und wickelte sich dabei die Haarsträhne, die ich mir hinters Ohr geklemmt hatte und die sich gleich wieder gelöst hatte, um den Zeigefinger. „Es war die Wahrheit. Jedes Wort."

„Ich habe nicht absichtlich gelauscht", stellte ich klar, obwohl ich merkte, dass er nicht böse war. Trotzdem wollte ich das gerne klarstellen. „Deine Mutter klang recht versöhnlich."

Davids Hand strich mir über den Hinterkopf, während meine Wange noch immer an seiner Brust lag und ich seinem Herzschlag lauschte.

„Das war ein ungewohnt offenes Gespräch mit meiner Mutter", antwortete er. „Ich schätze, dass sie eingesehen hat, dass sie ihren Vorurteilen erlegen war und ihr Eingreifen mehr Schaden als Gutes angerichtet hat. Ich glaube, sie mag dich sogar ziemlich gerne, auch wenn sie viel zu stolz ist, das zuzugeben."

„Ich hoffe, wir haben Gelegenheit, uns besser kennenzulernen."

David neigte den Kopf so, dass er mich ansehen konnte und ich löste meine Wange von ihm, damit ich den Blick erwidern konnte. „Natürlich habt ihr das." Aber es klang wieder der leicht raue Unterton mit, der mir verriet, dass die Anspannung zurück war, weil er, wie ich, an den Stalker dachte.

Wir verfielen in Schweigen. Keiner von uns wollte die unsichtbare Bedrohung ansprechen, aber leugnen ließ sie sich auch nicht. Um mich abzulenken, dachte ich an das etwas eigenartige Telefongespräch mit Sandra zurück, aber auch das hatte bei mir ein unbehagliches Gefühl hinterlassen.

„Es ist seltsam", sagte ich in die Stille hinein. „Ich hatte immer ein enges Verhältnis zu meiner Familie, aber das scheint sich geändert zu haben."

"Du hast ja jetzt mich", sagte David mit einer Selbstverständlichkeit, die mich gerührt die Luft anhalten ließ. "Ist etwas vorgefallen?" 

"Sandra hat mir vorhin angerufen und sie war seltsam."

„Inwiefern?"

„Sie fragte, wie es mir geht, was wir so machten. Eigentlich waren es harmlose Fragen, aber es fühlte sich an, als wolle sie mich aushorchen. Sie behauptete Granny wäre neugierig, aber Granny würde nicht Sandra vorschicken, um mich zu fragen, wie es mir geht. Außerdem war Sandras Freund dabei und ich glaube, er hörte mit. Ich fand es so eigenartig, dass ich es für besser hielt nichts zu sagen... Stattdessen habe ich ein bisschen gelogen."

David stieß einen belustigten Laut aus, was seinen Brustkorb unter meiner Wange erbeben ließ, während an mir das schlechte Gewissen nagte. „Was hast du ihr denn erzählt?", fragte er interessiert.

„Ich habe behauptet, dass hier heute schon eine große Party steigt und wir jemandem vom Königshaus erwarten."

Jetzt lachte David richtig. Das Geräusch hallte durch das große Treppenhauses bis hinauf zur Glaskuppel. „Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Und, hat sie es dir abgekauft?"

Love Christmas - A Cinderella StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt